Land
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Jahr
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1987
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Länge
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113 min. (3097 m)
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gekürzte Fassung: |
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107 min.
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Farbe
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Tonverfahren
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70 mm 6-Track/Dolby
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Format
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35 mm (1.85:1)
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Regie | Alan Parker | |
Drehbuch | Alan Parker | |
Literaturvorlage | William Hjortsberg | |
Kamera | Michael Seresin | |
Spezialeffekte | J.C. Brotherhood | |
Schnitt | Gerry Hambling | |
Musik | Trevor Jones | |
Songs | Brownie McGhee, Anthony Evans, | |
Bessie Smith | ||
Ton | Danny Michael, Robert Litt, Steve Maslow, | |
Elliot Tyson, Eddy Joseph (Schnitt), William | ||
Trent (Schnitt) | ||
Prod.-Design | Brian Morris | |
Bauten | Robert J. Franco, Leslie Pope, Carol Nast, | |
Joanne Schmidt | ||
Ausstattung | Kristi Zea, Armin Ganz, Maher Amad, | |
Jeremy Conway | ||
Kostüme | Aude Bronson-Howard | |
Maske | David Forrest, Robert Laden, Carla White | |
(Make-up), Victor De Nicola, Paul LeBlanc | ||
(Frisuren) | ||
Stunts | Harry Madsen | |
Produktion | Alan Marshall, Elliott Kastner / Winkast | |
Union für Carolco Intern. | ||
Verleih | Jugendfilm, atlas (16 mm), Marketing | |
(Video) |
06.03.1987 | |||
29.08.1987 | |||
29.02.1988 | |||
23.06.1998 (Live Entertainment) | |||
24.04.2001 (Artisan) | |||
18.05.2004 (Artisan, Special Edition) | |||
27.12.2000 (Momentum) | |||
27.12.2000 (Kinowelt) | |||
17.01.2006 (Kinowelt, Premium Edition) |
17185000 $
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5124861€, 1145150 Zuschauer |
Mickey Rourke | (Harry Angel) | |
Robert De Niro | (Louis Cyphre) | |
Lisa Bonet | (Epiphany Proudfoot) | |
Charlotte Rampling | (Margaret Krusemark) | |
Brownie McGhee | (Toot Sweet) | |
Stocker Fontelieu | (Ethan Krusemark) | |
Michael Higgins | (Dr. Fowler) | |
Elizabeth Whitcraft | (Connie) | |
Eliott Keener | (Sterne) | |
Dann Florek | (Herman Winesap) | |
George Buck | (Izzy) |
Einige Kritiker haben Parker vorgeworfen (wie sie es gegenüber ehemaligen Werbefilmern gerne tun), daß Angel Heart sich in einem Exzess oberflächlicher, effekthascherischer Bilder erschöpfe: »Der prätentiöse Bastard aus Detektiv- und okkultem Horrorfilm beginnt mit einer Einstellung wie aus Der Exorzist. Die Beauftragung eines Privatdetektivs durch einen Finsterling, einen verschwundenen Musiker aufzuspüren, sowie die nächsten 60 Filmminuten halten sich brav an die Schuß-Gegenschuß-Methode. Dann wird ein wenig alpgeträumt, in zerbrochene Spiegel geblickt, der Auftritt einer schwarzen Musikband aber wieder ganz konventionell gefilmt. Voodoo, exotische Schauplätze und etwas Schnickschnack wie die Sonnenbrille mit Nasenschutz motzen die Handlung auf. Dazu immer wieder ein paar Spritzer Mystik-Ketchup und dann eine Blut-Liebes-Orgie. Das alles führt, oh Graus und Grusel, zum unerbittlichen Ende. Im Fahrstuhl, du heilige Metapher, fährt der moderne Faust nach unten, während der Abspann läuft und läuft. Seine Seele hat er an den Teufel verkauft, um ein Star zu werden. Dagegen ist die US-Filmindustrie geradezu harmlos. Angel Heart zeigt, wieviel ein Regisseur von sich aufgeben, und doch erfolgreich bleiben kann.« (Alf Mayer, EPD Film).
Doch ist der Film durchaus vielschichtig. »Wichtiger als die Figuren und die Geschichte sind für Alan Parker die ihm potentiell innewohnenden Bilder, die Symbole, die Interieurs, das monochrome Ambiente der Fünfziger. Ähnlich wie Hitchcocks MacGuffin ist das Faust-Motiv hier lediglich der handlungsauslösende Faktor, wobei die Wirkung Angel Heart mehr interessiert als die Ursache. Angel Heart entlarvt die objektive Realität seines whodunits am Ende als restlos subjektiv. Wie für den geplagten Privatdetektiv, so zerbröckelt auch für den Zuschauer am Ende die (Kino)-Realität; der Blick des gefallenen Engels in den zerbrochenen Spiegel ist zugleich auch der Blick des Zuschauers. Auf der visuellen Ebene zeigt sich dieser Prozeß in den immer häufiger auftretenden Hinweisen, die eine rationale Lösung mehr als deutlich ausschließen. Einem ähnlichen Zweck dienen die Visionen Harry Angels, deren Bilderstakkato immer mehr an Deutlichkeit gewinnt, während parallel dazu das Rätsel entwirrt wird. Ganz folgerichtig verzichtet Parker daher auch auf eine konsequente Trennung zwischen Traum und Realität. Insbesondere in den Traumsequenzen zeigen sich dabei Parkers inszenatorische Stärken. Wie in Birdy und The Wall gelingen dem ehemaligen Werbefilmer auch hier schwindelerregende Bilderfolgen, deren Wirkung zum größten Teil auf den düster-hämmernden Soundtrack von Trevor Jones zurückgeht. Wie furios Parker dabei die Musik benutzt, um Schnittfolgen, ja, den Rhythmus seines ganzen Films zu definieren, zeigt sich beispielhaft in einer Parallelmontage zwischen einem jugendlichen Steptänzer und dem aufgewühlten Harry Angel. Immer wieder tauchen daneben Bilder eines Aufzugs auf, der Harry Angel in die Hölle befördert; ebensowenig wie der Traum-Detektiv aus dem engen Raum des Aufzugs entfliehen kann, kann auch der reale Detektiv nicht aus der wirklichen Welt entkommen, die längst in der Hand des Teufels ist. In dieser Welt ist der Mensch nicht länger Herr der Dinge, die Objekte befinden sich im Bunde mit dem Bösen und haben sich gegen den Menschen verschworen: Wie die Vorboten des Todes legen sich die bedrohlichen Schatten eines Ventilators über die Szenerie, hartgekochte Eier werden zu Symbolen der Seele, zum gefälligen Verzehr geschaffen. Im Gegensatz zu Der Exorzist weigert sich Parker jedoch, die Religion als Ausweg aus dieser existentiellen Krise zu sehen. So stellen seine Bilder nicht nur effektive, aber schlußendlich leere Manipulationen dar, sondern enthalten des öfteren auch stark antireligiöse Untertöne; namentlich der inzestuöse Liebesakt zwischen dem Verdammten und seiner Tochter, bei der sich das an den Wänden herunterrinnende Regenwasser in einem bösen Kommentar auf die Eucharistie in Blut verwandelt.« (Joachim F. Müller in: Enzyklopädie des phantastischen Films).
»Das ganze ist ein moralisches Spiel, und das Märchen vom Teufelspakt ist Jahrhunderte alt: Man fühlt sich ideologisch ins finstere Mittelalter zurückversetzt. Die Endzeitstimmung unserer Tage und die apokalyptische Erwartungshaltung des Mittelalters gehen eine Allianz ein. Mit den faustischen Tragödien der Klassik hat der Detektiv als Wahrheitssucher Harry Angel natürlich nicht das geringste zu tun, er ist nur ein primitiver ›Fäustling‹, dem das Streben nach Erkenntnis bloß die äußerst dunkle Seite seiner selbst enthüllt und den die Moral mit Leichtigkeit ins ewige Feuer stößt. Es ist schon frappierend, wie eine alte, erzkonservative Legende heraufbeschworen wird, um mit dem gestylten Blick der 80er Jahre zurück projiziert zu werden in ein Amerika der 40er und 50er Jahre unseres Jahrhunderts, das zwischen materieller Fixierung und existentialistischer Verweigerung hin- und herpendelt. Das Irrationale streckt seine Fühler aus, und der Teufel wird wieder herbeizitiert, um für die Schlechtigkeit der Welt eine Erklärung zu liefern. Da der Teufel eine dialektische Figur ist, siegt am Ende nicht das Böse über das Gute, sondern das Böse wird bestraft, die Moral macht den Teufel zu ihrem Handlanger und triumphiert. Parkers Film ist so konservativ wie die Legende. die er variiert. Erschreckend ist die Sexualfeindlichkeit, die den Film wie eine Blutspur durchzieht und den Ängsten der AIDS-Ära Ausdruck verleiht. Die Verteufelung tritt am stärksten hervor in einer surrealistischen Kopulationsszene, die den Detektiv mit einem jungen Mädchen vereint, das sich als seine Tochter herausstellt und zuvor auch schon vom Teufel selbst geschwängert worden ist, verzerrt sich das Gesicht des Mädchens mit einem Mal in Schmerzen, Lust schlägt um in Grauen, Blut tropft von der Decke auf das nackte Paar, auf dem Höhepunkt fließt es in Strömen. Sexualität wird bestraft. Parkers Horrorvision ist perfekt inszeniertes Teufelsblendwerk. Und fast möchte man abergläubisch werden. Im Kino regieren wieder Zucht und Ordnung, Moral und höhere Gerechtigkeit. Hollywood heißt die zentrale Schaltstelle. Wer an den Hebeln sitzt? Der Teufel möglicherweise.« (Peter Kremski, Medien+Erziehung).
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Doris Blum in: Die Welt, 1.9.1987; Peter Buchka in: SZ, 9.9.1987; Norbert Grob in: Kölner Stadtanzeiger, 5.9.1987; Alfred Holighaus in: tip, 19/1987; Horst Peter Koll in. film-dienst, 19/1987; Peter Kremski in: medien+erziehung, 5/1987, Alf Mayer in. epd Film, 10/1987; Claudius Seidl in: Die Zeit, 11.9.1987; Karsten Visarius in: FR, 4.9.1987; Wolfgang Würker in: FAZ, 4.9.1987
Cinema Nr.110 (7/1987), S.172; Nr.112 (9/1987), S.12; Nr.113 (10/1987), Plakatkarte
Heinzlmeier, Adolf/Schulz, Berndt: Kultfilme (Cinema-Buch), Hamburg 1989
Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995
Müller, Jürgen: Filme der 80er, Köln 2002
Stresau, Norbert/Wimmer, Heinrich(Hrsg.): Enzyklopädie des phantastischen Films, Meitingen 1986ff