Land
|
||
Jahr
|
1959
|
|
Länge
|
212 min. (6100 m)
|
|
Farbe
|
||
Tonverfahren
|
70mm 6-Track/
|
|
Stereo
|
||
Format
|
35 mm (2.20:1)
|
|
70 mm (2.35/2.76:1)
|
||
Regie | William Wyler | |
Drehbuch | Karl Tunberg | |
Literaturvorlage | Lewis Wallace | |
Kamera | Robert L. Surtees | |
Spezialeffekte | A. Arnold Gillespie, Robert | |
MacDonald, Milo Lory | ||
Schnitt | Ralph E. Winters, John Dunning | |
Musik | Miklós Rózsa | |
Ton | Franklin E. Milton | |
Bauten | Hugh Grant | |
Ausstattung | William Horning, Edward Carfagno | |
Kostüme | Elizabeth Haffenden | |
Maske | Charles E. Parker (Make-up), | |
Gabriella Borzelli (Frisuren) | ||
Produktion | Sam Zimbalist für MGM | |
Verleih | MGM/UA |
18.11.1959 | |||
14.10.1960 | |||
13.03.2001 (Warner Home Video) | |||
11.06.2002 (Creative Design, Collector's Edition) | |||
13.09.2005 (Warner, 4-Disc Collector's Edition) | |||
25.10.2001 (Warner Home Video) | |||
25.11.2005 (Warner, 4-Disc Special Edition) |
70000000 $ | |||
1060259 Zuschauer (1960)
|
Charlton Heston | (Judah Ben Hur) | |
Stephen Boyd | (Messala) | |
Haya Harareet | (Esther) | |
Jack Hawkins | (Quintus Arrius) | |
Hugh Griffith | (Scheich Ilderim) | |
Martha Scott | (Miriam) | |
Cathy O'Donnell | (Tirzah) | |
Frank Thring | (Pontius Pilatus) | |
Sam Jaffe | (Simonides) | |
Finlay Currie | (Balthazar) | |
Terence Longdon | (Drusus) | |
George Relph | (Tiberius) | |
Adi Berber | (Malluch) | |
Laurence Payne | (Joseph) | |
Andre Morell | (Sextus) | |
Marina Berti | (Flavia) | |
Claude Heater | (Christus) | |
John Le Mesurier | (Arzt) | |
Stella Vitelleschi | (Amrah) | |
Jose Greci | (Maria) | |
John Horsley | (Spintho) | |
Richard Coleman | (Metallus) | |
Duncan Lamont | (Marius) | |
Ralph Truman | (Adjudant des Tiberius) | |
Robert Brown | (Galeerenoffizier) |
»Ben Hur ist in mancher Hinsicht der perfekte Jesus-Film im Hollywood-Format: die Verbindung von romantischer Abenteuer-, Liebes- und Erlösungsgeschichte mit der Botschaft des Neuen Testaments, eine schauprächtige Superproduktion mit zugkräftigen Stars und spektakulären Elementen, geadelt durch die biblische Botschaft. In Ben Hur zeigt sich eine Tradition, die ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Der Bestsellerroman des Bürgerkriegsgenerals Lewis Wallace, der für die Südstaaten gekämpft hatte, war 1890 erschienen, noch vor der Geburtsstunde des Films. Schon 1899 wurde er in eine spektakuläre Bühnenproduktion umgesetzt, bei der der spätere Westerndarsteller W.S. Hart die Rolle des Messala spielte und bei der das Wagenrennen mit lebenden Pferden auf einer Drehbühne inszeniert wurde. Ein Kritiker schrieb damals, diese Produktion schreie förmlich nach dem neuen Medium Film. Die Tradition des Bühnenrealismus hatte im späten 19. Jahrhundert zu Superproduktionen geführt, die von lebenden Tieren bis zu ganzen Eisenbahnen alles auf die Bühne brachten, dadurch aber wurden die räumlichen Beschränkungen des Theaters nur um so deutlicher, die einzig und allein der Film überwinden konnte. So gab es 1907 die erste Filmversion von Ben Hur. Die Stummfilmversion aus den 20er Jahren war eine der aufwendigsten Produktionen, die all das aufbot, was damals filmisch machbar war. Neben Cecil B. DeMilles König der Könige(1927) gehört sie zu den kommerziell erfolgreichsten Filmen mit religiösen Themen in der Stummfilmzeit. Auch heute noch steht die historisch interessante und immer noch wirkungsvolle Stummfilmversion der aufwendigen Neuverfilmung von 1959 in nichts nach. Beide Filme sind in den wesentlichen Handlungslinien bis hin zum Aufbau einzelner Szenen fast identisch. Ben Hur beginnt wie ein orthodoxer Bibelfilm mit der Erzählung der Geburt Christi. Die Geschichte Jesu bildet aber nur den Rahmen des Films, auf den an entscheidenden Gelenkstellen der Handlung hingewiesen wird, bis sie am Ende mit der Kreuzigungsszene wieder fast ganz in den klassischen Jesus-Film zurückfällt. Die eigentliche Haupthandlung um den jüdischen Prinzen Ben Hur ist eine romantische Abenteuergeschichte, die ein Ensemble von wirkungsvollen Zutaten enthält. Ben Hurs Leben ist eine Abfolge von unerwarteten schicksalhaften Wendungen vom Glück ins Unglück und umgekehrt. Wie Hiob verliert Ben Hur durch einen unglücklichen Umstand alles: seinen Besitz, seine Familie, seinen Freund, seine Freiheit. Daß ausgerechnet sein ehemaliger römischer Jugendfreund Messala ihn verhaftet, zeigt, wie das (Dreh-)Buch immer möglichst extreme Wendungen herausarbeitet, hier z.B. das Motiv der verfeindeten Brüder benutzt. Der Film versucht, die Geschichte von Fall und Erlösung des Ben Hur in doppelter Weise als beispielhaft auszudeuten: Ben Hur soll auf die Geschichte der Unterdrückung und Befreiung des jüdischen Volkes verweisen, gleichzeitig soll seine Geschichte die Überwindung der Gewalt durch Jesu Botschaft der Liebe verdeutlichen. Beides gelingt aber nur unvollkommen. Der zum Christentum bekehrte Ben Hur ist allemal langweiliger als der Kämpfer und Rächer, der seine spektakulärsten Szenen in der Arena hat. Und seine Verbindungen zum jüdischen Volk, die er immer reklamiert, bleiben beschränkt auf die Beziehung zu seinem Verwalter und dessen Tochter Esther. In der Darstellung Jesu sind beide Filme äußerst zurückhaltend: Man sieht Jesus nur von hinten, seine ausgestreckte Hand, aber nie sein Gesicht.« (Peter Hasenberg in: Spuren des Religiösen im Film).
»Die Handlung der Verfilmung von 1959 ist in der Chronologie und bis in die Details hinein dieselbe wie in der Stummfilmversion von 1926. Allerdings wird die Möglichkeit, längere Dialoge und Gespräche zu gestalten, zur Vertiefung und Differenzierung der Charaktere genutzt. Dadurch erhalten vor allem die Beziehungen zwischen Ben Hur und Messala sowie zwischen Ben Hur und Esther eine deutliche dramaturgische Aufwertung. Esther wird als Vertreterin der Gewaltlosigkeit vor allem gegen Ende zur geistigen Antagonistin Ben Hurs, der bis zuletzt (nämlich bis zur Kreuzigung Christi, der er beiwohnt) sozusagen alttestamentlich-römische Prinzipien von Gewalt und Rache vertritt. Diese Auseinandersetzung auf dem Gebiet der Ideen überlagert die Thematik des Freiheitskampfs. Ben Hurs römische Karriere ist im Vergleich zu Niblos Film eine Episode. Zwar hat er Schwierigkeiten, sich bei seiner Rückkehr den Sitten seiner Landsleute anzupassen (Rülpsen als Zeichen der Zufriedenheit nach einem guten Essen), aber er lehnt es vor Pilatus ab, die römische Bürgerschaft anzunehmen. Jedoch ist trotz wiederkehrender Anspielungen sein Handeln immer noch vorwiegend persönlich motiviert: Sorge um Mutter und Schwester und Rache an dem ehemaligen Freund Messala, der ihr Leiden zu verantworten hat. Wylers Film weist wie sein Vorgänger die dramaturgische Merkwürdigkeit auf, daß das Wagenrennen, der Höhepunkt der spektakulären Handlungsebene, nicht am Ende des Films liegt. Danach treten bei Wyler melodramatische Elemente in den Vordergrund. Die Szenen im Tal der Aussätzigen sind stark ausgebaut, der Konflikt zwischen Esther und Ben Hur und das Leiden der beiden Frauen stehen im Vordergrund, während die Passion Christi als kontrapunktische Nebenhandlung am Ende nur den Hintergrund für die Bekehrung Ben Hurs bildet und das Heilungswunder vor allem private Schicksale einem guten Ende zuführt. Im Stummfilm bebt die Erde, und die Mauern des römischen Palasts begraben die Menschen unter sich, in der Neuverfilmung ergießt sich am Ende das Wasser in Strömen in die trockenen Täler - ein Symbol für die geheime Verbindung zwischen Jesus und Ben Hur, die einander in Schlüsselszenen zu trinken geben.« (Günter Giesenfeld in: Thomas Koebner (Hrsg.), Filmklassiker).
Ben Hur ist, was die Oscars betrifft, zusammen mit Titanic und Der Herr der Ringe - die Rückkehr des Königs immer noch der erfolgreichste Film der Geschichte. Bei zwölf Nominierungen heimste er immerhin elf der Trophäen ein: Doch auch »die raffinierte moderne Technik, darunter Stereo-Ton, vermochte nicht, den Film aus der Masse der routinierten Filmepen der 50er Jahre herauszuheben.« (Buchers Enzyklopädie des Films). Einige aufwendige Passagen, wie die Seeschlacht und vor allem das Wagenrennen, boten eine Show von bis dahin kaum gekannten Ausmaßen, jedenfalls für den Zuschauer, der den Stummfilm nicht gesehen hatte. Der Rest ist aufwendig inszeniert, jedoch insgesamt »überraschend phantasielos« (Halliwell's Filmguide), etwas »zähflüssig«, zu oft »gestelzt pathetisch«, wie der Filmbeobachter resümiert, um dann fortzufahren: »Am schlimmsten ist freilich, daß das eigentliche Religiöse, sei es christlich, sei es jüdisch, in pastoralen Phrasen steckenbleibt.« Auch der katholische Filmdienst befaßt sich mit der religiösen Prägung des Films: »In die Atmosphäre eines technisch entfesselten Spektakulums, das an Superlativen alles bisher Gedrehte zurückläßt (16,2 Millionen Dollar Kosten, 365 Sprechrollen, 50000 Komparsen, über 1 Million Requisiten usw.), lassen sich die Geheimnisse des Glaubens und der Herzensbindung nicht hineintragen, auch wenn formales Bemühen und bewundernswerte Fertigkeit am Werk sind... So wird, was sich im Erfolgsroman des amerikanischen Autors Lew Wallace noch als religiöse Gefühlsbewegung bescheidet, im Bestseller-Filmvorhaben zum überdimensionalen Effekt gesteigert: Religiöse Stimmung (Bethlehem), Schock-Realismus (Kreuzweg und Golgatha) und Wunderzauberei (Aussatzheilung) veräußerlichen die religiösen Motive der Handlung und spielen sie in eine dekorative religiöse Leere... Charlton Heston stattet dieses Freiheitsdrama einer unterdrückten Minderheit gegen Machtgier, rassische und religiöse Vorurteile mit Spannung und Sympathie aus. Daß er als Sieger der Besiegte eines Mächtigeren wird, der sein Herz zum Verzeihen bekehrt, vollzieht sich freilich nur im Außenfeld seines Ringens; den Widerschein der Wahrheit fängt der Film nicht ein.«
Academy Awards, USA
|
|||
Jahr
|
Kategorie/Preisträger | ||
---|---|---|---|
1960
|
Bester Hauptdarsteller - Charlton Heston
|
||
Bester Nebendarsteller - Hugh Griffith
|
|||
Beste Ausstattung - Edward C. Carfagno, William A.
Horning, Hugh Hunt
|
|||
Beste Farbkamera - Robert Surtees
|
|||
Beste Kostüme - Elizabeth Haffenden
|
|||
Beste Regie - William Wyler
|
|||
Beste Spezialeffekte - A. Arnold Gillespie, Milo Lory,
Robert MacDonald
|
|||
Bester Schnitt - John D. Dunning, Ralph E. Winters
|
|||
Beste Musik - Miklós Rózsa
|
|||
Bester Film - Sam Zimbalist
|
|||
Bester Ton - Franklin Milton
|
|||
Bestes adaptiertes Drehbuch - Karl Tunberg (Nominierung)
|
|||
British Academy Awards, UK
|
|||
Jahr
|
Kategorie/Preisträger | ||
1960 |
Bester Film - William Wyler
|
||
Golden Globes, USA
|
|||
Jahr
|
Kategorie/Preisträger | ||
1960 |
Bestes Drama
|
||
Beste Regie - William Wyler
|
|||
Bester Nebendarsteller - Stephen Boyd
|
|||
Spezialpreis - Andrew Marton (Regie Wagenrennen)
|
|||
|
EFB, 712/1960; Filmkritik, 11/1960; FAZ, 11.5.1960; SZ, 23.12.1959 u. 15.10.1960; FR, 11.11.1960; NZZ, 22.8.1961
Cinema Nr.5 (10/1978), S.50; Nr.167 (4/1992), S.163
Engelmeier, Peter W.: 100 Jahre Kino - Die großen Filme, Augsburg 1994
Hahn, Ronald M./Jansen, Volker: Das neue Lexikon des Fantasy-Films, Berlin 2001
Hasenberg, Peter/Luley, Wolfgang/Martig, Charles: Spuren des Religiösen im Film, Mainz 1995
Heinzlmeier, Adolf: Kinoklassiker, Hamburg/Zürich 1986
Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995
Manthey, Dirk (Hrsg.): Goldenes Kino (Cinema-Buch), Hamburg 1986
Müller, Jürgen: Filme der 50er, Köln 2005
Traber, Bodo/Wulff, Hans J. (Hrsg.): Filmgenres: Abenteuerfilm, Stuttgart/Leipzig 2004