Gottes vergessene Kinder




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1986
Länge
 
119 min. (3259 m)
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.85:1)
Drama
Liebesfilm


Regie   Randa Haines
Drehbuch   Hesper Anderson, Mark Medoff
Literaturvorlage   Mark Medoff
Kamera   John Seale
Spezialeffekte   Neil Trifunovich
Schnitt   Lisa Fruchtman
Musik   Michael Convertino, Johann Sebastian Bach
Songs   The Pointer Sisters, Otis Redding
Ton   Walter A. Gest, Richard Lightstone, Robert
    J. Litt, Steve Maslow, Elliot Tyson, Robert
    Grieve (Schnitt)
Prod.-Design   Gene Callahan
Bauten   Rose Marie McSherry
Ausstattung   Barbra Matis
Kostüme   Renée April
Maske   Ann Brodie (Make-up), Paul LeBlanc
    (Frisuren)
Produktion   Burt Sugarman, Patrick Palmer für
    Paramount
Verleih   UIP, CIC (Video)


Kinostart
USA
  03.10.1986
USA
  13.09.1986, Toronto Film Festival
D
  Februar 1987, IFF Berlin (Kinostart: 05.03.1987)
       
Videostart
D
  Januar 1988
       
DVD
USA
  12.12.2000 (Paramount)
D
  07.11.2002 (Paramount)


 
USA
  31853000 $
 
D
 
6529210 €; 1608374 Zuschauer


William Hurt   (James Leeds)
Marlee Matlin   (Sarah Norman)
Piper Laurie   (Mrs. Norman)
Philip Bosco   (Dr. Curtis Franklin)
Allison Gompf   (Lydia)
John F. Cleary   (Johnny)
Philip Holmes   (Glen)
Georgia Ann Cline   (Cheryl)
William D. Byrd   (Danny)
Frank Carter jr.   (Tony)
John Limnidis   (William)
Linda Bove   (Marian Loesser)
Bob Hilterman   (Orin)
E. Katherine Kerr   (Mary Lee Ochs)
John Basinger   (Alan Jones)
Barry Magnani   (Tom Schuyler)
Ann Hanson   (Martha Franklin)
James Carrington   (Mr. Harrison)


Sarah Norman ist taubstumm. Dies Schicksal nimmt sie nicht resignierend hin, sondern hat es als ihr Leben in aller Selbstsicherheit angenommen. Was sie nicht ertragen kann, ist, daß andere die Beschränkung auf die außergewöhnliche Beredsamkeit ihrer Gesten als Makel und Behinderung, nicht etwa als prägenden Bestandteil ihrer Persönlichkeit ansehen. Sie besteht darauf, so akzeptiert zu werden, wie sie ist. James Leeds tritt als progressiver Taubstummen-Lehrer eine Stelle an der eher konservativen Schule an, die Sarah als Schülerin ausbildete und nun als Putzfrau beschäftigt. Fasziniert von der Ausstrahlung des Mädchens, folgt James seinem ersten Impuls und will sie therapieren. Nur sehr langsam begreift er ihre Verweigerung. Sarah und James lassen sich auf einen langwierigen und schmerzlichen Annäherungsprozeß ein, der beiden viel Geduld abverlangt und der sie schließlich zusammenführt.

 


Die Regiedebütantin Randa Haines vermeidet Sentimentalität und Klischees. Ihr Film ist keineswegs eine der üblichen Behindertengeschichten, sondern ein vehementes Plädoyer für die selbstverständliche Respektierung des Andersseins. Es gelingt ihr mühelos, die Arroganz der sogenannten »Normalen« als Schwäche, als vorurteilsbeladene Unüberlegtheit zu entlarven.

»Oberflächlich gesehen, mag man Randa Haines' Kinodebüt als rührseliges Liebesdrama à la Hollywood ansehen, das formal nur Konventionelles und inhaltlich längst Bekanntes bietet, etwa das Topos des Fremden, der in eine isolierte Gesellschaft kommt, um Freude und Erkenntnis zu bringen. Dies hieße jedoch, die mit großer Feinfühligkeit von hervorragenden Darstellern überzeugend zum Ausdruck gebrachten Blicke, Gesten, Verhaltensformen zu übersehen, die von weitaus tiefergreifenden, existentiellen Notwendigkeiten menschlichen Verhaltens erzählen. So hält der Film an, wirkliches Verstehen und Erkennen menschlicher Bedürfnisse, Träume und Sehnsüchte als einen aufrichtigen Prozeß der Gegenseitigkeit zu begreifen; sowohl pädagogische als private Absichten bleiben sonst lediglich karitative Geste. Ein solcher Appell ist in zugegeben schönfärberische, gewiß nicht realistische Bilder umgesetzt. Dafür gewinnt der Film in seinen schönsten Momenten die Form eines mit meditativer Ruhe entwickelten Symbols dafür, daß jeder Mensch vom anderen lernen kann und muß, um seine Gefühlswelt zu erkennen und zu vermitteln - und damit eine Stärke in sich selbst hat, die alle Fronten zwischen ›normal‹ und ›anomal‹ aufheben kann.« (Horst Peter Koll, Filmdienst)

Marlee Matlin, die für ihre Darstellung 1986 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, verleiht der Rolle der Sarah bewundernswerte Glaubwürdigkeit und psychologische Tiefenschärfe. In William Hurt findet sie einen brillanten und sensiblen Partner.



Academy Awards, USA
Jahr
  Kategorie/Preisträger
1987
Oscar
Beste Hauptdarstellerin - Marlee Matlin
Bester Hauptdarsteller - William Hurt (Nominierung)
Beste Nebendarstellerin - Piper Laurie (Nominierung)
Bester Film - Burt Sugarman, Patrick J. Palmer (Nominierung)
Bestes adaptiertes Drehbuch - Hesper Anderson, Mark Medoff (Nominierung)
 
Internationale Filmfestspiele Berlin, Deutschland
Jahr   Kategorie/Preisträger
1987
Silberner Bär - Randa Haines
Preis der Leserjury der Berliner Morgenpost - Randa Haines
 
British Academy Awards, UK
Jahr   Kategorie/Preisträger
1987
British Academy Award
Bestes adaptiertes Drehbuch - Hesper Anderson, Mark Medoff (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1987
Golden Globe
Beste Hauptdarstellerin (Drama) - Marlee Matlin
Bestes Drama (Nominierung)
Bester Hauptdarsteller (Drama) - William Hurt (Nominierung)
 


 
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Michael Althen in: SZ, 6.3.1987; Doris Blum in: Die Welt, 26.3.1987; Hans Gerhold in: epd Film, 4/1987; Peter Hasenberg in: film-dienst, 26/1988; Horst Peter Koll in: film-dienst, 3/1987; Reinhold Rauh in: medien+erziehung, 2/1987; Hans-Dieter Seidel in: FAZ, 28.2.1987; Karsten Visarius in: FR, 9.3.1987

Cinema Nr.106 (3/1987), S.54; Nr.107 (4/1987), Plakatkarte