Chinatown




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1974
Länge
 
131 min.
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm
   
(2.35:1, Panavision)
Krimi


Regie   Roman Polanski
Drehbuch   Robert Towne
Kamera   John A. Alzono
Spezialeffekte   Logan Frazee
Schnitt   Sam O'Steen
Musik   Jerry Goldsmith
Songs   Rudolf Friml, Brian Hooker
Ton   Charles Grenzbach, Larry Jost (Mischung),
    Bob Cornett (Schnitt)
Prod.-Design   Richard Sylbert
Bauten   Gabe und Robert Resh
Ausstattung   W. Stuart Campbell
Kostüme   Anthea Sylbert
Maske   Hank Edds, Lee Harman (Make-up), Susan
    Germaine, Vivienne Walker (Frisuren)
Stunts   Hal Needham, Jim Burk
Produktion   Robert Evans für Long Road/Paramount
Verleih   Cinema International


Kinostart
USA
  20.06.1974
D
  19.12.1974
       
DVD
USA
  23.11.1999 (Paramount)
D
  05.10.2000 (Paramount)
D   07.02.2006 (Paramount, Golden Classics)
Gb
  02.10.2000 (Paramount)


 
USA
  12400000 $


Jack Nicholson   (J. J. Gittes)
Fay Dunaway   (Evelyn Mulwray)
John Huston   (Noah Cross)
Perry Lopez   (Escobar)
John Hillerman   (Yelburton)
Darrell Zwerling   (Hollis Mulwray)
Diane Ladd   (Ida Sessions)
Roy Jenson   (Mulvihill)
Dick Bakalyan   (Loach)
Roman Polanski   (Mann mit Messer)
Joe Mantell   (Walsh)
Bruce Glover   (Duffy)
Nandu Hinds   (Sophie)


Los Angeles, 1937. Privatdetektiv J.J. Gittes erhält von einer Mrs.Mulwray den Auftrag, Beweise für die Seitensprünge ihres Mannes Hollis zu beschaffen, der Chef der städtischen Wasser- und Elektrizitätswerke ist. Gittes schießt einige Fotos, die am nächsten Tag in einer Zeitung publiziert werden. Kurz darauf erscheint die echte Evelyn Mulwray in seinem Büro und beauftragt den verdutzten Gittes mit der Aufklärung des Falles. Wenig später wird die Leiche Mulwrays gefunden. Mittlerweile hat Gittes erfahren, daß Mulwray in eine Bauaffäre verwickelt war, bei der es um die in der Stadt herrschende Wasserknappheit geht. Obgleich er mit zwei Killern aneinandergerät, von denen der kleinere (Polanski spielt ihn selbst) ihm die Nase mit einem Messer aufschlitzt, macht Gittes weiter und findet heraus, daß Mulwray der Schwiegersohn eines Noah Cross war, mit dem gemeinsam er früher das lokale Wasserwerk besaß, das später in öffentlichen Besitz überging. Cross und dessen Tochter Evelyn setzen nun eine Belohnung auf das Ergreifen des Mörders aus. Stück für Stück trägt Gittes die Indizien zusammen und hält nunmehr Evelyn für die Mörderin ihres Mannes. Die erzählt ihm daraufhin die Wahrheit. Demnach versteckt sie ihre Tochter, die Gittes für Mulwrays Freundin hielt, vor ihrem Vater Noah Cross, weil dieser nicht nur Großvater, sondern auch Vater des Mädchens ist. Cross hatte Jahre zuvor seine damals 15jährige Tochter Evelyn vergewaltigt. Gittes versteckt Evelyn in Chinatown und fährt aufgebracht zu Cross, der das Geständnis seiner Tochter bestätigt und zugibt, für den Skandal und die Ermordung Mulwrays verantwortlich zu sein. Im furiosen Finale in Chinatown, als Cross sich wieder herauszureden droht, schießt Evelyn auf ihren Vater und will mit ihrer Tochter fliehen, wird aber von Polizeikugeln tödlich getroffen. Während Cross lächelnd seine Tochter/Enkelin in die Arme schließt, bleibt Gittes fassungslos und gebrochen zurück, bis ihn sein Assistent mit den Worten »Forget it, Jake, it's Chinatown« vom Schauplatz fortführt.

 


»Chinatown ist ein Ort, an dem die herkömmlichen Regeln der bürgerlichen Gesellschaft außer Kraft gesetzt sind. Chinatown ist auch Chiffre für die soziale Herkunft und die unrühmliche Vergangenheit Gittes, die er fast vergessen und verdrängt hat, die ihn aber in der Realität Chinatowns wieder einholt. Polanski ließ am Schluß des Films reale und allegorische Ebene zusammenfallen, in dem er den Showdown nach Chinatown verlegte.« (Paul Werner).

Die Geschichte des Films basiert auf einem authentischen Fall von Bodenspekulation und Umweltskandal im Los Angeles der dreißiger Jahre. Jener Zeit also, in der Krimiautoren wie Dashiell Hammett und Raymond Chandler ihre berühmten Privatdetektive Sam Spade und Philip Marlowe agieren ließen und die Polanski im Dekor sorgfältig rekonstruierte. Jack Nicholson, der sich durch diesen Film als Superstar etablieren konnte, spielt den Schnüffler J.J. Gittes in Reminiszenz an das große Vorbild Humphrey Bogart, ohne diesen aber zu kopieren. Denn wie Chinatown auch ein Film über die Gegenwart (der Watergate-Affäre) ist, gestaltet auch Nicholson seine Figur mit der Einsicht in die veränderten Zeiten. Sein »Privat eye« ist ein moderner Don Quichotte. Er besitzt keine Chance, gegen ein allgegenwärtiges und beherrschendes Netz von städtischer Korruption anzugehen. Seine Niederlage, sein bitteres Scheitern ist nur konsequent. Er besitzt dabei nicht einmal mehr die moralische Genugtuung eines Philip Marlowe, am Ende die Schuldigen doch irgendwie der Gerechtigkeit zugeführt und die eigene Selbstachtung bewahrt zu haben. Am Ende muß er erkennen, nur eine Nebenrolle gespielt zu haben, in einem Spiel, dessen Regeln er nicht kannte. Fest stand nur, daß er der Verlierer dieses Spiels sein würde.

Chinatown ist ein cineastischer Leckerbissen: betörend in der Perfektion seiner Ausstattung, atmosphärisch dicht in seinen gleißend hellen Außenaufnahmen und in der düsteren Innenfotografie sowie durch den hervorragenden Soundtrack von Jerry Goldsmith. Die Dramaturgie ist ebenso einfach wie genial. Eine Parallelhandlung gibt es nicht, der Film ist geradlinig und funktional geschnitten. Die Kamera folgt Gittes, nur am Ende löst sie sich, fährt in die Höhe und faßt damit die Straße ins Bild, die aus Chinatown herausführt. Gittes bleibt dieser Weg versperrt.

1974 mußte der Film bei der Oscar-Verleihung gegen die Konkurrenzproduktion Der Pate II antreten und verlor haushoch. Es gab nur einen Oscar für das Drehbuch. 1990 inszenierte Jack Nicholson unter dem Titel Die Spur führt zurück eine verworrene Fortsetzung zu Polanskis Klassiker, der weit hinter dem Vorbild zurückblieb.



Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1975
Oscar
Bestes Originaldrehbuch - Robert Towne
Bester Hauptdarsteller - Jack Nicholson (Nominierung)
Beste Hauptdarstellerin - Faye Dunaway (Nominierung)
Beste Ausstattung - Richard Sylbert, W. Stewart Campbell, Ruby R. Levitt (Nominierung)
Beste Kamera - John A. Alonzo (Nominierung)
Beste Kostüme - Anthea Sylbert (Nominierung)
Beste Regie - Roman Polanski (Nominierung)
Bester Schnitt - Sam O'Steen (Nominierung)
Beste Musik - Jerry Goldsmith (Nominierung)
Bester Film (Nominierung)
Bester Ton - Charles Grenzbach, Larry Jost (Nominierung)
 
British Academy Awards, UK
Jahr   Kategorie/Preisträger
1975
British Academy Awards
Bester Hauptdarsteller - Jack Nicholson
Beste Regie - Roman Polanski
Bestes Drehbuch - Robert Towne
Anthony-Asquith-Preis für Filmmusik - Jerry Goldsmith (Nominierung)
Beste Hauptdarstellerin - Faye Dunaway (Nominierung)
Beste Ausstattung - Richard Sylbert (Nominierung)
Beste Kamera - John A. Alonzo (Nominierung)
Beste Kostüme - Anthea Sylbert (Nominierung)
Bester Film (Nominierung)
Bester Schnitt - Sam O'Steen (Nominierung)
Bester Nebendarsteller - John Huston (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1975
Golden Globe
Beste Regie - Roman Polanski
Bestes Drama
Bester Hauptdarsteller (Drama) - Jack Nicholson
Bestes Drehbuch - Robert Towne
Beste Hauptdarstellerin (Drama) - Faye Dunaway (Nominierung)
Beste Originalmusik - Jerry Goldsmith (Nominierung)
Bester Nebendarsteller - John Huston (Nominierung)
 

 



 
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Wolfram Knorr in: medien+erziehung, 3/1975; Wayne D. McGinnis in: Literature/Film Quarterly, 3/1975; Bill Olivier in: Literature/Film Quarterly, 3/1975; R. Barton Palmer in: Literature/Film Quarterly, 2/1977

Charlot, Alain: Die 100 besten Kriminalfilme (Heyne Filmbibliothek), München 1991

Jansen, Peter W./Schütte, Wolfram (Hrsg.): Polanski (Hanser Reihe Film Bd.35), München/Wien 1986

Karasek, Hellmuth: Mein Kino - Die 100 schönsten Filme, Hamburg 1994

Wacker, Holger (Hrsg.): Enzyklopädie des Kriminalfilms, Meitingen 1995

Werner, Paul: Film noir (Reihe Fischer Cinema), Frankfurt a.M. 1985

Werner, Paul: Roman Polanski, Frankfurt a.M. 1981