Lichter der Großstadt




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1931
Länge
 
86 min. (2380 m)
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
stumm / Mono /
   
Dolby Digital
Format
 
35 mm (1.37:1)
Drama
Komödie


Credits
Regie   Charles Chaplin
Drehbuch   Charles Chaplin
Kamera   Roland Totheroh, Gordon Pollock,
    Mark Marklatt
Schnitt   Charles Chaplin
Musik   Charles Chaplin
Ausstattung   Charles D. Hall
Produktion   Charles Chaplin für United Artists
Verleih   Constantin


Erstaufführung
Kinostart
USA
  30.01.1931
D"
27.3.1931 (WA: 1.2.1951)
       
DVD
USA
  08.02.2000 (Image Entertainment)
USA
  02.03.2004 (Warner)
D
  21.10.1999 (Kinowelt)
D
  06.11.2003 (Warner, The Chaplin Collection 1)
D
  05.08.2005 (Warner, The Chaplin Collection)


Einspielergebnisse

?



Darsteller
Charles Chaplin   (Charlie)
Virginia Cherrill   (Blumenmädchen)
Florence Lee   (ihre Großmutter)
Harry Myers   (Millionär)
Hank Mann   (Boxer)
Eddie Baker   (Ringrichter)
Allan Garcia   (Butler)


Inhalt
Der arme Landstreicher Charlie begegnet einem blinden Blumenmädchen, just in diesem Moment fährt ein Auto vor, und man kauft dem Mädchen Blumen ab. Das Mädchen hält Charlie für den Mann mit dem Auto. Dann rettet Charlie einen Millionär, der sich ins Wasser stürzen will. Der Millionär ist völlig betrunken, erklärt Charlie zu seinem Freund und beschenkt ihn. Aber am anderen Tag, als er wieder nüchtern ist, erkennt er Charlie nicht mehr und läßt ihn vor die Tür setzen. Um der Blumenverkäuferin, die inzwischen krank geworden ist, helfen zu können, wird der kleine Tramp Straßenkehrer und Preisboxer. Als die Not am größten ist, trifft er den Millionär wieder. Und dieser ist Gott sei Dank wieder betrunken und schenkt ihm spontan 1000 Dollar. Aber Charlie gerät in Verdacht, das Geld gestohlen zu haben. Er kann es gerade noch dem blinden Mädchen zustecken, dann wird er verhaftet. Nach Verbüßen einer Gefängnisstrafe trifft er seine Angebetete wieder. Sie ist geheilt und besitzt jetzt ein eigenes Blumengeschäft. Amüsiert beobachtet sie den komischen Tramp vor dem Schaufenster. Doch dann erkennt sie ihn, und für beide zerrinnt ein schöner Traum.

 


Kritik
Mitten in die Dreharbeiten zu Lichter der Großstadt platzte die Erfindung des Tonfilms - eine Innovation, der Chaplin nie viel Begeisterung entgegenbringen konnte. Die Arbeiten zu dem Film hatten bereits 1926 mit einzelnen Szenenentwürfen begonnen, die eigentlichen Aufnahmen begannen jedoch erst zwei Jahre später. Chaplin sah sich vor die Entscheidung gestellt, was aus seinem Film angesichts des Trends zur Vertonung nun werden sollte. Im Jahr 1931 hatte der Tonfilm bereits erste Klassiker hervorgebracht, dennoch entschied sich Chaplin, sein Werk als Stummfilm zu drehen und nachträglich mit Musik zu unterlegen, was ihm die Gelegenheit gab, sich auch erstmalig als Komponist zu betätigen. Trotzdem hatte er sich »in einen neurotischen Zustand hineingesteigert« und verlangte »absolute Vollkommenheit«, weshalb sich die Dreharbeiten endlos hinzogen. Egon Erwin Kisch hat ausführlich über die wochenlange Arbeit an der Expositionsszene des Films berichtet, in der der Tramp das blinde Mädchen kennenlernt.

»Chaplin führt seinen Tramp in diesem Film in die gute Gesellschaft ein, und er attackiert diese Gesellschaft mit offenem Hohn. Das zeigt sich gleich in der ersten Szene, die mit der eigentlichen Handlung nur lose verbunden ist. Der Tramp sucht eine Unterkunft für die Nacht, entdeckt ein Zelt und merkt nicht, daß es sich um die Umhüllung eine Denkmals handelt. Als die Statue, die Frieden und Wohlstand symbolisiert, am nächsten Morgen feierlich enthüllt wird, sitzt auf ihrem Schoß der arbeitslose, abgerissene Tramp. Kritische Distanz zeigt sich in den Szenen mit dem Millionär, der nur im Zustand der Trunkenheit menschlich ist.« (Reclams Filmführer) - »Chaplin verknüpft die Geschichte vom blinden Mädchen und dem Tramp mit der Geschichte vom Tramp und dem Millionär. Doch bleibt er weiter der einsame Außenseiter. Nur die Blinde und der Betrunkene akzeptieren ihn. Die Verknüpfung der beiden Geschichten nutzt Chaplin zu deutlicher Sozialkritik. Die Welt der Reichen wird geschildert als eine Folge von rauschenden Parties, Lustbarkeiten und Reisen, eine Welt ohne Sinn, ohne menschliche Bindungen und Verpflichtungen anderen gegenüber. Daher rührt auch die Lebensmüdigkeit des Millionärs, der im Suff Ekel vor sich selbst und seiner Klasse hat. Die Armen sind in dieser Welt ohne jede Chance, wenn sie keinen Helfer finden. Auch dem Tramp gelingt es nicht, Geld für die Operation des Mädchens durch Arbeit zverdienen. Er verdingt sich sogar zu einem Boxkampf, und in dieser Slapstickszene bringt Chaplin den Kampf zwischen Starken und Schwachen in der Gesellschaft auf den Punkt: Der Tramp kann nicht gewinnen, nur eine Zeit lang vermag er, die Regeln außer Kraft zu setzen und die Niederlage hinauszuzögern, am Ende wird er doch k.o. geschlagen.« (Helmut G. Asper in: Metzlers Filmlexikon).

»City Lights ist ein Film ohne Dialoge, aber in zwei Szenen benutzte Chaplin Toneffekte. Bei der Denkmalsenthüllung wird der Festredner von einem Saxophon synchronisiert, um die Sinnlosigkeit seiner Rede deutlich zu machen. Später verschluckt Charlie die Trillerpfeife eines Polizisten, die ihm im Halse stecken bleibt und einen Schluckauf verursacht. Das führt zu turbulenten Verwicklungen, da Taxifahrer ebenso wie Polizeihunde sich von dem vertrauten Geräusch angesprochen fühlen.« (Reclams Filmführer).

Dank der Phantasie Chaplins und seiner pantomimischen Kunst wurde der Film 1931 trotz und wegen seiner Stummheit zu einem überwältigenden Triumph für Chaplin, der nach der amerikanischen Premiere zu den Erstaufführungen nach Europa fuhr und auch dort von begeisterten Menschenmengen empfangen wurde. Seine Popularität war auf dem Höhepunkt angelangt, doch war Chaplin selbst noch höchst unsicher, ob und wie er weiterarbeiten könne und begann erst nach einer fast dreijährigen Pause mit seinem nächsten Film.



Auszeichnungen

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Bewertung
 
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Literatur

Ira S. Jaffe in: The Journal of the University Film Association, 1/1979; Stanley Kauffman in: Film Comment, 8/1972; David Robinson in: Films and Filming, 345/1983

Cinema Nr.193 (6/1994), Plakatkarte

Gersch, Wolfgang: Chaplin in Berlin, Berlin 1988

Heinzlmeier, Adolf: Kinoklassiker, Hamburg/Zürich 1986

Hembus, Joe: Charlie Chaplin (Heyne Filmbibliothek), München 1972ff

McCaffrey, Donald (Hrsg.): Focus on Chaplin, Englewood Cliffs 1971

Wiegand, Wolfgang (Hrsg.): Über Chaplin, Zürich 1978



Weblinks

IMDB