Traum ohne Ende




Technisches
Land
 
Gb
Jahr
 
1945
Länge
 
102 min.
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.37:1)
Horror
Mystery


Credits
Regie   Alberto Cavalcanti
    (Die Weihnachtsgeschichte/ Die Geschichte vom Bauchredner),
    Basil Dearden (Die Geschichte vom
    Leichenwagen/ Rahmenhandlung),
    Charles Crichton (Die Golfgeschichte),
    Robert Hamer (Der verhexte Spiegel)
Drehbuch   Angus McPhail, John Baines, T.E.B. Clarke
Literaturvorlage   Angus McPhail, John Baines, H.G. Wells,
    E.F. Benson
Kamera   Jack Parker, Douglas Slocombe,
    Stanley Pavey
Spezialeffekte   Lionel Baines, Cliff Richardson
Schnitt   Charles Hasse
Musik   Georges Auric
Ton   Len Page, A.E. Rudolph, Eric Williams
Ausstattung   Michael Relph
Kostüme   Marion Horn, Bianca Mosca
Maske   Tom Shenton
Produktion   Sidney Cole, John Croydon für Ealing Studios


Erstaufführung
Kinostart
Gb
  September 1945
D
  1946
       
TV-Premiere
D
  27.11.1974, NDR3
       
DVD
USA
  20.05.2003 (Anchor Bay)
USA
  04.10.2005 (Congress Entertainment)


Einspielergebnisse

?



Darsteller
Mervyn Jones   (Walter Craig)
Roland Culver   (Eliot Foley)
Frederick Valk   (Dr. van Straaten)
Googie Withers   (Joan Cortland)
Sally Ann Howes   (Sally O'Hara)
Michael Redgrave   (Maxwell Frere)
Judy Kelly   (Joyce Grainger)
Ralph Michael   (Peter Cortland)
Mary Merall   (Mrs. Foley)
Hartley Power   (Sylvester Kee)

Miles Malleson

  (Leichenwagenfahrer)
Elizabeth Welch   (Beulah)
Barbara Leake   (Mrs. O'Hara)
Anthony Baird   (Hugh Grainger)
Johnny Maguire   (Puppe)
Basil Radford   (George Parratt)
Naunton Wayne   (Larry Potter)
Allan Jeayes   (Maurice Olcott)
Garry Marsh   (Harry Parker)
Renée Gadd   (Mrs.Craig)
Magda Kun   (Mitzi)
Esme Perry   (Dealer)


Inhalt

Ein Episodenfilm (mit Rahmenhandlung) folgenden Inhalts: Der Architekt Walter Craig wird für ein Wochenende in das Landhaus der Familie Foley eingeladen, um einen Umbau zu besprechen. Doch als er eintrifft und den anderen Gästen vorgestellt wird, überkommen ihn alsbald Angstzustände. Denn eben jenes Szenario begegnet ihm jede Nacht in einem immmer wiederkehrenden Alptraum. Unter den Gästen entspinnt sich eine angeregte Diskussion über übersinnliche Ereignisse, zu dem jeder eine Anekdote beisteuert: a) Mr.Grainger kuriert nach einem Autounfall in einem Hospital seine Blessuren. Der Fahrer eines Leichenwagens, der unter seinem Fenster steht, bietet ihm einen Platz in seinem Wagen an, was er natürlich ablehnt. Als Grainger entlassen wird und einen Bus besteigen will, erkennt er in dessen Schaffner den Leichenwagenfahrer, der seine Einladung wiederholt. Erschrocken wie Grainger ist, läßt er den Bus fahren, der kurz darauf in einen schweren Unfall verwickelt wird und in einem Kanal landet. b) Ein 14jähriges Mädchen tröstet während einer Weihnachtsfeier einen traurigen kleinen Jungen, der sich im Nachhinein als der Geist eines Mordopfers entpuppt. c) Ein Ehepaar ersteht in einem Antiquitätenladen einen alten Spiegel, der jedoch nicht die Realität abbildet, sondern ein Zimmer einer vergangenen Epoche. Der Mann verfällt dem Einfluß des Spiegels, der einst einem bösen, verkrüppelten Würger gehört hat, immer mehr. Ehe er völlig irrsinnig wird, zerstört seine Frau das schreckliche Ding, womit der Bann gebrochen ist. d) Zwei Golfer, die das gleiche Mädchen lieben, spielen darum, wer damit aufhören soll, ihr den Hof zu machen. Der Verlierer ersäuft sich aus Kummer in einem Teich, um als Geist zurückzukommen und den Sieger zu plagen. e) Ein offensichtlich psychopathischer Bauchredner wird dermaßen von der Puppe beherrscht, mit der er auftritt, daß er sich sogar heftige Rededuelle mit ihr im Privatleben liefert. Als die Puppe droht, sie werde »den Partner wechseln«, versucht der Bauchredner diesen Konkurrenten umzubringen und verliert völlig den Verstand - was soweit geht, daß er die Identität der Puppe annimmt und schließlich nur mehr mit deren Stimme spricht.

Der anwesende Psychiater Dr. van Straaten, der die Geschichte mit der Bauchrednerpuppe beisteuert, ist stets bemüht, wissenschaftliche Erklärungen für die übernatürlichen Phänomene zu finden. Als van Straatens Brille wie von Craig vorhergesagt zerbricht, setzt der Alptraum zu seinem Ende an: Angetrieben von einer fremden Macht, erwürgt Craig den Psychologen. Seine Suche nach einem Versteck führt ihn durch assoziative Fetzen der erzählten Geschichten. Als die Puppe des Bauchredners ihn schließlich im Gefängnis würgt, wird Craig von seiner Frau geweckt. Er macht sich auf den Weg zu den Foleys, deren Landhaus er umbauen soll.

 


Kritik

»Aufregender surrealistischer Rätselfilm mit überraschenden Einfällen.« (Filmdienst).

»Traum ohne Ende ist ein Film der unverhohlener Deutlichkeit aus dem Weg geht und sich auf Suggestion beschränkt, wobei ein skeptischer Psychiater als Vertreter der Vernunft und der wissenschaftlichen Fakten eingesetzt wird, der sich letztlich doch nicht gegen die unerklärlichen Kräfte des Übernatürlichen durchsetzen kann. Die sichtbaren Greuel in dem Film sind nicht brutaler als eine kurze Einstellung auf einen wartenden Leichenwagen in der grauen Dämmerung vor einem Fenster oder ein plötzlicher, impulsiver Mord durch Erwürgen am Schluß. Der Horror schleicht sich langsam an der Zuschauer heran und überwältigt ihn dann. In den Geschichten geht es um Erscheinungen und Vorahnungen, wie in dem Fall der am meisten gepriesenen Geschichte mit der Bauchrednerpuppe. Diese längste und ausführlichste Episode ist zu Recht ihrer Vorzüge wegen gelobt worden, doch sie hat etwas Kaltes, Expressionistisches an sich. Und - im Gegensatz zu der traditionellen Geistergeschichte, deren Schrecken ganz allgemein jeden bedroht - ist die Bedrohung dieser Geschichte begrenzt. Wesentlich wirkungsvoller - und in der Tat vermutlich die einzige großartig funktionierende Geistergeschichte, die je auf die Leinwand gebracht wurde - ist die Episode mit dem Spiegel. Die ganze Episode ist ausgezeichnet und feinfühlig realisiert. Dazu trägt einmal der sanfte Humor bei (der ständig die Möglichkeit, daß so etwas vorkommen könnte, in Frage zu stellen versucht), dann die zurückhaltende Nervosität von Ralph Michael als der Ehemann, sowie die subtile Kameraführung (die mit Hilfe von langsamen Fahrtaufnahmen uns so widerstandslos zum Spiegel zieht wie den Helden). Vor allem aber ist da die brillante, assoziative Musik Georges Aurics. Auric schuf einen echten wagnerianischen Stil, den zwei in sich verschachtelte Themen charakterisieren. ein Hauptthema und eine ominöse Nebenmelodie. Die Musik (und ihre wirkungsvoll gesetzten Pausen) ist im ganzen Film hervorragend, aber nirgends besser als in der Spiegel-Episode. Traum ohne Ende mit seiner Traurigkeit und seinem Terror, seiner Zurückhaltung, seinem selbstverständlichen Akzeptieren von Übernatürlichem und seiner klaren Schwarzweiß-Fotografie fängt alle Nuancen der britischen Gespenstergeschichte auf eine Weise ein, wie bislang kaum ein anderer Film.« (William K. Everson, Klassiker des Horrorfilms).

»Nachdem der Horrorfilm während des Zweiten Weltkriegs als unangemessen galt und in Großbritannien sogar verboten war, gestalteten Alberto Cavalcanti, Charles Crichton, Basil Dearden und Robert Hamer in dem ersten großen britischen Nachkriegs-Horrorfilm Traum ohne Ende einen endlosen Alptraum als Ausdruck tiefgreifender persönlicher Lebensängste, die unmittelbar auf den gerade beendeten Krieg reflektieren. Deshalb weisen die geschilderten Ereignisse niemals eindeutig in den Bereich des Übernatürlichen. Vielmehr liegen sie stets an jener Grenzlinie, wo Traum, Déjà-vu-Erlebnis, Sinnestäuschung oder auch seelische Krankheit solchen Phänomenen gegenüberstehen, die unserem Realitätsbegriff faktisch widersprechen. Wenn sich dann am Ende des Films die Rahmenhandlung zu einer unheimlichen Kreisstruktur schließt, festigt sich das Bild der brüchigen Realität aus den Binnenerzählungen auch auf der Ebene, die deren Mysterium eigentlich relativieren sollte. Weder löst der Episodenfilm die unheimliche Kreisstruktur der Rahmenhandlung auf noch das mysteriöse der fünf erzählten Geschichten, das mit gesundem Menschenverstand oder wissenschaftlicher Rationalität nicht zu erfassen ist. Der Zuschauer wird mit einer existentiellen Beunruhigung und der Erfahrung einer brüchig gewordenen Realität aus dem Kino entlassen.« (Eckhard Papst in: Ursula Vossen (Hrsg.), Filmgenres: Horrorfilm)

In den USA empfand der Verleih die Spieldauer des Films als zu lang und schnitt einfach zwei Episoden heraus. Das hatte zur Folge, daß das Publikum sich fragte, warum sich die beiden Personen, die eigentlich auch etwas zu erzählen haben, überhaupt unter den Protagonisten befanden. In Deutschland wurde 1947 ebenfalls nur die amerikanische Fassung aufgeführt. Erst gegen Ende der 80er Jahre strahlte das ZDF den Film mit einer neuen Synchronisation in seiner vollen Länge aus.



Auszeichnungen

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Bewertung
 
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Literatur

Everson, William K.: Klassiker des Horrorfilms (Citadel Filmbuch), München 1980

Hahn, Ronald M./Jansen, Volker: Lexikon des Horror-Films, Berg.-Gladbach 1985

Vossen, Ursula (Hrsg.): Filmgenres: Horrorfilm, Stuttgart/Leipzig 2005



Weblinks

IMDB