Der Kaiser von Kalifornien




Technisches
Land
 
D
Jahr
 
1936
Länge
 
88 min.
   
Originalfassung:
   
100 min. (2762 m)
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
Tobis Klangfilm
Format
 
35 mm (1,37:1)
Abenteuer
Western


Regie   Luis Trenker
Drehbuch   Luis Trenker
Kamera   Albert Benitz, Heinz von Jaworsky
Schnitt   Rudolf Schaad, Willy Zeyn
Musik   Guiseppe Becce
Ton   Adolf Jansen, Hans Rütten, Martin Müller
Bauten   Erich Grave, Hans Minzloff
Kostüme   Willi Schlick, Frieda Jäger
Maske   Martin Gericke, Paul Albert Lange
Produktion   Max G. Hüske, Luis Trenker
Verleih   Donau


Kinostart
D
  21.07.1936
       
DVD
D
  01.08.2005 (Universum, UFA Klassiker Edition)


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Luis Trenker   (Johann August Sutter)
Viktoria von Ballasko   (Anna Sutter)
Werner Kunig   (Rudolf Sutter)
Karli Zwingmann   (Emil Sutter)
Elise Aulinger   (Frau Dübolt)
Melanie Horeschovsky   (Amalie)
Bernhard Minetti   (Der Fremde)
Luis Gerold   (Ermattinger)
Paul Verhoeven   (Barmixer Billy)
Hans Zesch-Ballot   (Gouverneur Alvaredo)
Marcella Albani   (Frau des Gouverneurs)
Walter Franck   (Adjutant des Gouverneurs)
Reginald Pasch   (Marshall)
Bertha Drews   (Chansonette)
Alexander Golling   (Bürgermeister von San
    Francisco)
August Eichhorn   (Harper)
Jim Simmons   (Brown)
Heinrich Marlow   (Gerichtspräsident Thompson)


Der Schweizer Buchdrucker Johann August Sutter wird in seiner Heimat aus politischen Gründen verfolgt und ist am Ende seiner Mittel. Er trägt sich mit Selbstmordgedanken. Die Vision eines geheimnisvollen Fremden verspricht ihm eine bessere Zukunft in der Neuen Welt. Im Mai 1836 flieht Sutter nach den USA. Er siedelt am Mississippi, dann zieht er weiter westwärts, nach Kalifornien. Am oberen Sacramento gründet er Nova Helvetia. Eigene Schiffe verfrachten die reiche Ernte und den Ertrag riesiger Viehherden. Sutter läßt seine Frau und seine Kinder nachkommen, die bis jetzt in der alten Heimat geblieben waren. Einer von Sutters Leuten, der mit einem Bautrupp 40 Meilen nordwärts von Fort Sutter eine Sägemühle errichtet, findet im Januar 1848 Gold. Es gelingt nicht, den Fund geheimzuhalten. Der Goldrausch setzt ein. Die Ernten Sutters werden niedergetrampelt, seine Arbeiter laufen davon, die Herden verdursten, die Waren verderben in den Magazinen. Die beiden Söhne Sutters werden auf den Goldfeldern erschossen. Es kommt zu einem Prozeß um die Besitzrechte an dem Land, auf dem das Gold gefunden wurde; Sutter hatte es rechtmäßig von den mexikanischen Behörden erworben; Sutters Feinde meinen, daß diese Abkommen gegenstandslos wurden, nachdem Kalifornien zu den USA kam. Zum fünfzehnjährigen Bestehen von San Francisco wird ein riesiges Volksfest gefeiert. Während des Festes wird das Urteil im Sutter-Prozeß verkündet; es bestätigt Sutters Rechte. Sutter verlangt sofort die Entfernung aller Goldgräber von seinem Gebiet. Ein Aufruhr bricht los. San Francisco brennt. Sutters Anwesen geht in Flammen auf. Zehn Jahre später: ein alter müder Mann steigt die Stufen zum Capitol in Washington empor. Hier begegnet Sutter noch einmal dem geheimnisvollen Fremden, der ihn einst nach Amerika gelockt hatte. Er zeigt ihm die Vision des modernen Amerika.

 


»Wie Trenker in seinem Erinnerungsbuch Alles gut gegangen erzählt, bekam er 1935 das Angebot, den Film über die Olympischen Spiele 1936 in Berlin zu drehen. Er hatte aber wenig Neigung dazu und wollte lieber in die USA, wo er schon einmal gearbeitet hatte, einen neuen Film drehen. Im Gegensatz zu Der verlorene Sohn wollte er das Schicksal eines erfolgreichen Auswanderers zu gestalten, der sich in der Welt durch Kühnheit, Mut und Glück durchsetzt. Mit dem Sutter-Projekt trat er in direkte Konkurrenz zu Hollywood, der zur selben Zeit Sutter's Gold drehte, einen Film, den ursprünglich Eisenstein machen sollte und der dann von James Cruze inszeniert wurde. Für die zweimonatigen Dreharbeiten in den USA hatte Trenker 100000 Dollar kalkuliert, die ihm nicht genehmigt wurden; er mußte die Expedition, auf die er 17 Mann mitnahm, mit 20000 Dollar durchführen.« (Joe Hembus, Western-Lexikon).

»Wir drehten in Arizona, in Nevada, Kalifornien und Texas. Wir besuchten im Staate Sacramento Sutters Fort, das heute als Nationaldenkmal gehütet wird, wir drehten in den Wäldern von Coloma, wo auf Sutters Grund und Boden von den Mormonen die ersten Goldnuggets gefunden wurden, wir verfolgten Sutters abenteuerlichen Weg durch die Rocky Mountains, besuchten die armseligen Indianerreservationen, schlossen Freundschaft mit den Hopis und Navajos. Einige Wüstenszenen drehte ich am Mündungsdelta des gewaltigen Coloradostromes im südlichsten und heißesten Teil der Staaten, bei Yuma, einer alten mexikanischen Stadt, deren mittelalterlich anmutende Festungsbauten als Strafgefängnis für Lebenslängliche diente. Yuma war durch eine alte, mit Holzbohlen verlegte Straße durch die Sandwüste mit dem nördlich gelegenen San Diego verbunden. Die Hitze war fast unerträglich, das Thermometer zeigte im Schatten 145 Grad Fahrenheit, was 45 Grad Celsius entspricht.« Die Massenszenen, die Trenker wegen der fehlenden Mittel nicht in Amerika drehen konnte, produzierte er November/Dezember 1935 in Oberitalien, in der Gegend von Livorno.

»Der Kaiser von Kalifornien ist trotz der deutschen Western-Schwemme der sechziger Jahre einer der besten deutschen Western geblieben: Rhythmus und Realismus der Reise nach Kalifornien, der Massenszenen beim Aufbau von Nova Helvetia und der Szenen auf den Goldfeldern sind allem, was vergleichbare deutsche und sogar die meisten amerikanischen Produktionen der Zeit zu bieten hatten, weit voraus.« (Joe Hembus, Western-Lexikon). »Alles hatte amerikanische Qualität.« (Courtade & Cadars, Histoire Du Cinéma Nazi ). Die Visions-Szenen mit dem geheimnisvollen Fremden sind ein bißchen dubios. Der Film wurde als beste ausländische Produktion auf der Biennale 1936 mit dem Mussolini-Pokal ausgezeichnet. Trenker: »Als die Amerikaner nach dem Krieg in Deutschland einrückten, wurde Der Kaiser von Kalifornien von ihnen als antiamerikanisch verboten . Gleichzeitig aber verboten die Russen in Wien ihn als proamerikanisch; damit war die Welt wieder ins Gleichgewicht gekommen. Ich aber hatte mich an Verbote so gut gewöhnt wie an Auszeichnungen.«

Der Film wurde nach dem Krieg in einer von Luis Trenker veränderten Fassung wieder aufgeführt.



Filmfestival Venedig, Italien
Jahr   Kategorie/Preisträger
1936
Goldener Löwe
Bester ausländischer Film (Mussolini-Pokal) - Luis Trenker
 


 
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Bandmann, Christa/Hembus, Joe: Klassiker des deutschen Tonfilms 1930-1960 (Citadel Filmbuch), München 1980

Hembus, Joe+Benjamin: Western-Lexikon (2.Auflage), München 1995

Jeier, Thomas: Der Western-Film (Heyne Filmbibliothek), München 1987