Down By Law




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1986
Länge
 
107 min. (2917 m)
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.85:1)
Krimi
Komödie


Regie   Jim Jarmusch
Drehbuch   Jim Jarmusch
Kamera   Robby Müller
Schnitt   Melody London
Musik   John Lurie
Songs   Tom Waits, Irma Thomas
Ton   Drew Kunin, Frank Kern, John
    Auerbach (Schnitt)
Prod.-Design   Janet Densmore
Ausstattung   Janet Densmore
Kostüme   Carol Wood
Maske   Donita Miller
Produktion   Alan Kleinberg für Black Snake/
    Grokenberger Film für Island Pictures
Verleih   Pandora


Kinostart
USA
  19.09.1986, New York Film Festival
F
  16.05.1986, Filmfestspiele Cannes
D
  22.10.1986 (Kinostart: 30.10.1986)
       
TV-Premiere
D
  22.08.1988, ZDF
       
DVD
USA
  22.10.2002 (Criterion)
D
  25.02.2003 (Kinowelt)


 
USA
  1436000 $
 
D
 
2995057 €, 533253 Zuschauer


Tom Waits   (Zack)
John Lurie   (Jack Romano)
Roberto Benigni   (Roberto)
Nicoletta Braschi   (Nicoletta)
Ellen Barkin   (Laurette)
Billie Neal   (Bobbie)
Rockets Redglare   (Gig)
Vernel Bagneris   (Preston)
Timothea   (Julie)
L.C. Drane   (L.C.)
Joy N. Houck Jr.   (Detective Mandino)
Carrie Lindsoe   (junges Mädchen)


Zwei gescheiterte Existenzen treffen in einem Gefängnis bei New Orleans zusammen. Jack ist ein glückloser Gelegenheitszuhälter, den die Konkurrenz mit Hilfe einer Minderjährigen hinter Gitter befördert. Zack ist ein heruntergekommener Diskjockey. Für 1000 Dollar fährt er betrunken einen Jaguar durch die Stadt und die Polizei findet im Kofferraum einen Toten. In der Zelle öden sie sich an, wechseln kaum ein Wort, stieren vor sich hin und geraten sich auch mal in die Haare. Da wird ihnen Roberto, ein quirliger italienischer Tourist, zugestellt. Er hat sich als Falschspieler durchgeschlagen, ist erwischt worden und hat im folgenden Getümmel einen Gegner mit dem Wurf einer Billardkugel umgebracht. Mit seiner kindlich-unbefangenen Art, mit seinen in einem Vokabelblock gesammelten, radebrechend vorgetragenen Idioms und seiner nervigen Lebendigkeit bricht er die Starre seiner Mitgefangenen. Die drei unterschiedlichen Temperamente schließen ein Zweckbündnis. Wie im Kino gelingt die Flucht aus dem Gefängnis in die gefährlichen Sümpfe Luisianas, wo die drei Stadtmenschen von Bluthunden verfolgt und von Krokodilen bedroht werden. Eine Hütte und ein Boot finden sich, doch nach langer Fahrt im Kreis sinkt es. Die drei sind so weit wie vorher. Zack und Jack streiten sich wieder. Jeder will seinen eigenen Weg gehen, doch sehen sie sich bald wieder vereint bei Roberto am Lagerfeuer mit einem Kaninchen am Spieß. Rettender Ort ist, einer Oase gleich, eine kleine Imbißstube, die von der Italienerin Nicoletta bewirtschaftet wird. Durch Zufall ist sie daran geraten, und nichts ist ihr willkommener als ein Landsmann, der sich sofort wie zu Hause fühlt und bleibt. Die beiden anderen ziehen weiter, trennen sich aber an der nächsten Weggabelung. Eine Männerfreundschaft auf Zeit ist zu Ende.

 


»Down By Law könnte leicht in die klassische Grimmsche Form des Märchens passen. Zwei ältere Brüder, beide mürrisch und schlecht erzogen, müssen für ihr ungehobeltes Benehmen büßen, wobei sie durch Einwirkung böser Mächte im Kerker landen. Der offenherzige dritte Bruder aber, von den anderen als Idiot verlacht, ist auf magische Weise befähigt zu fliehen. Er nimmt seine Brüder mit sich und führt sie sicher durch die Wildnis in die Freiheit. Mehr noch, er darf die Prinzessin heiraten und erbt das Königreich.« (Sight And Sound).

Stilbildend für die Stimmung des Films ist die Schwarzweißkamera von Robby Müller, der in ruhigen, ausgeglichenen Bildern die gottverlassene Szenerie eines Stadtviertels von New Orleans genauso intensiv und konzentriert beschreibt wie die faszinierende Sumpflandschaft. »Jarmuschs Inszenierung betont den ganzen Film über den Eindruck von Enge, und zwar sowohl bei den Innen- als auch Außenaufnahmen. Die Kamera operiert meist statisch, es gibt kaum Großaufnahmen, lange Einstellungen werden überwiegend durch starke Abblenden beendet. Dadurch erscheinen die Figuren stets eingesperrt, lethargisch in ihrer jeweils eigenen Welt gefangen. « (Jürgen Müller, Filme der 80er). Von diesen aufregenden Bildern lebt der Film, von Kamerafahrten, die süchtig machen und vom melancholischen Blues kongenial ergänzt werden. »Durch eine Ausleuchtung, die Kontraste oftmals verschwimmen läßt, verleiht Robby Müller den Bildern einen Anstrich, der der märchenhaften Stimmung entspricht. Wie in Stranger Than Paradise verzichtet Jarmusch nahezu auf Zwischenschnitte; Bild- und Handlungsrahmen werden identisch, wodurch die Szenen große Intensität erlangen.« (Hans Messias, Filmdienst). Kein Actionfilm, sondern ein poetisches Abenteuer als brillant inszenierte Komödie zwischen schwermütiger Tristesse und präziser Situationskomik. Eine unglaubliche Geschichte, die nur im Kino wahr wird und auch nur dort rezipierbar ist. Jim Jarmusch: »Ich würde den Filmstil bezeichnen als ›Neo-beat-noir-comedy‹, mit einem Handlungsverlauf, der sich offen auf bestimmte Genres bezieht, und einer Atmosphäre, die halb Alptraum und halb Märchen ist.«Hintergründig wie der Film, der sich von einer Depressionskomödie zur beschwingt-ironischen Fabel über die Hoffnung wandelt, ist auch sein Titel. »Down by Law« meint nicht »unterdrückt durch das Gesetz«, vielmehr bezeichnet der Slang-Ausdruck aus den 20er Jahren Personen, die eine gewisse Situation fest »im Griff« haben.

»Jarmusch überläßt sich bei diesem Film ganz und gar seinem Spieltrieb und dem seiner Akteure. Seine Figuren sind nicht die Sonden, mit denen private und soziale Zustände in den USA aufgespürt werden, sie sind einfach nur Rollen, auch wenn ihnen genau die gleiche Lakonie und Ironie zu eigen ist, mit der wir sie schon in früheren Filmen kennengelernt haben. Der ganze Film schließlich variiert mit großem Spaß die verschiedensten Filmgenres von der Schwarzen Serie bis hin zu Chaplin, er ist reine Fiktion und will auch nichts anderes sein.«(Florian Hopf, EPD Film).

»Seit Stranger Than Paradise ist Jim Jarmusch eine Kultfigur. Down By Law hat den gleichen sperrigen, melancholischen Humor, ist aber bewußter, kunstvoller, poetischer komponiert, wieder in schwarzweiß, wieder in sehr langen Einstellungen. Lauter Pluspunkte: drei großartig getroffene Typen, eine spannende und anrührende Konstellation, viele Referenzen an alte Filme und Genres, Luries Musik, Waits Songs und die wunderschöne Fotografie von Robby Müller. Das optische Pathos und der elegische Märchenton machen diese schwarze Komödie zu einem kleinen Juwel gegen alle dummen Trends im Hollywoodfilm und den Regisseur zu einer der wenigen Hoffnungen im dünnblütigen Kino der 80er Jahre.« (Wolf Donner, Westermann's, 11/1986).



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Gert Berghoff in: Kölnische Rundschau, 22.11.1986; Doris Blum: Die Welt, 3.11.1986; Cecil Brown in: Zitty, 23/1986; Michael Conrad in: Szene Hamburg, 10/1986; Wolf Donner in: tip, 24/1986; Christoph Egger in: NZZ, 13.11.1986; Fritz Göttler in: Kölner Stadt Anzeiger, 22.11.1986; Florian Hopf in: epd Film, 11/1986; Steve Jenkins in: Monthly Film Bulletin, 636/1987; Philip Kemp in: Sight and Sound, 2/1987; Hans Messias in: film dienst, 22/1986; Susanne Rick in: medien+erziehung, 3/1987; Wolfram Schütte in: FR, 30.10.1986; Merten Worthmann in: filmwärts, 13/1989

Cinema Nr.102 (11/1986), S.88

Heinzlmeier, Adolf/Schulz, Berndt: Kultfilme (Cinema Buch), Hamburg 1989

Kerkhoff, Ingrid/Rodenberg, Hans Peter (Hrsg.): Leinwandträume, Hamburg/Berlin 1991

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995

Müller, Jürgen: Filme der 80er, Köln 2002