Land
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Jahr
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1939
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Länge
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222 min.
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Farbe
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Tonverfahren
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Mono/70 mm 6-Track
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DTS, DDS,DD(1998) | ||
Format
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35 mm (1.37:1)
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70 mm (2.20:1)
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Regie | Victor Fleming | |
Co-Regie | George Cukor, Sam Wood | |
Drehbuch | Sidney Howard, Jo Swerling, Charles | |
MacArthur, Ben Hecht, John Lee Mahin, | ||
John Van Druten, Oliver H.P. Garrett, | ||
Winston Miller, John L. Balderston, Michael | ||
Foster, Edwin J. Mayer, F. Scott Fitzgerald, | ||
David O. Selznick | ||
Literaturvorlage | Margaret Mitchell | |
Kamera | Ernest Haller, Lee Garmes, Ray Rennahan | |
Spezialeffekte | Jack Cosgrove, Lee Zavitz | |
Schnitt | Hal C. Kern, James E. Newcom | |
Musik | Max Steiner | |
Ton | Thomas T. Moulton, Frank Maher, | |
Fred Albin, Arthur Johns | ||
Prod.-Design | William Cameron Menzies | |
Bauten | Edward G. Boyle | |
Ausstattung | William Cameron Menzies, Lyle Wheeler, | |
Hobe Erwin | ||
Kostüme | Walter Plunkett | |
Maske | Ben Nye, Hazel Rogers, Monte Westmore | |
Stunts | Yakima Canutt, Elaine Goodman | |
Produktion | David O. Selznick für MGM/ | |
David O. Selznick- International-Prod | ||
Verleih | UIP (Erstverleih: MGM, auch 70mm), | |
MGM/UA Home (Video) |
15.12.1939 | |||
15.01.1953 | |||
27.10.1998 (MGM) | |||
07.03.2000 (Warner) | |||
06.11.2001 (Creative Design, Collector's Edition) | |||
04.03.2003 (Warner, Best Picture Collection) | |||
09.11.2004 (Warner, 4-Disc Collector's Edition) | |||
07.12.2000 (MGM) | |||
26.09.2002 (MGM, Special Edition Box) | |||
05.11.2004 (Warner, 4-DVD Special Edition) |
198655000 $
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Clark Gable | (Rhett Butler) | |
Vivien Leigh | (Scarlett O'Hara) | |
Leslie Howard | (Ashley Wilkes) | |
Olivia de Havilland | (Melanie Wilkes) | |
Thomas Mitchell | (Gerald O`Hara) | |
Hattie McDaniel | (Mammy) | |
Laura Hope Crews | (Tante Pittypat Hamilton) | |
Ona Munson | (Belle Watling) | |
Everett Brown | (Big Sam) | |
Barbara O'Neil | (Ellen O'Hara) | |
Evelyn Keyes | (Suellen O'Hara) | |
Ann Rutherford | (Careen O'Hara) | |
Butterfly McQueen | (Prissy) | |
Rand Brooks | (Charles Hamilton) | |
Carroll Nye | (Frank Kennedy) | |
Fred Crane | (Stuart Tarleton) | |
George Reeves | (Brent Tarleton) |
Selbst heute kann man dem Film trotz seiner zahlreichen Schwächen ein gewisses Maß an Bewunderung nicht versagen. Zwar werden die Konflikte, die den Bürgerkrieg hervorriefen, mit unglaublicher Naivität behandelt, zwar spielt sich die zentrale Liebesgeschichte auf dem ungeheuer dummen Niveau durchschnittlicher Schicksalsromane ab, zwar wird das Technicolor-Verfahren oft in unerträglicher Weise auf kunstvolle Wirkung getrimmt - gerade die Monstrosität dieser Schwächen trägt jedoch ebenso wie der schwelgerische Umgang mit den spektakulären Elementen zu dem Eindruck des Grandiosen bei, den der Film unweigerlich hinterläßt. Allein die berühmten Atlanta-Szenen verdienen einen Platz in der Filmgeschichte. »Eines Tages, wenn es das Kino nicht mehr gibt und man seinen Enkeln beschreiben möchte, was es war, wo es erfunden wurde, von wo aus es gespeist wurde und womit, wenn man also von Hollywood erzählen wollte und von den Leuten, die es verkörperten, von den Filmen, die sie uns schenkten, dann genügte ein Film, um das zu tun. Vom Winde verweht ist die Inkarnation Hollywoods, dem Ort, wo man oft die Legenden nicht von der Wahrheit unterscheiden kann, weil selbst die Wahrheit wie eine Legende klingt.« (Walter Schobert in: 111 Meisterwerke des Films).
»Vom Winde verweht zeigt den amerikanischen Traum als Kitschpostkarte. Der Bürgerkrieg als allesverzehrende unerfüllte Leidenschaft - das geschichtliche Ereignis gespiegelt in der privaten Tragödie, die wiederum geprägt ist von der Epoche des Chaos und der Umwälzung. Eine dem Untergang geweihte Gesellschaft, die sich nach der bitteren Niederlage der Südstaaten nicht nur in ihrem Besitzdenken, sondern auch in ihren Grundwerten erschüttert sieht, ist das Thema des Films.« (Adolf Heinzlmeier, Kinoklassiker). »Scarlett und Rhett bilden ein Traumpaar, das nicht zusammenkommen kann. Er ist ein Abenteurer und Außenseiter, sie die verwöhnte Tochter eines Gutsbesitzers. Sie fühlt sich von ihm angezogen, wehrt in zugleich aber ab und erhält sich so die Illusion vom unerreichbaren Liebhaber: Rhett dient ihr zur Befriedigung narzißtischer Phantasien. Die Versagung des Glücks, der beiderseitige Verzicht auf die Erfüllung ihrer Sehnsüchte ist die Voraussetzung, daß diese Liebe ewig währt. Obwohl die Handlung sich über ein Jahrzehnt erstreckt und der Film dreieinhalb Stunden lang ist, befindet sich am Ende die Beziehung im selben Spannungsverhältnis wie zu Beginn.« (Michael Töteberg in: Metzlers Filmlexikon).
Der Film ist das herausragende Beispiel eines Designer-Films, in dem alles den aufwendigen Dekorationen und Kostümen unterworfen wird. In diesem Sinn ist der Ausstatter William Cameron Menzies, der eine besondere Nennung als Production Designer im Titelvorspann erhielt, neben David O. Selznick als der eigentliche Gestalter des Films anzusehen. »Vom Winde verweht ist vor allem ein Film in Technicolor, der seinen Höhepunkt in den Schlachtszenen um Atlanta findet. Eine Halbnah-Einstellung von Scarlett, die im Feldlazarett nach einem Arzt sucht, erweitert sich zur totalen Aufsicht, die ein ganzes Schlachtengemälde zeigt: dicht an dicht liegen die verwundeten Soldaten, in gelblich-bräunliches Licht getaucht, lediglich die klaffenden Wunden, die blutdurchtränkten Verbände leuchten karmesinrot. Blutrot und orangegelb explodiert wenig später ein Munitionslager. Rhett Butler steuert die Kutsche mit Melanie, ihrem Kind und Scarlett durch den Brand, ihre schwarzen Umrisse gleichen Scherenschnitten vor dem leuchtenden Hintergrund der Stadt. Immer dann erscheinen die Figuren als schnell kleiner werdende Silhouetten vor farbigem Hintergrund, fotografiert aus der Untersicht, wenn sich eine Schicksalswende ankündigt: In den zarten Rosa- und Lilatönen eines südlichen Abendhimmels strahlt der Hintergrund als Mr. O'Hara seine Tochter die heimatliche Erde achten lehrt; im Glutrot der Schlacht leuchtet der Horizont, als die Liebe zwischen Rhett und Scarlett sich zum ersten Mal in einem Kuß manifestiert; vor dottergelbem Sonnenuntergang schwört Scarlett, um keinen Preis der Welt je wieder hungern zu wollen. Auch den Figuren selbst sind Farben zugeordnet: Rhetts glänzendes, elegantes Schwarz steht dem faden Graubraun Ashleys gegenüber, Scarletts schimmerndes Tropengrün dem adretten Blau und Weiß der tugendhaften Melanie. Damit werden auch die erotischen Beziehungen der Personen untereinander visualisiert. Kein Zweifel besteht über die sexuelle Leidenschaft, die Scarlett und Rhett verbindet.« (Daniela Sannwald in: Thomas Koebner (Hrsg.), Filmklassiker).
Die Hauptdarsteller gaben alle bewundernswert ausgefeilte Versionen von Charakteren ab, die sie schon oft verkörpert hatten, aber zwei Schauspielerinnen verdienen eine besondere Erwähnung: Vivien Leighs Interpretation war eine bemerkenswerte Leistung für eine Beinahe-Debütantin, und Olivia de Havilland brachte es fertig, eine im Grunde farblose Rolle mit einer vollkommen überzeugenden Wärme und Ehrlichkeit auszustatten.
Produzent David O. Selznick war klar, daß Vom Winde verweht ein Projekt werden würde, das alle vorhergehenden Filme in den Schatten stellen mußte. Und so bürdete sich der selbstverliebte und besessene Produzent die höchsten Anforderungen auf, die er automatisch auf die gesamte Crew übertrug, von der er ein ähnlich hohes Engagement erwartete. Die Folge war ein unglaublich hoher Verschleiß an Regisseuren und Drehbuchautoren, die sich mehr oder weniger erfolgreich an dem Mammut-Unternehmen versuchten und erbarmungslos von Selznick gefeuert wurden, wenn dieser mit ihren Leistungen unzufrieden war. Die erste Drehbuchfassung wurde dem Bühnenautor Sidney Howard anvertraut, doch sein Text hätte einen Film von fünf Stunden Länge ergeben. Howard folgten viele andere Autoren, die alle irgendwann aufgaben, da die komplexe, sich über zwölf Jahre erstreckende Handlung Anforderungen stellte, die man kaum lösen konnte, ohne die Geschichte radikal zu kürzen. Zudem galt es politische Fragen zu entschärfen, da der Roman die Position der Südstaatler vertritt und konstatiert, den Schwarzen sei es als Sklaven besser ergangen als nach der Befreiung. Der rassistische Geheimbund Ku-Klux-Klan und seine an der schwarzen Bevölkerung begangenen Untaten erwähnt der Film gar nicht erst, hier taucht nur eine »Bürgerwehr« auf, die gegen »Strauchdiebe und Gesindel« vorgeht. Schließlich schrieb Selznick sogar selbst am Skript herum, das in seiner Länge natürlich deutlich gerafft werden mußte, damit der Film nicht ins Uferlose entglitt. Mit seiner Laufzeit von beinahe vier Stunden ist er ohnehin eines der längsten zusammenhängenden Kinowerke.
»Bei der Besetzung der Rollen tauchten die größten Probleme auf. Jeder. der das Buch las, hatte bei der Figur des Rhett Butler spontan den ›King‹ von Hollywood (Clark Gable) vor Augen. Doch Gable war vertraglich an MGM gebunden. Selznick wußte, daß der mit ihm verkrachte MGM-Boß Louis B. Mayer, der außerdem sein Schwiegervater war, ihm ein Vermögen abluchsen würde, bevor er Gable auslieh. Als Scarlett schwebte Selznick Bette Davis vor, als Rhett schienen ihm Gary Cooper (!) und Errol Flynn geeignet. Unter anderem wurden Tallulah Bankhead, Susan Hayward, Joan Bennett, Jean Arthur, Paulette Goddard, Norma Shearer, Miriam Hopkins und Margaret Sullivan als Scarlett ins Auge gefaßt und getestet. Schließlich kroch Selznick bei Mayer zu Kreuze. der ihm Gable gegen eine saftige Ablöse, eine hohe Gewinnbeteiligung und die Bedingung auslieh, daß seine Verleihfirma den Film in die Kinos bringen durfte.« (Hahn/Jansen, Kultfilme). Als im Januar 1939 die Dreharbeiten begannen, war für die Rolle der Scarlett noch keine passende Schauspielerin gefunden worden. Die Frage, wer denn nun den begehrten Part übernehmen sollte, bewegte die amerikanische Öffentlichkeit zeitweise mehr, als die Zuspitzung der politischen Lage im fernen Europa. Schließlich wurde die Rolle mit der bis dahin weitgehend unbekannten britischen Schauspielerin Vivian Leigh besetzt. Zuvor hatte man schon mit dem Brand von Atlanta eine der aufwendigsten Szenen des Films abgedreht. Um die Feuersbrunst so eindrucksvoll wie möglich darzustellen, ließ Selznick die Riesenmauer aus dem Monsterfilm King Kong, die seit 1933 auf dem Studiogelände herumstand, in Brand stecken. Für die Szenen des mit Flüchtlingen und Verletzten überfüllten Atlanta wurde nach alten Plänen eine 2,5 km lange Straße mit insgesamt 53 Häusern nachgebaut. Selznicks Nationalepos erlebte im Dezember 1939 in Atlanta seine feierliche Uraufführung, wurde bereits zu diesem Zeitpunkt als Meisterwerk gefeiert und trat kurze Zeit später einen Siegeszug an, der sich allerdings wegen des Kriegsausbruchs nicht über die ganze Welt erstreckte. In Deutschland wurde das Spektakel so erst im Januar 1953 das erste Mal gezeigt.
Vom Winde verweht wurde in den Kategorien Bester Film, weibliche Hauptrolle, Nebenrolle (Hattie McDaniel, die erste schwarze Schauspielerin, die je einen Oscar erhielt), Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Farbe (William Cameron Menzies) und Innendekoration (Donald Musgrave) mit Oscars ausgezeichnet. Zudem wurde David O. Selznick ein Irving Thalberg Memorial Award für sein Lebenswerk verliehen. Die unter sehr schwierigen Umständen erfolgte Verfilmung des Südstaaten-Dramas wurde zu einem unvergleichlichen Kassenmagneten und hielt sich nahezu drei Jahrzehnte auf der Hitliste als erfolgreichster Film aller Zeiten. 1968 kam er erneut in die Kinos, umkopiert auf das Breitwandformat 70 mm und mit Stereoton versehen. Bis 1997 spielte Vom Winde verweht nicht weniger als 191,9 Millionen Dollar ein (die man eingedenk der Inflation. auf 1,2 Milliarden hochrechnen kann). Für die Kinder des Medienzeitalters gehört Vom Winde verweht zu den Märchen, mit denen sie groß geworden sind. Jerome Charyn geht in Movieland, einem subjektiven Rückblick auf die amerikanische Traumkultur, mit dem Film hart ins Gericht: In Vom Winde verweht finde sich »keine Figur, die sehr weit über die Pubertät hinausgelangt zu sein scheint. Scarlett ist ein Gör und eine Karriereschwester, die am Ende nicht ihren Willen bekommt. Und Rhett ist ein Pirat, der in sein Privatkönigreich verschwindet. Die Schwarzen sind alle gute oder böse Kinder. Die weißen Frauen sind Huren oder Mauerblümchen oder Schönheiten. Die Männer sind Schlawiner oder ritterliche Narren mit Poesie im Blut. Hollywood als Hochromanze. Eine so obsessive Klarheit sollte es nicht noch einmal geben.«
Academy Awards, USA
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Jahr | Kategorie/Preisträger | ||
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1940
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Ehrenoscar - William Cameron Menzies
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Beste Hauptdarstellerin - Vivien Leigh
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Beste Nebendarstellerin - Hattie McDaniel
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Beste Ausstattung - Lyle R. Wheeler
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Beste Farbkamera - Ernest Haller, Ray Rennahan
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Beste Regie - Victor Fleming
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Bester Schnitt - Hal C. Kern, James E. Newcom
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Bester Film - David O. Selznick
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Bestes adaptiertes Drehbuch - Sidney Howard
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Technical Achievement Award - Don Musgrave
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Bester Hauptdarsteller - Clark Gable (Nominierung)
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Beste Nebendarstellerin - Olivia de Havilland (Nominierung)
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Beste Spezialeffekte - Jack Cosgrove, Fred Albin, Arthur
Johns (Nominierung)
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Beste Musik - Max Steiner (Nominierung)
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Bester Ton - Thomas T. Moulton (Nominierung)
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Kathryn Kalinak in: Film Reader, 5/1982; Renate Lippert in: Frauen und Film, 54-55/1994; T.H. Pauly in. Journal of Popular Culture, 2/1974; Alan David Vertrees in: Film History, 2/1989; Mechthild Zeul in: Frauen und Film, 40/1986
Charyn, Jerome: Movieland, Hildesheim 1993
Engelhard, Günter/Schäfer, Horst/Schorbert, Walter: 111 Meisterwerke des Films (Fischer Cinema), Frankfurt a.M.1989
Engelmeier, Peter W.: 100 Jahre Kino - Die großen Filme, Augsburg 1994
Faulstich, Werner/Korte, Helmut (Hrsg.): Fischer Filmgeschichte Bd.2 1925-1944 (Fischer Cinema), Frankfurt a.M. 1991
Flamini, Roland: Vom Winde verweht, München 1982
Haver, Ronald: David O. Selznick' Hollywood, München 1980
Heinzlmeier, Adolf: Kinoklassiker, Hamburg/Zürich 1986
Heinzlmeier, Adolf/Schulz, Berndt: Kultfilme (Cinema-Buch), Hamburg 1989
Karasek, Hellmuth: Mein Kino - Die 100 schönsten Filme, Hamburg 1994
Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995
Lambert, Gavin: The Making of Gone with the Wind, Boston/Toronto 1973
Manthey, Dirk (Hrsg.): Goldenes Kino (Cinema-Buch), Hamburg 1986