Zwei glorreiche Halunken




Technisches
Land
 
I
Jahr
 
1966
Länge
 
159 min.
   
Originalfassung:
   
182 min. (4840 m)
Farbe
 
Color
Tonverfahren
 
Stereo
Format
 
35 mm
 
(2.35:1,Techniscope)
Western


Credits
Regie   Sergio Leone
Drehbuch   Age (= Agenore Incorocci), Furio Scarpelli,
    Luciano Vincenzoni, Sergio Leone
Kamera   Tonino Delli Colli
Spezialeffekte   Eros Baciucchi, Giovanni Corridori
Schnitt   Nino Baragli, Eugenio Alabiso
Musik   Ennio Morricone
Ton   Vittorio De Sisti, Elio Pacella
Ausstattung   Carlo Simi
Kostüme   Carlo Simi
Maske   Rino Carboni (Make-up), Rino Todero
    (Frisuren)
Produktion   Alberto Grimaldi für Produzioni Europee
Verleih   United Artists, Warner Home (Video)

Erstaufführung

Kinostart
I
  23.12.1966
D
15.12.1967
       
 TV-Premiere
D
  01.01.1983, ZDF
  01.11.1995 Pro Sieben (rekonst. Fassung)
       
DVD
USA
  27.01.1998 (MGM Home Entertainment)
USA
  05.06.2001 (MGM Home Enterianment)
USA
  18.05.2004 (MGM Home Ent., Collector's Edition)
D
  23.06.2000 (MGM Home Entertainment)
D
  03.05.2004 (MGM Home Entertainment, Gold Edition)
D
  17.06.2006 (SZ-Cinemathek Nr. 68)


Einspielergebnisse
 
USA
  6000000 $


Darsteller
Clint Eastwood   (Joe)
Eli Wallach   (Tuco)
Lee Van Cleef   (Setenza)
Aldo Giuffrè   (Nordstaaten-Offizier)
Mario Brega   (Hauptmann Wallace)
Luigi Pistilli   (Pater Ramirez)
Rada Rassimov   (Maria, die Prostituierte)
Chelo Alonso   (mexikanische Bäuerin)
Enzo Petito   (Ladenbesitzer)
Aldo Sambrell   (Bandenmitglied)
Livio Lorenzon   (Bäcker)
Antonio Castale   (Jackson/Bill Carson)
Claudio Searchelli    


Inhalt
Im Südwesten, während des Bürgerkrieges. Der Mexikaner Tuco hat so viele Prämien auf seinem Kopf, daß er sich entschlossen hat sie selbst einzukassieren. Er zieht mit seinem Partner Joe durch die Lande. Joe liefert ihn den Behörden ab und kassiert das Geld, dann befreit er Tuco, indem er im letzten Moment den Strick durchschießt, mit dem Tuco gehenkt werden soll. Eines Tages trifft Joe um ein Haar fast daneben. Tuco wird fast gehenkt, und die Partner trennen sich. Erst versucht Joe, Tuco in der Wüste umzubringen, dann versucht Tuco das gleiche mit Joe. Schließlich konzentrieren sie sich wieder auf ihr ursprüngliches Ziel, einen 200000-Dollar-Goldschatz zu finden, der auf einem Friedhof verscharrt sein soll. Hinter diesem Schatz ist auch ein Mann namens Sentenza her. Auf dem Friedhof kommt es zur Konfrontation. Joe, der als einziger die genaue Lage des Goldschatzes kennt, schlägt einen Gunfight zu dritt vor. Er tötet Sentenza und läßt Tuco am Leben. Sie finden das Gold. Joe nimmt sich die Hälfte davon, hängt Tuco an einen Strick und reitet fort. Dann dreht er sich doch noch um und schießt den Strick durch. Tuco bleibt am Leben und im Besitz seines Anteils, aber ohne Pferd und fluchend auf dem Friedhof zurück.

 


Kritik
Sergio Leones dritter Western, der abschließende Teil der sogenannten Dollar-Trilogie. Leone: »Wenn bei John Ford einer zum Fenster rausschaut, hat er den Blick in eine strahlende Zukunft. Wenn bei mir einer das Fenster aufmacht, weiß jeder: der wird jetzt erschossen. Ford ist ein Optimist. Ich bin ein Pessimist. Im amerikanischen Western sterben die Helden häßlich im Hintergrund, bei mir sterben sie im Vordergrund - unheimlich schön.« Diesmal eröffnete er »das Schießballett« (Film), in dem »ein rüder und unflätiger Gossenton vorherrscht« (Filmdienst) auf ironische Weise, indem er den »Guten«, den »Bösen« und den »Brutalen«, die sich höchstens im Aussehen voneinander unterscheiden, in Untertiteln vorstellte, als wolle er damit zeigen, daß Schurken auch sympathisch und Helden durchaus gemein sein können. »Je mehr der Bürgerkrieg im Film in den Vordergrund rückt, desto geringer wirken die Gewalttaten der Hauptakteure, beispielsweise bei der Schilderung einer wüsten Schlacht zwischen den Konföderierten und den Unionstruppen, die sich mit den Mitteln der modernen Kriegführung um eine Brücke raufen, die keinerlei strategischen Wert hat. Im Vergleich mit den zahlreichen Opfern, die beide Seiten in diesem Kampf beklagen, erscheinen einem die Machenschaften des Bösewicht-Trios fast human. Der ›Gute‹ ist entsetzt, als er die staatliche Gewalt sieht: ›So ein Blödsinn! Die krepieren alle! Und für was?‹ Blut, Schweiß und Tränen fließen in Zwei glorreiche Halunken reichlich, aber Leone bildet nichts anderes als die Realität der von Hollywood stets verklärten Schilderung der Eroberung des Westens ab: Glattrasierte Helden mit aufrechtem Charakter waren in diesen Zeiten ebensowenig die Norm wie die Farmerstöchter, die sie am Ende erobern: Der Westen wurde wohl eher von schrägen Vögeln und losen Frauen gezähmt, von Menschen, die bindungslos waren und es sich leisten konnten, sich in einer Gegend herumzutreiben, die nichts für Familien mit Kleinkindern war.« (Hahn/Jansen, Kultfilme).

Zwei glorreiche Halunken wimmelt von denkwürdigen Szenen, wie etwa die, als Joe und Tuco in der Wüste auf einen Trupp Soldaten treffen, die sie wegen ihrer grauen Uniformen für Südstaatler halten. Aus nächster Nähe müssen sie freilich feststellen, daß es sich um blau uniformierte Nordstaatler handelt, die sich seelenruhig den Staub von der Kleidung klopfen. Schluß- und Höhepunkt des Films ist ein Showdown zu dritt, der auf einem kreisförmigen, arenaartigen Platz auf einem Friedhof stattfindet und durch den Einsatz von Zeitverzögerungen, extremen Großaufnahmen und Totalen sowie Ennio Morricones peitschender Musik sicher zu den spannendsten der Western-Geschichte zählt. Zwar ironisiert Leone die Muster und Klischees des Genres, doch tut er es auf eine eher liebevolle denn diffamierende Art und Weise.

Nach den ersten beiden Dollar-Filmen begann Hollywood sich von seiner Verblüffung zu erholen und stieg in das Geschäft ein. Zwei glorreiche Halunken ist der erste Leone-Film, der für eine amerikanische Gesellschaft (United Artists) gedreht wurde. Allein in den USA spielte er 6 Millionen Dollar ein; nach der Rekordkassen-Liste der Fachzeitschrift Variety von 1975 läßt er damit erfolgreiche Hollywood-Western wie The Wild Bunch, Nevada Smith, Rio Bravo und Vera Cruz weit hinter sich. Auch beim deutschen Publikum kam der Italowestern gut an, doch die »ästhetische Linke« konnte ihn nicht ausstehen: Sie sah nur die vordergründige Brutalität des Genres und erblickte flugs ein faschistoides Kommerzprodukt: Für die Zeitschrift Film war Sergio Leone der »übelste italienische Leinwandschlächter«, in dessen Zwei glorreiche Halunken »Folter und Mord krachende Urständ« feiern. »Es heißt, das gehöre zur Konsequenz dieser Filme, die eigentlichen Absichten würden nicht kaschiert, sondern betont. In der Tat ist das eine Methode, nach der allgemein für die kapitalistische Bewußtseinsindustrie jeder Versuch der Denunziation mit den Sprüchen der Werbung zusammenfällt. Lächelnd wird versichert, daß für den Tritt ins Gesicht kein dummer Vorwand mehr gesucht würde. Und so inszeniert Leone mit viel Sinn für Humor an der rechten Stelle eine KZ-Szene in der einige Gefangene fiedeln müssen, wahrend ein anderer gefoltert wird. Leones ästhetische Mittel entsprechen dem Niveau der Vergnügung, alles wird auf den größtmöglichen Effekt reduziert.« (Georg Alexander, Film). In der Tat war der Italowestern das Genre in dem am meisten geschossen gehenkt gemordet und in die Luft gesprengt wurde doch geschah all dies ohne eine dieses Vorgehen rechtfertigende Ideologie: Die Gewalttaten im Italowestern - auch in Zwei glorreiche Halunken - dienen dem praktischen Nutzen und haben die Durchsetzung ökonomischer Interessen zum Ziel.

Die amerikanische Kritik blieb diesem Phänomen gegenüber vorerst noch etwas ratlos, während die europäische Kritik der Versuchung zur Komplexität, die in Leones Filmen liegt und die sich beim Publikum sofort durchgesetzt hat, allmählich erlag. Das Time-Magazin versuchte, im Originaltitel (englisch übernommen als The Good, The Bad and The Ugly) ein witziges Vehikel der kritischen Auseinandersetzung zu finden: »Das Gute liegt in Leones Kameraarbeit, die Farbe und Komposition fachmännisch verbindet und den Details von Form und Textur, die sich bei Außenaufnahmen üppiger anbieten als beim Drehen in Ateliers, scharfe Aufmerksamkeit schenkt. Schlecht ist der passende Ausdruck für die hölzerne Schauspielerei und Leones Glauben an die Werte und grenzenlosen Möglichkeiten des Comic-Strip. Und häßlich ist sein unstillbarer Appetit an Prügeleien, Verstümmelungen und Großaufnahmen von zermatschten Gesichtern.«

»Der Film hätte in Amerika nie gemacht werden können. So ist er beispielsweise für den im allgemeinen einseitigen Blickwinkel des Hollywood-Western zu lang und zu plotlastig. Leone, nicht im geringsten gelackt, schwelgt geradezu in der staubigen Beschaffenheit des Death Valleys. Als Wallach Eastwood durch die Wüste schleift, fallen das Leiden so heftig und der Handlungsrahmen so bewußt poetisch aus, daß das Publikum zu einer Art Kaktuskavallerie gemacht wird. Kein amerikanischer Western würde je so ekstatisch in dem Schmerz und den Entbehrungen waten, die nur dem masochistischsten Messias gebühren. Aber Clint Eastwood ist eher ein Söldner als ein Messias und will seine Belohnung noch in dieser Welt kassieren. Leone weiß es ebenso wie sein Publikum. Warum also wird dem Söldner die Belohnung so lange vorenthalten? Einfach deswegen, weil die reine Leidensdauer aus Eastwood einen glaubhaften Unterklassenhelden macht, dessen körperliche Erlösung die zeitgenössische Entsprechung der spirituellen Erlösung Christi ist. Leones Weitschweifigkeiten sind also Teil eines Rituals, das der traditionellen Zuversicht des Amerikaners in seine Fähigkeit, die Natur zu unterwerfen, fremd ist. Kraft und Entschlossenheit sind Leones Charakteren zum Überleben zu wenig. Sie bedürfen auch einer Arglist und Vernunft, die eher europäisch als amerikanisch ist. Daß Eastwood Wallach bei der Schlußabblende nicht umbringt, liegt weniger daran, daß er eine Moral hat, als daran, daß er von einem uralten Kodex der Resignation zivilisiert ist, der kaum der Kodex des Westens ist.« (Andrew Sarris, The Village Voice).

»Technisch, inhaltlich und vom puren Unterhaltungswert ist [der Film] der vollkommenste unter Eastwoods Italowestern: ein verwirrendes Kaleidoskop aus verblüffenden Effekten, abrupten Umschwüngen, beißendem, zynischem Humor und Leones großartigen Bildern, die von Morricones bis dato einfallsreichster und reichhaltigster Musik unterstützt werden. Sämtliche Western und Kinokonventionen werden, so extrem wie möglich, humorvoll auf den Arm genommen.« (Gerald Cole/Peter Williams).

Mit 182 Minuten ist Zwei glorreiche Halunken der längste Western des Regisseurs, und wie fast alle seine übrigen Filme wurde er in anderen Ländern teilweise drastisch geschnitten. So lief die US-Fassung immerhin noch 161 Minuten, die französische 155 und die englische gar nur 148 Minuten. Der deutschen TV-Fassung fehlen gegenüber der in den Theatern gezeigten Version (159 Minuten) noch einmal 15 Minuten. Erst 1995 wurde im Fernsehen eine rekonstruierte und vervollständigte deutsche Fassung ausgestrahlt.



Auszeichnungen

-



Bewertung


Literatur

De Fornari, Orneste: Sergio Leone. München 1984

Hahn, Ronald/Jansen, Volker: Kultfilme (Heyne Filmbibliothek), München 1998

Hembus, Joe+Benjamin: Western-Lexikon (2.Auflage), München 1995

Jeier, Thomas: Der Western-Film (Heyne Filmbibliothek), München 1987



Weblinks

IMDB