Mercenario - der Gefürchtete




Technisches
Land
 
I
Jahr
 
1968
Länge
 
107 min.
Farbe
 
Color
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm
 
(2.35:1,Techniscope)
Western


Credits
Regie   Sergio Corbucci
Drehbuch   Luciano Vincenzoni, Sergio Spina, Adriano
    Bolzoni, Georgio Alorio, Sergio Corbucci
Kamera   Alejandro Ulloa
Spezialeffekte   Manuel Baquero, C. Battistelli
Schnitt   Eugenio Alabiso
Musik   Ennio Morricone, Bruno Nicolai
Ton   Carlo Diotallevi, Alfredo Polo, Renato
    Cadueri
Bauten   Luis Vazquez
Ausstattung   Piero Filippone
Kostüme   Jürgen Henze
Maske   Alejandro Millón, Paul Ranieri
Produktion   Alberto Grimaldi für P.E.A., Delphos-Profilms 21
Verleih   United Artists


Erstaufführung

Kinostart
D   22.04.1969
       
 TV-Premiere D   15.7.1989, ZDF
       
DVD
USA
  04.09.2001 (Direct Source)


Einspielergebnisse

?



Darsteller
Franco Nero   (Kowalski)
Tony Musante   (Paco)
Jack Palance   (Ricciolo)
Giovanna Ralli   (Columba)
Eduardo Fajardo   (Alfonso Garcia)
Bruno Corazzari   (Studs)
Remo De Angeles   (Hudo)
Joe Camel   (Larkin)
Franco Giacobini   (Pepote)


Inhalt
Mexiko, 1915. Der Söldner Sergei Kowalski wird von dem Minenbesitzer Garcia für einen Silber-Transport nach Texas engagiert. Die revolutionären Arbeiter, angeführt von Paco übernehmen die Mine und engagieren ihrerseits Kowalski. Er hilft ihnen gegen Garcia, der mit den Federales anrückt, und rettet Paco vor seinem Erbfeind, dem Söldner Ricciolo. Ricciolo schwört beiden Rache. Unter dem Einfluß seiner Geliebten Columba und unter dem Schutz Kowalskis wird Paco ein Freiheitsheld, der es aber schließlich nicht mehr mit ansehen will, wie Kowalski sich an den Zeitläufen bereichert: er konfisziert seinen Besitz und steckt ihn ins Gefängnis. Schließlich müssen beide vor Garcia fliehen. Sechs Monate später trifft Kowalski seinen Freund-Feind als Clown in einem Zirkus wieder. Auch Ricciolo taucht wieder auf. Kowalski hindert ihn daran, Paco zu ermorden, er führt statt dessen ein Duell zwischen beiden herbei. Nun nimmt Kowalski Paco gefangen und erklärt, er wolle das auf ihn ausgesetzte Lösegeld verdienen. Columba verrät beide, um mit dem Lösegeld die Revolution weiterführen zu können. Sie werden verhaftet und sollen hingerichtet werden. Columba befreit sie mit den Resten von Pacos Bande. Kowalski bietet Paco weitere Partnerschaft an, aber Paco will nur noch für die Revolution kämpfen. Kowalski rettet Paco aus einer Falle, die Garcia ihm stellt. Dann trennen sie sich endgültig.

 


Kritik

»Was bewirkt der Film? Was geschieht mit dem Zuschauer, der Il Mercenario gesehen hat? Was bleibt haften? Was wird vergessen? Nicht vergessen wird die Musik Ennio Morricones, den wallenden Mantel Kowalskis, das Bild von der langläufigen Pistole, die sich langsam, ganz langsam durch einen gebratenen Schweinekopf schiebt und auf den Großgrundbesitzer richtet, jene zwei Würfel, die immer Sieben zeigen, wie und wohin man sie auch wirft; nicht vergessen wird er die Sturmfahrt von Revolutionär und Söldner auf einem dynamitbeladenen Oldtimer, die Ruhe, mit der Kowalski im Kugelhagel das MG zusammensetzt, die überlegene Miene, mit der er Paco seinen Vertrag präsentiert. Der Zuschauer denkt noch lange an den Baldachin aus Zeltplanen, der Kowalski im Regen schützt, an die stumpfen Blicke der mexikanischen Revolutionäre, die ihr letztes Trinkwasser opfern müssen, damit der Pole in glühender Hitze duschen kann. Die wird der Zuschauer nicht vergessen. Aber daraus wird er keine Konsequenzen für sein Verhalten ziehen.« (Wolf Lepenius, Der Italowestern, in Theorie des Kinos).

Das Jahr 1968, in dem Il Mercenario herauskam, war das Jahr, in dem die Rezensenten dem Kino und dem Zuschauer klare Haltungen abforderten, und sich selbst die Qualen der Bewußtwerdung. Corbuccis Film war auf jeden Fall willkommen, weil er Stichworte lieferte. »Il Mercenario ist ein Film nicht so sehr über die Ursachen, als über die Bedingungen einer Revolution. Corbucci macht es sich nicht leicht. Im Gegensatz zu allen vorherigen Filmen muß man den letzten geradezu geschwätzig nennen: so sehr dominiert der Dialog, äußerst treffsicher, sarkastisch schillernd und von einer exorbiten Süffisanz, die optisch zeitweilig unfaßbar potenziert wird. Wer ist je auf den Einfall gekommen, das kapitalistische System an einem nackten Frauenkörper zu erläutern? Der Kopf - die herrschende Ausbeuterschicht, der Arsch - das Proletariat; Kardinalfrage: warum kommen Kopf und Arsch nicht zusammen?« (Horst Königstein, Film).

Das Jahr 1968 dauerte nicht länger als andere auch, eher kürzer, und hinterher sah man schnell klarer. »Der geldgierige polnische Söldner Kowalski, der unreflektionierte mexikanische Revolutionär Paco und der Gentleman-Gauner Ricciolo stellen sich dar als statische, der Entwicklung unfähige Personen, der Commedia dell Arte vergleichbar, und es ist dieser Narzißmus, den noch alle Helden sowohl bei Corbucci als auch bei Leone vertreten, der letztlich jeder politischen Intention Hohn spricht. In den italienischen Revolutionsfilmen, die mit Mao-Zitaten und markigen Sprüchen nicht eben sparen, ereignet sich Politik nicht als politischer Prozeß, sondern als Ranküne-Spiel mehr mit sich selbst als mit der Geschichte beschäftigter Individuen. Revolution ist hier eine fixe Idee, die gleichberechtigt neben die des Geldes tritt, ein Fetisch, der nur die Person, nicht die gesellschaftliche Umwelt trifft.« (Georg Seeßlen, Der Western, in: Romantik und Gewalt).



Auszeichnungen

-



Bewertung
 
*
*
 


Literatur

Cinema Nr.261 (2/2000), Plakatkarte

Horst Königstein in: Film, Velber, 5/1968

Hembus, Joe+Benjamin: Western-Lexikon (2.Auflage), München 1995

Jeier, Thomas: Der Western-Film (Heyne Filmbibliothek), München 1987



Weblinks

IMDB