Kopfüber in die Nacht




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1984
Länge
 
115 min. (3142 m)
Farbe
 
Color
Tonverfahren
 
Stereo
Format
 
35 mm
Krimi
Komödie
Thriller


Credits
Regie   John Landis
Drehbuch   Ron Koslow
Kamera   Robert Paynter
Spezialeffekte   Mike Wood
Schnitt   Malcolm Campbell
Musik   Ira Newborn
Ton   William B. Kaplan (Mischung), Bruce Bell,
    Sam F.Shaw, John Stacy (Schnitt)
Prod.-Design   John Lloyd
Ausstattung   Jerry Wunderlich
Kostüme   Deborah Nadoolman
Maske   Wes Dawn, Jim Kail (Make-up),
    Silvia Abascal (Frisuren)
Produktion   George Folsey, Ron Koslow für Universal
Verleih   UIP, CIC (Video)


Erstaufführung
Kinostart
USA   15.02.1985
D   24.05.1985
       
Videostart
D   November 1985
       
DVD
USA
  02.09.2003 (Universal)
D
  22.07.2004 (Universal)


Einspielergebnisse
 
USA
  6700000 $
D
 
813424 €, 214121 Zuschauer


Darsteller
Jeff Goldblum   (Ed Okin)
Michelle Pfeiffer   (Diana)
Dan Aykroyd   (Herb)
John Landis   (arabischer Terrorist)
Paul Mazursky   (Bud Herman)
David Bowie   (Colin Morris)
Roger Vadim   (Monsieur Melville)
Vera Miles   (Joan Caper)
Irene Papas   (Shaheen Parvici)
Stacey Pickren   (Ellen Okin)
Carmen Argenziano   (Stan)
Jake Steinfeld   (Larry)
Bruce McGill   (Charlie)
Jon Stephen Fink   (Don)
Kathryn Harrold   (Christie)
Jonathan Lynn   (Tailor)
Houshang Touzie   (Hamid)
Carl Perkins   (Mr. Williams)
Reid Smith   (Sheriff Peterson)
Jim Henson   (Mann am Telefon)
Lawrence Kasdan   (Detektiv)
Richard Farnsworth   (Jack Caper)
Beulah Quo   (Mrs. Yakamura)
Jack Arnold   (Mann mit Hund)
Paul Bartel   (Türsteher)
Jonathan Demme    
David Cronenberg    
Don Siegel    


Inhalt
Einen amerikanischen Fachmann für Satellitenkommunikation stellt man sich dynamisch, aufgeschlossen und hellwach vor. Ed Okin aber hat große Mühe, diesem Ideal nahe zu kommen, da ihn seit einiger Zeit das Übel der Schlaflosigkeit plagt. Meist gleitet er, von den Arbeitskollegen mitleidig bespöttelt, auf der Grenze zwischen Schlummer und Wachen entlang. Als er eines Tages seine Gattin bei einem Seitensprung ertappt, macht er sich aus Rache auf den Weg nach Las Vegas, der Stadt, die niemals schläft. Er kommt allerdings nicht mal bis zum Abflug, da ihm in der Tiefgarage des Airport die schöne Diamantenschmugglerin Diana, verfolgt von einer Rotte mörderischer Gangster, in den Wagen hüpft. Sie zieht ihren nimmermüden Beschützer in eine rasante Fluchtgeschichte hinein, deren haarsträubende Situationen er mit wortwörtlich traumwandlerischer Sicherheit löst. So wird Ed immer mehr in die Rolle des Helden und Beschützers gedrängt, die ihm eigentlich gar nicht liegt. Am Ende wird er schließlich mit der Frau seines Herzens und einer Belohnung entschädigt.



Kritik
»Eine Brutalkomödie für dynamische Lebensmüde. Mit ein paar Abgründen, ein paar Steilkurven, einer schwarzen Humor-Ecke und einem tollkühnen Schlachtfest-Happy-End. John Landis, durch Werwölfe und Glücksritter mit bestem Leumund ausgestattet, kombiniert hier seinen Witz und seine pfiffige Philosophie vom Einschläferungseffekt des braven Pflichterfüllerlebens mit einem Kübel Thrillerblut. Ed, der naive nette Tor (prächtig: Jeff Goldblum), pennt im Büro - nachts liegt er wach, gepeinigt von der Vorstellung, daß ihm bis zum Ende seiner Tage nichts Aufregendes mehr passieren wird. Als er auch noch entgeistert entdeckt, daß seine Frau ihn betrügt, schwänzt er den Dienst, wird zufällig Zeuge eines Mordes - und gerät als Beschützer der smarten Pipi-Maus Diana (tolle Nummer als Hollywood-Starlet mit Nebenaufträgen: Michelle Pfeiffer) in die aktive Abenteuerlaufbahn: Zwei rivalisierende persische Terrorbünde wollen Hackfleisch aus den beiden machen (dem Film zufolge ist Kalifornien fest in der Hand sadistisch bescheuerter persischer Strolche, die sich an Schah-Reichtümern mästen). Die Meuchelperser werden übrigens von bekannten Regisseuren gespielt: Eine Kuriositätenshow. Ansonsten: Ein Heldenmärchen von zwei Verlierern, die das Aussteigerloch für Gewinner finden.« (Ponkie, AZ).

Landis, der mit Blues Brothers und Die Glücksritter wohl bisher seine schönsten Burlesken schuf, ist wieder ein amüsantes Vexierspiel aus ironisch montierten Versatzstücken unterschiedlicher Genres gelungen, das häufig augenzwinkernd mit Zitaten spielt. Der Film pendelt zwischen intrigantem Thriller und Slapstick-Komödie und entzieht sich ansonsten einer geregelten Beschreibung. Amerikanische Filmkritiker haben dieser Art von Film das Etikett »Yuppie nightmare« verliehen - der Horrortrip eines Bürohengstes durch die nächtliche Großstadt. Die temporeiche und mitunter recht blutige Komödie war zwar bei der Kritik nicht sonderlich wohlgelitten, spielte jedoch reichlich Geld ein. Es gibt keine kompakte Geschichte, sondern nur eine Art roter Handlungsfaden, an dem sich das Duo Goldblum/Pfeiffer entlanghangelt. Daher ist der Ton von Kopfüber in die Nacht nicht immer sehr einheitlich, die einzelnen Episoden nicht immer zusammenhängend. Landis hat es jedoch geschickt verstanden, durch immer neue Überraschungen die Zuschauer von der Suche nach Logik abzubringen, wenn auch nicht alle Gags ins Schwarze treffen. Von besonderem Interesse sind die Gastauftritte bekannter Namen: David Cronenberg, Andrew Marton, Richard Franklin, Daniel Petrie, Paul Bartel, Don Siegel, Jim Henson, Jack Arnold, Lawrence Kasdan und Jonathan Demme geben sich in Kleinrollen die Klinke in die Hand. Landis selbst spielt eine tolpatschigen schießwütigen iranischen Killer.

»Der aktionsreichen Story und den pompösen Bildern zum Trotz vermögen die zahllosen Gags den Film nicht durchweg zu tragen. Die Handlung dreht sich im Kreise, die Effekte, die ihre Wirkung offenbar aus dem Alternieren von brutalen Szenen und Slapstick-Einlagen beziehen sollen, sind schnell vorhersehbar und erscheinen eher als dramaturgische Notlösungen. So taucht ein unbeholfen-grausames Verfolgungsquartett immer dann auf, wenn die Geschichte nicht so recht vom Fleck kommen will. Landis' komödiantisches Geschick beweist sich eher auf der Ebene der Situationskomik und den ironischen Reminiszenzen an die Filmgeschichte.« (Raimund Gerz, EPD Film).

»Weitgehend vorhersehbare Slapstick-, Comedy- und Thriller-Elemente sucht Landis durch neue minimale Wendungen, Brechungen und durch listiges Spiel mit Zuschauererwartungen zu veredeln. Es gelingen ihm auf diese Weise durchaus herrliche satirische, humoristische und parodistische Momente - aber es bleibt eben bei der raschen und geschickten Kompilation gelungener Einzelteile, die er eher kühl unterspielt als klamottenhaft auftrumpfend inszeniert. Das ist insgesamt witzig, schlüssig und kurzweilig; aber der überzeugende bitter-komische Tiefgang etwa von An American Werewolf, in dem gesellschaftskritischer Scharfblick und lustvolle Genre-Spielerei bruchlos und fesselnd vereint sind, will hier nicht ganz gelingen. Es fehlt durchaus nicht an hintergründigen und bissig-bizarren Seitenhieben - ob nun blutige Handlungsklischees und rassistische Personenmuster des US-Thrillers, Sexbesessenheit, Starkult oder entmenschlichte Arbeitswelt aufs Korn genommen werden -, es bleibt doch letztlich Stückwerk. Der satirische Ansatz reduziert sich auf ein kabaretistisches Potpourri im Gewand des Spannungsfilms. Kopfüber in die Nacht ist doch allemal ein weit überdurchschnittlicher Film, der zudem für den Insider die Möglichkeit eines witzigen Personenrätsels bietet, indem er in komischer Konsequenz hochkarätige Laiendarsteller, Regisseure und Popstars in kleinen aber wesentlichen und vergnüglichen Rollen effektvoll einsetzt.« (Hubert Haslberger, Filmdienst).



Auszeichnungen

-



Bewertung
 
*
*
 


Literatur

Raimund Gerz in: epd Film, 7/1985; Hubert Haslberger in: film-dienst, 12/1985

Cinema Nr.84 (5/1985), S.42



Weblinks

IMDB