Spiel mir das Lied vom Tod




Technisches
Land
 
IUSA
Jahr
 
1984
Länge
 
228 min. (6244 m)
   
150 min. (USA)
   
167 min. (4571 m,
   
dtsch. Videofassung)
   
330 min. (TV)
Farbe
 
Color
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.85:1)
Krimi


Credits
Regie   Sergio Leone
Drehbuch   Leonardo Benvenuti, Piero de Bernardi,
    Enrico Medioli, Franco Arcalli, Franco
    Ferrini, Sergio Leone
Literaturvorlage   Harry Grey
Kamera   Tonino Delli Colli
Schnitt   Nino Baragli
Musik   Ennio Morricone
Songs   Irving Berlin, José Maria LaCalle,
    John Lennon & Paul McCartney,
    Gioacchino Rossini
Ton   Jean Pierre Ruh, Fausto Ancillai
Prod.-Design   James Singelis, Carlo Simi
Bauten   Tullio Lullo, Giovanni Natalucci, Gretchen Rau
Ausstattung   Bruno Cesari, Osvaldo Desideri
Kostüme   Gabriella Pescucci
Maske   Randy Coronato, Manlio Rocchetti,
    Gino Zamprioli, Nilo Jacoponi (Make-up),
    Renata Magnanti, Enzo Cardella, Maria
    Teresa Corridoni (Frisuren)
Stunts   Benito Stefanelli
Produktion   Arnon Milchan für The Ladd Company für
    Warner Brothers/Embassy International
Verleih   Jugendfilm


Erstaufführung

Kinostart
USA
  17.02.1984
D
  12.10.1984
       
 TV-Premiere
D
  02.03.1991, ARD
       
DVD
USA
  10.06.2003 (Warner Home Video, SE)
D
  24.07.2003 (Warner Home Video, SE)
 
   


Einspielergebnisse
USA
 
5300000 $
 
D
 
8552308 €, 2319953 Zuschauer


Darsteller
Robert De Niro   (Noodles)
James Woods   (Max)
Elisabeth McGovern   (Deborah)
Treat Williams   (Jimmy O`Donnell)
Tuesday Weld   (Carol)
Burt Young   (Joe)
Joe Pesci   (Frankie)
Danny Aiello   (Polizeikommissar)
William Forsythe   (Cockeye)
James Hayden   (Patsy)
Darlanne Fluegel   (Eve)
Larry Rapp   (Fat Moe)
Dutch Miller   (Van Linden)
Robert Harper   (Sharkey)
Richard Bright   (Chicken Joe)
Scott Tyler   (Noodles als Junge)
Rusty Jacobs   (Max als Junge/David)
Jennifer Connelly   (Deborah als Kind)


Inhalt
Über fast 50 Jahre erstreckt sich die Geschichte von Freundschaft, Verrat und Rivalität zwischen Noodles und Max. Beide treffen sich um 1920 in einer Jugendbande der Lower East Side, dem Judenviertel New Yorks. Erste sexuelle Erfahrungen, die sie sich mit Sahnetörtchen erkaufen oder durch kompromittierende Photos erpressen, gehören ebenso zum Alltag dieser Jungen wie Überfälle, Bestechungen und brutale Schlägereien um die Vorherrschaft im Revier. Bei einem Straßenkampf tötet Noodles den Chef einer rivalisierenden Gang. Nach Jahren im Gefängnis kehrt er zu Max und seinen Kumpanen zurück, die während der Prohibitionszeit zu Geld gekommen sind. Er trifft auch Deborah wieder, für die er schon als Kind geschwärmt hatte. Doch der Traum von Glück, Macht und Reichtum währt nicht lange. Die Beziehung zu Deborah zerbricht, als Noodles glaubt, auch zwischenmenschliche Probleme mit Gewalt lösen zu können. Zudem gibt es »berufliche« Schwierigkeiten. Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten mit Max, der im Milieu durch gehorsam und Anpassung Karriere machen will, während Noodles eher emotional und gleichsam anarchistisch reagiert. Als Max die Federal Reserve Bank knacken will, denunziert ihn Noodles wegen eines kleinen Alkoholvergehens bei der Polizei, um ihn vor seinem eigenen Größenwahn zu schützen. In dieser Nacht werden Noodles Freunde von der Polizei erschossen, und er selbst taucht unter. 1968 trifft er, auf der Suche nach seiner Vergangenheit, den totgeglaubten Max als korrupten Staatssekretär wieder, der mit seiner Jugendliebe Deborah zusammenlebt. Erst in diesem Augenblick findet Noodles den Schlüssel zu seiner Geschichte. Er, der sich 35 Jahre für einen Verräter gehalten hatte, erkennt, daß in Wirklichkeit er der Verratene war. Max bittet Noodles ihn zu töten, da er fürchtet, daß eine gegen in eingesetzte Untersuchungskommission seine Vergangenheit ans Tageslicht bringen wird. Noodles weigert sich und verabschiedet sich höflich. Max verschwindet am Ende auf der nächtlichen Straße, nachdem ein mysteriöser Müllwagen mit rotierenden Messern an ihm vorübergefahren ist. Noodles bleibt verwirrt zurück.

 


Kritik
Die Handlung allein ist nichtssagend. Hauptpersonen in Leones Epos sind die Zeit mit ihren Auswirkungen auf Menschen und Orte sowie ein Traumbild Amerikas, wie es unzählige Bücher und Filme in den Köpfen der Europäer haben entstehen lassen. In diesem kunstvoll gestalteten Geflecht aus Rückblenden werden 50 Jahre vergehender Zeit, sich wandelnde Atmosphäre, das Altern überhaupt erschlossen. Die geniale, überraschend wandlungsfähige Darstellung Robert De Niros verleiht dem Film in diesem Punkt Geschlossenheit und Glaubwürdigkeit. Große Sorgfalt spürt man auch in der Gestaltung der sich wandelnden Stadt New York von 1920 bis 1968 und der Atmosphäre der unterschiedlichen Epochen. Sergio Leones drei Western mit Clint Eastwood werden oft als »Dollar-Trilogie« bezeichnet. Daran schloß sich die »Amerika-Trilogie« an, die sich mit verschiedenen Phasen amerikanischer Geschichte (und deren Mythologisierung) beschäftigt. War Spiel mir das Lied vom Tod ein Film über den Mythos des Wilden Westens und Todesmelodie ein Film über den Mythos der (mexikanischen) Revolution, so ist Es war einmal in Amerika ein Film über den Mythos des Gangsters. »Max verkörpert den ehrgeizig berechnenden, materialistischen Verbrecher, der - um sich den Zeiten anzupassen und seinen Aufstieg zu sichern - die Wandlung vom Alkoholschmuggler zum korrupten Politiker durchläuft. Für Noodles dagegen zählen Treue und Freundschaft mehr als Erfolg und Macht. Er ist der romantische Gangstertypus, der Gewalt nicht gezielt einsetzt, für den sie vielmehr Ausdruck verzweifelter Hilflosigkeit ist: Aus ohnmächtiger Wut ersticht er den Mörder des kleinen Dominik, und als er Deborah in einer quälend langen Szene vergewaltigt, ist das ein schmerzerfüllter Hilfeschrei, weil er seine einzige Liebe nicht festhalten kann.« (Stefanie Weinsheimer in. Koebner (Hrsg.), Filmklassiker). Ein Held existiert nicht mehr. Melvillesche Riten haben keinen Platz in dieser Geschichte, die das Gute dort sieht, wo eine Veränderung stattfindet, das Böse jedoch in der Unbeweglichkeit von Machtgier ausmacht. »Zeit verwandelt sich in Geld, Besitz und Macht zu Fetischen, an die die Träume der Jugend verraten und verkauft und mit denen die Wünsche vergewaltigt werden.« (Wolfram Schütte, FR, 13.10.84).

»Schnitt- und erzähltechnisch stellt das nichtchronologische Werk mit seinem komplizierten Geflecht von Rückblenden und zeitlich differierenden Episoden einige Anforderungen an den Zuschauer. Leone springt mit seinen Helden zwischen den Jahren 1922, 1932/33 und 1968 hin und her, versammelt alle Raffinessen des Erinnerungskinos: Symmetrien, Zirkularität, Vorwegnahmen, Rückblenden, harte Schnitte, Reminiszenzen, die den gealterten Noodles im Opiumrausch bedrängen, insgesamt eine fast schon surrealistische Verkürzung der Zeit. Gleichsam als Wanderer zwischen den Welten wählt Noodles die Epoche aus, in der er leben will, flüchtet sich verjüngt im Opiumrausch dorthin, und wenn er sich in der letzten Großaufnahme mit einem ekstatischen und devoten Lächeln zugleich direkt an das Publikum wendet, gewinnt diese Geste etwas Erinnerungswürdiges, das eine Brücke schlägt zwischen dem Spiel des Akteurs und der Realität des Zuschauers.« (Klaus W. Pietrek in: Enzyklopädie des Kriminalfilms).

Leone hatte die Vorlage, einen im Gefängnis geschriebenen Gangsterroman, bereits 1968 entdeckt, doch sowohl finanzielle als auch rechtliche Probleme hatten eine Leinwandadaptation lange Zeit verhindert. 1975 konnte dann mit den Vorbereitungen begonnen werden. 1981 fiel die erste Klappe zu dem drei Jahre in Produktion befindlichen Epos, das schon nach kurzer Zeit sein Budget in schwindelerregende Höhen trieb (fast 40 Mio. $). Schließlich hatte Leone einen Film von über zehn Stunden Länge zusammen, die er auf sechs und später dreieinhalb Stunden zusammenschnitt. Zu den Szenen, die auf dem Boden des Schneideraumes landeten, gehört der komplette Auftritt von Oscar-Gewinnerin Louise Fletcher sowie einige Episoden mit Treat Williams als Gewerkschaftsboß. Doch auch Leones 228-Minuten-Version, die in Cannes und ganz Westeuropa gezeigt wurde, paßte dem amerikanischen Verleih nicht, und ohne Leones Genehmigung erstellte man eine 147-Minuten-Fassung, die ihre Geschichte in chronologischer Reihenfolge erzählt. Sie wurde verrissen und floppte. Später kam dann doch noch die Originalfassung in den Verleih, die als das anerkannt wurde, was sie ist: ein Meisterwerk.



Auszeichnungen

British Academy Awards, UK
Jahr   Kategorie/Preisträger
1985
British Academy Award
Bester Kostüme - Gabriella Pescucci
Beste Musik - Ennio Morricone
Beste Nebendarstellerin - Tuesday Weld (Nominierung)
Beste Regie - Sergio Leone (Nominierung)
Bester Kamera - Tonino Delli Colli (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1985
Golden Globe
Beste Regie - Sergio Leone (Nominierung)
Beste Musik - Ennio Morricone (Nominierung)
 

 



Bewertung


Literatur

Phillip Bergson in: Film Review, Nov. 1984; Dietmar Bittrich in: Rheinischer Merkur, 5.10.1984; Mary Cor-liss in: Film Comment, 4/1984; Bodo Fründt in: SZ, 15.10.1984; Pete Hamill in: American Film, 8/1984; Madeleine Harmsworth in: Sunday Mirror, 7.10.1984; Robert Hartmann in: Deutsche Volkszeitung, 26.10.1984; Joachim Hofmann-Götting in: Vorwärts, 20.10.1984; Tom Hutchinson in: Mail on Sunday, 7.10.1984; Iain Johnstone in: Sunday Times, 7.10.1984; Tullio Kezich in: Republica, 29.9.1984; Adam Knee in: Film Criticism, 1/1985; Wolfram Knorr in: Weltwoche, 11.10.1984; Horst Peter Koll in: film-dienst, 20/1984; Stephen Locke in: epd Film, 10/1984; N.N. in: NZZ, 11.10.1984; N.N. in: Der Spiegel, 49/1984; Tony Rayns in: Filmbulletin, 138/1984; Siegfried Schober in: Die Zeit, 12.10.1984; Wolfram Schütte in. FR, 13.10.1984; Ruprecht Skasa-Weiß in: Stuttgarter Zeitung, 12.10.1984; Rudolf Thome in: Der Tagesspiegel, 14.10.1984; Wolfgang Würker in: FAZ, 13.10.1984

Cinema Nr.77 (10/1984), S.18

De Fornari, Orneste: Sergio Leone. München 1984

Kael, Pauline: For Keeps, New York 1994

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995

Müller, Jürgen: Filme der 80er, Köln 2002

Pönack, Hans Ulrich: tip Filmjahrbuch Bd.1, Frankfurt a.M. 1985

Wacker, Holger (Hrsg.): Enzyklopädie des Kriminalfilms, Meitingen 1995


Weblinks

IMDB