Einer flog über das Kuckucksnest




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1975
Länge
 
133 min. (3675 m)
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.85:1)
Drama
Komödie


Regie   Miloš Forman
Drehbuch   Lawrence Hauben, Bo Goldman
Literaturvorlage   Ken Kesey, Dale Wasserman
Kamera   Haskell Wexler, Bill Butler, William A. Fraker
Schnitt   Richard Chew, Lynzee Klingman, Sheldon
    Kahn
Musik   Jack Nitzsche
Ton   Lawrence Jost (Aufnahme), Pat Jackson,
    Mary McGlone, Robert Rutledge (Schnitt)
Prod.-Design   Paul Sylbert
Ausstattung   Edwin O'Donovan
Kostüme   Agnes Rodgers
Maske   Fred B. Phillips (Make-up), Gerry Leetch
    (Frisuren)
Produktion   Paul Zaentz, Michael Douglas für Fantasy
    Films/United Artists
Verleih   United Artists


Kinostart
USA
  19.11.1975
D
  18.03.1976
       
Videostart
D
  21.09.2000 (Neuauflage)
       
DVD
USA
  16.12.1997 (Warner Home Video)
USA
  13.03.2000 (Warner Home Video)
D
  25.09.1998 (Warner Home Video)
D
  19.09.2002 (Warner Home Video, Special Edition)
D
  06.08.2005 (SZ-Cinemathek Nr. 23)


 
USA
  112000000 $
 
D
 
3922777 €, 1495572 Zuschauer


Jack Nicholson   (Randle Patrick McMurphy)
Louise Fletcher   (Schwester Mildred Ratched)
William Redfield   (Harding)
Will Sampson   (Bromden)
Brad Dourif   (Billy Bibbit)
Vincent Schiavelli   (Frederickson)
Christopher Lloyd   (Tober)
Dean R. Brooks   (Dr.Spivery)
Danny De Vito   (Martini)
Michael Berryman   (Ellis)
Peter Brocco   (Col. Matterson)
Alonzo Brown   (Miller)
Scatman Crothers   (Turkle)
Mwako Cumbuka   (Warren)
William Duell   (Jim Sefelt)
Josip Elic   (Bancini)
Lan Fendors   (Schwester Itsu)
Nathan George   (Washington)
Ken Kenny   (Beans Garfield)
Louisa Moritz   (Rose)
Marya Small   (Candy)


McMurphy, wegen angeblicher und von ihm bestrittener Verführung einer Minderjährigen inhaftiert, ist im Arbeitslager so aufsässig, daß man ihn zur Beobachtung in eine Nervenheilanstalt einweist. Er ist zufrieden und meint, auf diese Weise den Rest seiner Haftzeit vergleichsweise angenehm hinter sich zu bringen. Unbekümmert begegnet er den Kranken der Station mit hemdsärmeliger Aufgeschlossenheit, ermuntert sie zu Spielen und betätigt sich so ungewollt als guter Therapeut. Und er findet sogar einen Freund: den »Häuptling«, einen hünenhaften, angeblich taubstummen Indianer, dessen Sprachlosigkeit aber, wie McMurphy entdeckt, nur ein totaler Protest gegen seine Umwelt ist. Doch schon bald erkennt McMurphy, daß es auch in der Heilanstalt Regeln und Vorschriften gibt, die von der Oberschwester Ratched mit hinterhältiger Unerbittlichkeit durchgesetzt werden. Und wieder rebelliert McMurphy - zunächst eher spielerisch, dann mit einem illegalen Tagesausflug, bei dem er seine Leidensgenossen als Ärzteteam ausgibt. Als er erfährt, daß die Ärzte beschlossen haben, ihn wegen seines Benehmens über das Ende seiner Haftzeit hinaus in der Klinik zu behalten, geht er zum offenen Widerstand über. Als Gegenmaßnahme unterzieht man ihn einer Elektroschock-Behandlung. Nun beschließt McMurphy zu fliehen. Zum Abschied organisiert er auf der Station eine nächtliche Party, bei der sich alle Patienten über Gebühr betrinken. Am anderen Morgen kommt es zur Katastrophe: Der an einem schweren Mutterkomplex leidende Billy, der von Schwester Ratched im Bett mit einer von McMurphy in die Klinik geschmuggelten Prostituierten gefunden wird und deshalb von ihr gedemütigt wird, begeht Selbstmord. McMurphy, der seine Flucht buchstäblich verschlafen hat, dreht angesichts dieser Situation durch und versucht die Oberschwester zu erwürgen. Er wird überwältigt und einer Gehirnoperation unterzogen, die ihn willensunfähig macht. Der Indianer, der mit McMurphy fliehen wollte, hat Mitleid mit dem apathischen McMurphy. Er erstickt ihn mit einem Kissen und flieht allein.

 


Einer flog über das Kuckucksnest ist kein kritischer Bericht über Heilanstalten, sondern eine Gesellschaftssatire mit deutlichen Parallelen zu einem System, das mit menschenverachtenden Reglementierungen, vorgezeichneten Wegen und verschlossenen Türen individuelle Lebensformen nicht erlaubt und nur angepaßte Verhaltensmuster zuläßt. Der Film plädiert für engagierte Auflehnung gegen inhumane Unterdrückungsmechanismen einerseits und für die Notwendigkeit des Aufeiandereingehens andererseits. »Formans Verdienst ist es, daß er den politischen Ansatz nicht dominieren ließ und trotz aller Gesellschaftskritik kein Agit-Prop, sondern einen spannenden, humorvollen Film mit grandiosen Schauspielerleistungen schuf. Jack Nicholson und Louise Fletcher liefern sich einen unübertroffenen Kampf der Geschlechter in dem - paradoxerweise - die Frau Macht und Gewalt verkörpert. Feministische Kritikerinnen legten Forman das als Frauenfeindlichkeit aus. Auch in vielen anderen Punkten, wie z.B. der humorigen Darstellung Geisteskranker, der simplifizierten Einteilung der Personen in Unterdrückte und Unterdrücker oder der manchmal etwas zu dick aufgetragenen Messias-Rolle des Hauptprotagonisten bleibt Einer flog über das Kuckucksnest kontrovers.« (Peter W. Engelmeier, 100 Jahre Kino - Die großen Filme).

»Formans Film ist dort am stärksten, wo er in einem leichten, teils ironischen, teils grotesken Komödienspiel eingefahrene Verhaltensnormen, sture Zwänge und inhumane Machtverhältnisse entlarvt und eine Lanze für die Unangepaßten, die Verweigerer bricht. Durch das Verhalten der ›Verrückten‹ stellt er auf intelligente, unterhaltsame Weise die ›Normalen‹ in Frage.« (Franz Ulrich, Filmdienst).

»Einer flog über das Kuckucksnest ist eine krakeelende Show, die sich ständig zu neuen, turbulenten, überdrehten, grellen, lauten Höhepunkten hinauftrudelt und die Zuschauer keinen Augenblick aus den Klauen läßt.« (Die Zeit).



Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1976
Oscar
Bester Hauptdarsteller - Jack Nicholson
Beste Hauptdarstellerin - Louise Fletcher
Beste Regie - Miloš Forman
Bester Film - Paul Zaentz, Michael Douglas
Bestes adaptiertes Drehbuch - Lawrence Hauben, Bo Goldman
Bester Nebendarsteller - Brad Dourif (Nominierung)
Beste Kamera - Haskell Wexler, Bill Butler (Nominierung)
Bester Schnitt - Richard Chew, Lynzee Klingman, Sheldon Kahn (Nominierung)
Beste Musik - Jack Nitzsche (Nominierung)
 
British Academy Awards, UK
Jahr   Kategorie/Preisträger
1977
British Academy Award
Bester Hauptdarsteller - Jack Nicholson
Beste Hauptdarstellerin - Louise Fletcher
Beste Regie - Miloš Forman
Bester Film
Bester Schnitt - Richard Chew, Lynzee Klingman, Sheldon Kahn
Bester Nebendarsteller - Brad Dourif
Beste Musik - Jack Nitzsche (Nominierung)
Beste Kamera - Haskell Wexler, Bill Butler, William A. Fraker (Nominierung)
Bester Ton - Mary McGlone, Robert R. Rutledge, Veronica Selver, Larry Jost, Mark Berger (Nominierung)
Bestes Drehbuch - Lawrence Hauben, Bo Goldman (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1976
Golden Globe
Bestes Dramal
Bester männlicher Nachwuchsdarsteller - Brad Dourif
Beste Regie - Miloš Forman
Bester Hauptdarsteller (Drama) - Jack Nicholson
Beste Hauptdarstellerin (Drama) - Louise Fletcher
Bestes Drehbuch - Lawrence Hauben, Bo Goldman
 
César, Frankreich
Jahr   Kategorie/Preisträger
1977
Bester ausländischer Film - Miloš Forman (Nominierung)
 
Goldene Leinwand, Deutschland
Jahr Kategorie
1977

Goldene Leinwand

 




Marshy McCrea in: Literature/Film Quarterly, 2/1977; Maria Ratschewa in: medium, 3/1976; Elaine B. Safer in: Literature/Film Quarterly, 2/1977; Steffie Werner in: medien+erziehung, 3/1976; John Zubizarreta, Literature/Film Quarterly, 1/1994

Engelhard, Günter/Schäfer, Horst/Schorbert, Walter: 111 Meisterwerke des Films (Fischer Cinema), Frankfurt a.M.1989

Engelmeier, Peter W.: 100 Jahre Kino - Die großen Filme, Augsburg 1994

Hahn, Ronald M./Jansen, Volker: Kultfilme (Heyne Filmbibliothek), München 1998

Heinzlmeier, Adolf: Kinoklassiker, Hamburg/Zürich 1986

Heinzlmeier, Adolf/Schulz, Berndt: Kultfilme (Cinema-Buch), Hamburg 1989

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995