Die Ehre der Prizzis




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1985
Länge
 
129 min. (3538 m)
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
Dolby
Format
 
35 mm
   
(2.35:1, Panavision)
Krimi
Komödie


Regie   John Huston
Drehbuch   Richard Condon, Janet Roach
Literaturvorlage   Richard Condon
Kamera   Andrzej Bartkowiak
Spezialeffekte   Connie Brink, Harold McConnell
Schnitt   Rudi Fehr, Katja Fehr
Musik   Alex North
Ton   Dennis Maitland, Kim Maitland, Art
    Rochester, Dan Wallin, Richard Shorr
    (Schnitt)
Prod.-Design   J. Dennis Washington
Bauten   Michael Helmy, Tracy Bousman
Ausstattung   Elisabeth Bousman, Bruce Weintraub,
    Charles Truhan
Kostüme   Donfeld
Maske   E. Thomas Case (Make-up), Marlene D.
    Williams (Frisuren)
Stunts   Harry Madsen
Produktion   John Foreman für ABC Motion Picture/
    20th Century Fox/John Foreman Prod.
Verleih   Senator, Vestron (Video)


Kinostart
USA
  14.06.1985
D
  30.01.1986
       
Videostart
D
  29.09.1986
       
DVD
USA
  15.06.1999 (Anchor Bay)
USA
  19.06.2003 (MGM Home Entertainment)
Gb
  30.10.2000 (PTVideo)
D
  16.05.2002 (EuroVideo)


 
USA
  26700000 $
 
D
 
2761664 €, 703827 Zuschauer


Jack Nicholson   (Charley Partanna)
Kathleen Turner   (Irene Walker)
Robert Loggia   (Eduardo Prizzi)
John Randolph   (Angelo Partanna)
William Hickey   (Don Corrado Prizzi)
Lee Richardson   (Dominic Prizzi)
Michael Lombard   (Filargi »Finlay«)
Anjelica Huston   (Maerose Prizzi)
George Santropietro   (Plumber)
Lawrence Tierney   (Lieutenant Hanley)


Charley Partanna ist ein Patensohn des großen Paten Corrado Prizzi und ehemaliger Liebhaber von Corrados Enkelin Maerose - Professione: Killer. Er ist der Mann, der die Drecksarbeit macht, leise und verläßlich umbringt, wer den Prizzis ins Handwerk pfuscht. Der Mitvierziger mit dünnerwerdendem Haar verliebt sich wie ein Schuljunge in die hinreißende, wenn auch polnischstämmige Blondine Irene Walker, die sich später als Berufskollegin erweist, gar als Branchenstar. Nach kurzer Zeit der Verwirrung erblüht die große Liebe, und die beiden kommen überein zu heiraten. Vorher allerdings gilt es, im Auftrag der Prizzis noch einen Bankdirektor zu entführen. Nun überschlagen sich die Ereignisse: Irene macht bei diesem Unternehmen einen Fehler und erschießt eine unbeteiligte Frau, bedauerlicherweise die Gattin eines Polizeibeamten. Die mannstolle und eifersüchtige Maerose versöhnt sich mit ihrem Vater Dominic und behauptet, um sich an Charley zu rächen, dieser habe sie vergewaltigt. Worauf Dominic in gerechter Empörung einen Killer anheuert, der seinen eigenen Chef-Killer umbringen soll. Seine Wahl fällt auf Irene. Doch jetzt muckt Charleys Vater Angelo, Rechtsberater des Clans, auf und schlägt sich auf die Seite seines Sohnes. Nicht Charley muß sterben, sondern Dominic. Und mit dem entführten Bankier als Faustpfand taktiert Angelo so geschickt, daß Don Corrado sich zu einem großzügigen Vorschlag genötigt sieht: Charley soll Chef des ganzen Clans werden; Irene aber muß geopfert werden, damit der Unmut der Polizisten gedämpft wird. So stehen die Liebenden in gegnerischen Lagern, und Partanna hat die ihn völlig überfordernde Wahl zwischen Groß- und Kleinfamilie: der der Prizzis oder seiner eigenen mit Irene. Die Familienbande erweisen sich selbstverständlich als stärker. Frischverheiratet treffen sich Mann und Frau im Schlafzimmer statt zum Liebesakt zum Showdown: Kalten Blutes schießt Irene zuerst, aber Charleys Wurfmesser trifft präziser.

 


»Man ahnte es ja schon immer, nur sehen konnte man es - im Kino - bislang nie: die Mafiosi sind allesamt sentimentale Biedermänner mit Kleinbürgermoral nach Geschäftsschluß und Spießergeschmack in Millionenvillen. Nichts als kleine, wenn auch gefährliche Handwerker des Tötens, Erpressens und Schiebens und was sonst so zum Metier gehört. John Huston setzt anstelle der genreüblichen Blutrunst-Story eine bissige wie ungeheuer komische Satire über einen weitläufigen Mafia-Clan, den Brooklyner Prizzis. Der Mythos italoamerikanischer Familien-Banden wird wohl nie mehr das sein, was er vor Hustons verschmitzten Alt-Meisterwerk war, das da ohne Pomp und Pathos, bescheiden fast daherkommt: ein kleiner großer Film.« (Fischer Filmalmanach).

»Im Mafia-Kino ist die Satire bereits enthalten, da die kriminellen Berufssizilianer sowohl streng katholisch wie auch triefend sentimental sind: Der Oberpate darf zwar seine sämtlichen Anverwandten meucheln - aber sonst geht ihm die Familie über alles: Vor allem die Ehre ist ihm heilig. Aus dieser perversen Grundhaltung der ungeniert tätigen amerikanischen Geschäftswelt nährt sich John Hustons brillante, abgefeimt sarkastische Killerromanze: Charley Partanna, erste Mörderkraft des alten Don, liebt Irene, freischaffende Mietmordspezialistin für heikle Fälle. Der Konflikt ist herzergreifend, als beide aufeinander angesetzt werden. Denn erst kommt die Pflicht und dann das Vergnügen. Der Hohn tropft aus dem Spießerpomp der Killersippen zwischen Hochzeiten, Mordgeschäften und heimatlicher Brauchtumspflege: Ein Panorama intakter Zynikermoral. Die fromme Niedertracht entfaltet sich bei Jack Nicholsons Charley Partanna zu erlesener Beschränktheit. Ein dummschlauer Prizzi-Vasall, bei dem es knirscht wenn er denkt, der aber mit dem Instinkt der Aufsteiger begnadet ist. Neben Kathleen Turner, der ebenbürtigen Killerblondine, und der hinreißenden Anjelica Huston als unverheiratete Prizzi-Schande ist William Hickey als ›Don‹ die Paten-Krone bübischer Infamie. Der Klappergreis als machtgenießendes Hausgespenst der Mafiasumpfkultur (mir gehört alles - dafür beschütze ich euch auch. Amen). Eine giftig amüsante Spaghettimörder-Satire. Angesichts der Mafia-Realitäten müßte sie eigentlich im Halse steckenbleiben.« (Ponkie, AZ).

»Die Ehre der Prizzis ist einer jener rar gewordenen Filme, an die man sich beim ersten Ansehen hemmungslos verliert und in denen man beim zweitenmal unzählige Kleinigkeiten entdeckt, warum das so ist. Ein Film, bei dem mancher nicht begreifen wird, warum man ihn mag. Und das waren immer schon die interessantesten Filme.« (Franz Everschor, Filmdienst).



Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1986
Oscar
Beste Nebendarstellerin - Anjelica Huston
Bester Hauptdarsteller - Jack Nicholson (Nominierung)
Bester Nebendarsteller - William Hickey (Nominierung)
Beste Kostüme - Donfeld (Nominierung)
Beste Regie - John Huston (Nominierung)
Bester Schnitt - Kaja Fehr, Rudi Fehr (Nominierung)
Bester Film - John Foreman (Nominierung)
Bestes adaptiertes Drehbuch - Richard Condon, Janet Roach (Nominierung)
 
British Academy Awards, UK
Jahr   Kategorie/Preisträger
1986
British Academy Award
Bestes adaptiertes Drehbuch - Richard Condon, Janet Roach
Beste Nebendarstellerin - Anjelica Huston (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1986
Golden Globe
Beste Regie - John Huston
Beste Komödie/Musical
Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical) - Jack Nicholson
Beste Hauptdarstellerin (Komödie/Musical) - Kathleen Turner
Beste Nebendarstellerin - Anjelica Huston (Nominierung)
Bestes Drehbuch - Richard Condon, Janet Roach (Nominierung)
 


 
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Doris Blum in: Die Welt, 29.1.1986; Helga Ettenhuber in. medien+erziehung, 4/1986; Franz Everschor in: film-dienst, 26/1985; Anja Friehoff in: Kölner, 2/1986; Bodo Fründt in: SZ, 31.1.1986; Hellmuth Karasek in: Spiegel, 27.1.1986; Gertrud Koch in: epd Film, 1/1986; Hans-Dieter Seidel in: FAZ, 1.2.1986

Cinema Nr.92 (1/1986), S.10

Müller, Jürgen: Filme der 80er, Köln 2002