Ran




Technisches
Land
 
JF
Jahr
 
1985
Länge
 
161 min. (4378 m)
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
70 mm 6-Track/Dolby
Format
 
35 mm (2.35:1)
Drama
Historienfilm
Monumentalfilm


Credits
Regie   Akira Kurosawa
Drehbuch   Akira Kurosawa, Hideo Oguni,
    Masato Ide
Literaturvorlage   William Shakespeare
Kamera   Takao Saito, Masaharu Ueda,
    Asakazu Nakai
Schnitt   Akira Kurosawa
Musik   Toru Takemitsu
Ton   Fumio Yanoguchi, Shotaro Yoshida
Prod.-Design   Yoshiro Muraki, Shinobu Muraki
Bauten   Tsuneo Shimura, Osami Tonasho,
    Mitsuyuku Kimura, Jiro Hirai,
    Yasuyoshi Ototake
Ausstattung   Yoshiro Muraki
Kostüme   Emi Wada
Maske   Tameyuki Aimi, Shohichiro Meda,
    Chihako Naito, Noriko Takemizawa
Produktion   Serge Silberman, Masato Hara für
    Greenwich Film Prod./Herald Ace/
    Nippon Herald Films
Verleih   Neue Constantin, Fox (Video)


Erstaufführung
Kinostart
F
  25.09.1985
D
10.04.1986
       
DVD
USA
  11.08.1998 (Fox Lorber)
USA
  15.04.2003 (Fox Lorber, Masterworks Edition)
USA
  22.11.2005 (Criterion/Voyager, Special Edition)
D
  18.11.2004 (Universal, Special Edition)
D
  02.06.2005 (Universal, Single Edition)


Einspielergebnisse
 
D
 
853863 €, 211148 Zuschauer


Darsteller
Tatsuya Nakadai   (Hidetora Ichimonji)
Akira Terao   (Taro Takatora Ichimonji)
Jinpachi Nezu   (Jiro Masatora Ichimonji)
Daisuke Ryu   (Saburo Naotora Ichimonji)
Mieko Harada   (Frau Kaede)
Yoshiko Miyazaki   (Sue)
Kazuo Kato   (Ikoma)
Shinnosuke Ikehata   (Kyoami)
Hitoshi Ueki   (Fujimaki)
Jun Tazaki   (Ayabe)
Norio Matusi   (Ogura)
Hisashi Ikawa   (Kurogane)
Masayuki Yui   (Tango)
Takeshi Nomura   (Tsurumaru)
Kenji Kodama   (Shirane)
Toshiya Ito   (Naganuma)
Takeshi Kato   (Hatakeyama)


Inhalt
Japan zu Beginn des 16.Jahrhunderts. Der greise Fürst Hidetora, einst ein grausamer Feldherr, verteilt auf der Höhe seiner Macht Titel und Güter an seine drei Söhne. Der älteste Sohn Taro soll seine unmittelbare Nachfolge antreten, ihm aber noch einige Vorrechte des Clan-Oberhauptes zugestehen. Von seiner Macht verblendet erkennt der Alte nicht, daß Taro ein heuchlerisches Spiel betreibt: Hidetora verliert alle Privilegien und wird verbannt. Seinen jüngsten Sohn Saburo hatte er zuvor schon zusammen mit Tango, dem Ratgeber des Großfürsten, verstoßen, weil diese ihn aufrichtig vor den Folgen seines Plans gewarnt hatten. Jiro, der dritte Sohn, verweigert dem Vater später die Zuflucht, als er bei ihm unterkommen möchte. Hidetora wird in Armut, Isolation und Wahnsinn getrieben. Seine Leiden sind die Strafe für seine frühere Machtgier und Greueltaten. In Begleitung seines treuen Hofnarren Kyoami irrt er durch die Länder, die er einst beherrscht hat. Im Kampf um sein Erbe zerfleischen sich die Söhne - geschürt durch die Intrigen der von Rache getriebenen Kaede, der Frau Taros. Ihre Familie wurde früher von Hidetoras Kriegern ausgelöscht, und sie will sein Haus in Schutt und Asche sehen. Taro beschlagnahmt Saburus Burg. Während Hidetora sich dort aufhält, greift Jiro, der zweitälteste Sohn, an, läßt seinen Bruder Taro ermorden. Hidetora kommt zwar mit dem Leben davon, muß aber mit ansehen wie seine Leute sterben. Tango und der Narr treffen auf den herumirrenden Hidetora; gemeinsam finden sie Zuflucht bei dem blinden Tsurumaru. In ihm begegnet Hidetora seiner eigenen, grausamen Vergangenheit: Tsurumaru ist der Bruder von Sue, Jiros Frau; der Großfürst hat ihm einst, nach der Eroberung der väterlichen Burg, die Augen ausgestochen. Nun hält Jiro die Macht in Händen. Auch ihn wiegelt Kaede auf und stiftet ihn dazu an, seine Frau umbringen zu lassen; doch Kurogane erfüllt den ihm übertragenen Auftrag nicht. Saburo reitet mit seinen Leuten aus, um den Vater zu holen. Jiro überfällt ihn, muß aber, weil währenddessen ein anderer Fürst seine Burg überfallen hat, wieder abrücken. Saburo trifft auf seinen Vater, und es kommt zu ersten Anzeichen einer Versöhnung mit dem verstoßenen Sohn. Doch Sabutoro wird erschossen. Jiro wird mit seinen Truppen von Saburos Schwiegervater in eine Falle gelockt und auf dem Schlachtfeld getötet. Hidetora stirbt darüber an gebrochenem Herzen, sein Reich teilen sich die Nachbarfürsten.

 


Kritik

»Mit dem archaischen Epos Ran verbindet Kurosawa Motive des König Lear von Shakespeare mit der Figur eines japanischen Feudalherren. Der Regisseur, der in einigen seiner Filme bereits klassische Vorlagen für die Leinwand adaptierte hat im hohen Alter die Kraft für ein vitales Historiengemälde gefunden. Nach jahrelangen Vorbereitungen gelang ihm unter Einbeziehung aller filmischen Mittel ein optisches und inszenatorisches Meisterwerk, in dem die Natur, Landschaft, Licht und Farben, zum alles beherrschenden Element einer Szenerie wird, die menschliche Tragödien trotz vermeintlicher gigantischer Ausmaße auf minimale Bewegungen und Veränderungen reduziert.« (Fischer Filmalmanach).

Ran ist das japanische Wort für Chaos; und in der Tat zeigt dieser Film eine aus den Fugen geratene Welt, in der der Kampf um die Macht zur düsteren Endzeit-Vision eskaliert. Im den Stand der Dinge und die Situation der Charaktere kommentierenden Sinne inszeniert Kurosawa auch die Landschaft stets handlungsbezogen. Der anfangs blaue Himmel verdüstert sich zusehends. Die majestätische Pracht der Wald- und Berglandschaft weicht dem tristen Grau einer Steinlandschaft und verwandelt sich auf der letzten Station sogar in eine vulkanische Einöde. Kurosawas Landschaftsinszenierung ist wie bei Shakespeare als Referenz auf eine in Unordnung geratene Natur zu verstehen, die als Spiegel einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft dient. Obwohl in einer fern gerückten Vergangenheit angesiedelt, spiegelt der Film jedoch gegenwärtige Ängste und Verstörungen: »Eine apokalyptische Vision, eine Höllenfahrt, grandios und schrecklich, von poetisch-barbarischer Trunkenheit.« (Wolf Donner). »Kurosawa erweitert Shakespeares Drama um ein entscheidendes Motiv: die Schuld. Erst im Alter erkennt Hidetora, was für ein Unmensch er in der Vergangenheit gewesen ist. Der Blick des Regisseurs auf den Zustand der Welt ist zutieft pessimistisch, eine Zukunft verheißende Lösung aus der Erstarrung bietet Ran nicht an.Im Gegenteil: Erst die Veänderung läutet den Untergang ein, ohne die starke Hand des Fürsten geht das Reich in Flammen auf. In Kurosawas Film findet sich ein politisches Denken, das der macht eine ambivalente Position zuweist. Auf der einen Seite kann sie Gerechtigkeit garantieren und dient der Wahrheit, auf der anderen Seite führt sie jedoch zu Willkür, wenn etwa ein unwürdiger Fürst die Staatsmacht übernimmt. Dem Töten und der Machtgier Hidetoras erteilt der japanische Regisseur eine klare Absage. Nicht jedoch den Tugenden Treue und Aufrichtigkeit. Die beiden positiven Figuren in Ran gehören zu den wenigen, die überleben dürfen: der treue Diener von Hidetora und der Narr, der immer seine Meinung sagt, selbst wenn er dafür seinen Kopf riskiert.« (Jürgen Müller, Filme der 80er).

Das Schlußbild. Der blinde Tsurumaru steht am Abgrund, ihm fällt, als er strauchelt, ein Buddha-Bild aus der Hand. Kurosawa hat dazu erklärt: »Der Mensch ist vollkommen allein. Das ist durch Person Tsurumarus symbolisiert, am Ende, diese Silhouette am Rand des Abgrunds, ins Leere tappend - ein Bild der Menschheit heute, der Menschheit im nuklearen Zeitalter, die ins Leere tappt.« Nur ein vager Hoffnungsschimmer bleibt am Ende: Tsurumaru, der auf den Abgrund zugeht, bleibt kurz vor dessen Rand stehen. Vielleicht werden also die Blinden doch einmal rechtzeitig das Unheil erkennen, so wie der Narr den verstörten Hidetora geleitet und geführt hat.

»Die detailliert genau durchkomponierten Bilder der streng choreographierten Schlachten, der grandiosen Landschaften, Paläste und Innenräume in differenzierter Farbdramaturgie, die bis in die Kleidung der Personen geht - das alles ist von einer hohen Stilisierung und Symbolkraft, die keine Sekunde vordergründige, geschweige denn spekulative Action ist.« (Frauke Hanck, TZ).

»Akira Kurosawa, der Säulenheilige des japanischen Kinos, legte mit seinem Alterswerk wieder eine Gewaltorgie sondergleichen vor. Verzückt rätselten die sonst vehement gegen Gewalt - vor allen Dingen die in kommerziellen US-Filmen - wetternden deutschen Filmkritiker über die Bedeutung der exotisch anmutenden Formen und Farben in Ran. Brutal-Kino für den Bildungsbürger.« (Cinema Filmlexikon).



Auszeichnungen
Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1986
Oscar

Beste Kostüme - Emi Wada

Beste Ausstattung - Shinobu Muraki, Yoshiro Muraki (Nominierung)

Beste Kamera - Asakazu Nakai, Takao Saitô , Masaharu Ueda (Nominierung)

Beste Regie - Akira Kurosawa (Nominierung)

 
British Academy Awards, UK
Jahr   Category/Recipient(s)
1987
British Academy Award
Bester ausländischer Spielfilm
Beste Maske - Tameyuki Aimi, Shohichiro Meda, Chihako Naito, Noriko Takemizawa
Bestes adaptiertes Drehbuch - Masato Ide, Akira Kurosawa, Hideo Oguni (Nominierung)

Beste Kamera - Takao Saitô, Masaharu Ueda (Nominierung)

Beste Kostüme - Emi Wada (Nominierung)
Beste Ausstattung - Shinobu Muraki, Yoshiro Muraki
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1986
Golden Globe
Bester ausländischer Spielfilm (Nominierung)
 


Bewertung
 
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Literatur

Samuel Crowl in: Literature/Film Quaterly, 2/1994; Kathe Geist in: Post Script, 1/1992; Hans Gerhold in: film-dienst, 6/1986; Benjamin Hinrichs in: Die Zeit, 11.4.1986; Urs Jenny in: Spiegel, 26/1985; Peter Kremski in: medien+eriehung, 3/1986; Friedrich Luft in: Die Welt, 22.3.1986; Ralf-Peter Märtin in: FR, 10.4.1986; Tom Milne in: Sight and Sound, 2/1986; H.G. Pflaum in: SZ, 16.4.1986 und 18.4.1986; Tony Rayns in: Monthly Film Bulletin, 627/1986; Walter Ruggle in: Filmbulletin, 5/1985; Hans-Dieter Seidel in: FAZ, 12.4.1986; Ulrich von Thüna in: epd Film, 4/1986

Cinema Nr.95 (4/1986), S.42

Goodwin, James: Akira Kurosawa and Intertexual Cinema, Baltimore/London 1994

Jansen, Peter W./Schütte, Wolfram: Kurosawa (Hanser Reihe Film Bd.41), München/Zürich 1988

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995

Müller, Jürgen: Filme der 80er, Köln 2002

Stresau, Norbert/Wimmer, Heinrich(Hrsg.): Enzyklopädie des phantastischen Films, Meitingen 1986ff

tip Filmjahrbuch Bd.2, Frankfurt a.M. 1986



Weblinks

IMDB