Red River




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1948
Länge
 
133 min.
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.37:1)
 Western


Regie   Howard Hawks
Drehbuch   Borden Chase, Charles Schnee
Literaturvorlage   Borden Chase
Kamera   Russell Harlan
Spezialeffekte   Donald Steward, Allan Thompson
Schnitt   Christian Nyby
Musik   Dimitri Tiomkin
Ton   Richard DeWeese
Ausstattung   John Datu Arensma
Maske   Lee Greenway
Produktion   Howard Hawks (Monterey Productions) für
    United Artists
Verleih   United Artists, Warner Home (Video)


Kinostart
USA
  01.09.1948 (Kinostart: 30.09.1948)
D
  09.02.1951
       
TV-Premiere
D
  03.12.1968, ARD
       
DVD
USA
  18.11.1997 (MGM Home Entertainment)
USA
  25.01.2001 (MGM Home Entertainment)
D
  12.03.2000 (MGM Home Entertainment)


 
USA
 
4506900 $


John Wayne   (Tom Dunson)
Montgomery Clift   (Matt Garth)
Joanne Dru   (Tess Millay)
Walter Brennan   (Groot Nadine)
Coleen Gray   (Fen)
John Ireland   (Cherry Valance)
Noah Beery jr.   (Buster McGee)
Chief Yowlatchie   (Quo)
Harry Carey Sr.   (Melville)
Harry Carey Jr.   (Dan Latimer)
Mickey Kuhn   (Matt als Junge)
Paul Fix   (Teeler Yacey)
Hank Worden   (Sims Reeves)
Paul Fiero   (Fernandez)
Glenn Strange   (Maylor)
Ray Hyke   (Walt Jergens)
Dan White   (Laredo)
Shelley Winters   (Tänzerin)
Ivan Parry   (Bunk Kenneally)
Lane Chandler   (Colonel)


1839 schließen sich Tom Dunson und sein alter Partner Groot einem Treck nach Kalifornien an. In Texas trennen sich die beiden von dem Zug, weil ihnen das gute Weideland, das sie dort vorfinden, die besten Voraussetzungen für den Aufbau eines Vieh-Imperiums zu bieten scheint. Tom Dunsons Braut Fen will bei ihm bleiben, aber er schickt sie mit dem Treck weiter und gibt ihr ein Armband, daß er von seiner Mutter hat; er will sie später holen, wenn er sein Reich erbaut hat. Abends sehen Dunson und Groot in der Ferne Rauchschwaden, die wahrscheinlich von einem Indianerüberfall herrühren. Als sie selbst von Indianern überfallen werden, findet Dunson bei einem getöteten Gegner das Armband, das er Fen gegeben hat. Ein 13jähriger Junge namens Matt mit seiner Kuh ist der einzige Überlebende des Trecks. Dunson nimmt ihn auf und zieht ihn wie einen Sohn groß. Zusammen bauen sie eine gewaltige Ranch auf. Es vergehen 14 Jahre. Matt kehrt aus dem Bürgerkrieg zurück. Da Dunson im verarmten Süden kein Vieh verkaufen kann, entschließt er sich, eine Herde von 10000 Rindern nach Missouri zu treiben. Der autoritäre und eigensinnige Dunson macht seine Männer darauf aufmerksam, daß jeder, der den Treck mitmacht, bis zum Ende mitgehen muß. Der Treck beginnt, und Dunson fordert seine Leute hart. Auch durch Matt läßt er sich von seinen Sklaventreiber-Methoden nicht abbringen. Die Männer werden langsam unruhig. Das unvorsichtige Verhalten eines Cowboys löst eine Stampede aus, bei der einer der Treiber und mehrere hundert Tiere ihr Leben verlieren. Ein Überlebender eines überfallenen anderen Trecks warnt Dunson vor Indianern und erzählt von Gerüchten, nach denen die Eisenbahn jetzt schon bis Abilene geht. Dunsons Männer schlagen vor, die Richtung zu ändern und die Herde nach Abilene zu treiben, aber Dunson will davon nichts wissen. Als drei seiner Männer sich entschlossen zeigen, Dunson eher zu töten als beim Treck zu bleiben, schießt Dunson sie nieder. Als Dunson nach dem Übergang über den Red River zwei Treiber hängen lassen will, entlädt sich die aufgestaute Wut seiner Männer gegen ihn. Bei der Auseinandersetzung wird Dunson verwundet. Matt übernimmt die Führung des Trecks und schlägt die Richtung nach Abilene ein. Der zurückgelassene Dunson schwört, sich die Herde zurückzuholen und Matt zu töten. Auf dem weiteren Weg kommen Matt und seine Männer einem von Comanchen überfallenen Siedler-Treck zu Hilfe. Dabei lernt Matt ein Mädchen namens Tess Millay kennen. Matt schenkt ihr zum Abschied das Armband, das er von Dunson hat, dasselbe Armband, das Dunson einst seiner Frau geschenkt hatte. Auch der nachfolgende Dunson begegnet Tess und macht sich seinen Reim darauf. Tess, die von Matt die ganze Geschichte von Dunsons Viehtreck kennt, versucht, Dunson zu besänftigen und reitet mit ihm nach Abilene. Matt und seine Männer erleben in Abilene einen stürmischen Empfang. Der Händler Melville kauft ihnen ihre ganze Herde ab. Matt weist ihn an, Dunson die Hälfte des Geldes auszuzahlen. Am nächsten Morgen reitet Dunson in die Stadt. Matt stellt sich ihm mitten auf der Straße. Dunson fordert ihn auf, zu ziehen. Matt geht nicht darauf ein. Dunson bringt es nicht fertig, ihn kaltblütig niederzuschießen. Sie tragen ihre Sache mit den Fäusten aus. Tess nimmt einen Revolver und droht beiden Männern, sie zu erschießen, falls sie die Schlägerei nicht abbrechen. Dunson und Matt sehen die Komik der Situation ein und vertragen sich. Dunson sagt zu Matt: »Warum heiratest du das Mädchen nicht?«

 


Mit Red River gab Borden Chase dem Regisseur Howard Hawks den Stoff zu seinem ersten großen Western, dem Star John Wayne die erste Gelegenheit, ein Darsteller überlebensgroßer Figuren zu werden und dem Western selbst den Prototyp eines neuen Helden: den Übermenschen nach Nietzsches Maß, den Kapitän Ahab der wogenden Prärie, einen Rivalen Gottes, der von seiner Monomanie zum Sadismus verführt und bis an die Grenzen des Wahnsinns getrieben wird.

»Die Geschichte einer Eroberung. Die Auseinandersetzung mit Natur- und Menschen-Gewalt. Das Abenteuer einer Erziehung. Auch die Geschichte einer Entdeckungsreise. Oder besser: die Sage der Argonauten als Western - mit John Wayne als Iason, Montgomery Clift als Orpheus, John Ireland als Herakles und Walter Brennan als Mopsos, dem Seher, der die Sprache der Vögel versteht. Auch bei Hawks geht Herakles kurz verloren, und Orpheus betört immer wieder durch den Singsang seiner Stimme. Bloß weiß in Red River am Ende Orpheus besser als Iason, daß ihr Goldenes Vlies (statt im entfernten Missouri) im nahen Kansas, in Abilene liegt.« (Norbert Grob in: Koebner (Hrsg.), Filmklassiker).

Borden Chase wurde in den fünfziger Jahren einer der wichtigsten Western-Autoren. Vor Red River hatte er schon 13 Filme geschrieben, aber der Western war noch Neuland für ihn. Chase recherchierte und schrieb die Geschichte des ersten Trecks auf dem Chisholm Trail von Laredo in Texas nach Abilene in Missouri. Howard Hawks las die Geschichte, kaufte sie und gab bei Chase und Charles Schnee ein Drehbuch in Auftrag. Ihn faszinierte vor allem die Gestalt des Treckführers Dunson: »Dunson ist ein Mann, der einen schweren Fehler begangen hat und die Frau, die er wirklich liebte, durch seinen Ehrgeiz und seinen alles dominierenden Drang nach Landbesitz verloren hat. Das Bewußtsein, diesen Fehler begangen zu haben, macht es für ihn noch wichtiger, seine Pläne zu verwirklichen. Für einen Menschen, der beim Verfolgen eines Ziels einen schweren Fehler gemacht hat, sind alles, was ihn sonst noch aufhalten könnte, lächerliche Details. Dunson baut ein Reich auf. Das Reich zerbröckelt. Wenn man eine solche Geschichte erzählt, wandelt man auf einem schmalen Grat. Wird man Dunson seine Sympathien erhalten oder nicht?« (Cahiers Du Cinéma). Daß der Übermensch einen Fehler macht, als er seine Braut allein läßt, sagt ihm diese schon selbst: »You are wrong.« Später muß er es immer wieder von seinem alten Partner Groot hören: »You was wrong, Mister Dunson.« Das Indiz dieses Fehlers, das Armband, begleitet ihn; wie die Sympathien von Dunson auf Matt übertragen werden, geht das Armband an Matt weiter, der es in ähnlicher Lage wieder einem Mädchen gibt. Bei ihr wird es unbewußt zum Mittel, dem Unfehlbaren seine Fehlerhaftigkeit bewußt zu machen. Dieses Mädchen führt hin zum Schluß, über den Hawks und Chase sich auf ewig zerstritten haben und von dem Robin Wood in seinem Hawks- Buch sagt: ›Mit diesem Ende hat Hawks nicht nur mit den Regeln des traditionellen Western gebrochen, sondern zudem noch mit den Regeln der klassischen Tragödie.« Bei Chase versucht der von einem Cowboy verletzte Dunson mit letzter Kraft, Matt zu erschießen, wobei er zusammenbricht: »Ich will in Texas sterben«, sagt er, und Matt und Tess bringen ihn zum Red River. Sie richten ihn auf, damit er im Stehen sterben kann. Er fällt auf sein Gesicht und ist tot. Chase: »Ich wollte ein Ende in Ehren zeigen.« Hawks dagegen zeigt immer die zivilisatorische Kraft des Ewig-Weiblichen. Er hatte auch noch andere Gründe für seinen Schluß: »Ich habe keine andere Möglichkeit gesehen, den Film zu beschließen. Ich hätte es auf jeden Fall verabscheut, den einen oder anderen zu töten. Ich mag es nicht, jemanden ohne Sinn und Zweck umkommen zu lassen. Mir liegt daran, daß die Leute in den Film gehen und Spaß daran haben.«

Für die Hauptrolle war zunächst Gary Cooper vorgesehen. Cooper bestand aber auf Drehbuchänderungen, die aus Dunson einen etwas liebenswerteren Charakter machen sollten. Darauf wollte sich Hawks aber nicht einlassen. Er machte John Wayne, mit dem er noch nie gearbeitet hatte, klar, die Rolle sei die Chance seines Lebens: »Du wirst bald ein alter Mann sein und solltest dich besser beizeiten daran gewöhnen. Es wäre sowieso besser für dich, du würdest dich langsam auf Charakterrollen verlegen statt den Quatsch, den du dauernd spielst.« (Focus On The Western).

Wayne hatte nichts gegen einen harten Dunson, aber er fand heraus, daß er seinem Regisseur noch einiges über das Drehen von Western beibringen konnte: »Was Hawks über Western wußte, war soviel wie ein Napf voll warmer Spucke.« (Maurice Zolotow, Shooting Star). Vor allem ist es das Verdienst von Wayne, daß das Budget des Films von 1,5 Millionen Dollar auf das Doppelte angehoben wurde. So erst wurden die aufwendigen Dreharbeiten möglich die einen der visuell aufregendsten Western hervorbrachten. Die Produktion mietete ganze Landstriche und 5000 Rinder für die Aufnahmen des Trecks, dessen Aufbruch und Abschluß in zwei gewaltigen Schwenks dem Film seine Augenblicke größter Intensität geben: der Schwenk über die wartenden Männer und das Vieh im Morgengrauen vor dem Aufbruch, der einen Eindruck von der Enormität des Unternehmens und der anfänglichen Solidarität derer vermittelt, die daran teilnehmen; und der Schwenk über das majestätisch heranziehende Vieh und den gleichzeitig eintreffenden Zug und die Schienen im Augenblick von Matts Triumph und Rechtfertigung.»Peter Bogdanovich hat diese eindringliche Szene in Die letzte Vorstellung zitiert. Beide Filme, die 23 Jahre auseinanderliegen, sind in Schwarz-Weiß gedreht und umklammern eine Periode Hollywoods, in der die Farbe und das Cinemascope den Western klar dominierten. Bogdanovich wandelte die Aufbruchszene von Red River allerdings zur Schlußszene der letzten Kinovorstellung in einem texanischen Provinzkino um. Anfang und Ende des Westernmythos fallen somit ineinander; und mit dem aufleuchtenden Saallicht erlischt ein für alle Mal jener amerikanische Traum, der in der Aufbruchszene von Red River noch paradigmatisch als ein Urbild der Erschließung des Westens fungierte.« (Jürgen Müller, Filme der 40er).


Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1949
Oscar
Bester Schnitt - Christian Nyby (Nominierung)
Bestes Originaldrehbuch - Borden Chase (Nominierung)
 




Theodor Kotulla in: Filmkritik, 9/1964

Cinema Nr.196 (9/1994), Plakatkarte

Heinzlmeier, Adolf/Schulz, Berndt: Kultfilme (Cinema-Buch), Hamburg 1989

Hembus, Joe+Benjamin: Western-Lexikon (2.Auflage), München 1995

Jeier, Thomas: Der Western-Film (Heyne Filmbibliothek), München 1987

Karasek, Hellmuth: Mein Kino - Die 100 schönsten Filme, Hamburg 1994

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmgenres - Western, Stuttgart/Leipzig 2003

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995

Müller, Jürgen: Filme der 40er, Köln 2006

Thissen, Rolf: Howard Hawks (Heyne Filmbibliothek), München 1987