Fra Diavolo




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1933
Länge
 
90 min.
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
Mono
Format
 
35 mm (1.37:1)
Komödie
Musikfilm


Credits
Regie   Hal Roach, Charles Rogers
Drehbuch   Jeannie MacPherson nach der Oper von
    Daniel F. Auber
Kamera   Art Lloyd, Hap Depew
Schnitt   Bert Jordan, William Terhune
Musik   Daniel F. Auber
Ton   James Greene
Produktion   Hal Roach für Hal Roach Studios/MGM
Verleih   MGM


Erstaufführung
Kinostart
USA
  05.05.1933
D
  05.09.1933 (Wiederaufführung: 1952)
       
TV-Premiere
D
  27.01.1979, ZDF
       
DVD
USA
  18.04.2006 (Warner)


Einspielergebnisse

?



Darsteller
Stan Laurel   (Stanilo)
Oliver Hardy   (Olivero)
Dennis King   (Fra Diavolo/Marquis de San Marco)
Thelma Todd   (Lady Pamela Rocburg)
James Finlayson   (Lord Rocberg)
Lucille Brown   (Zerlina)
Henry Armetta   (Matteo)
Lande Chandler   (Leutnant)
Arthur Pierson   (Lorenzo)
Matt McHugh   (Francesco)
Nina Quartero   (Rita)


Inhalt
Der Bandit Fra Diavolo gibt sich als Marquis de San Marco aus und gewinnt in dieser Verkleidung das Vertrauen einer koketten jungen Dame und ihres reichen, senilen Mannes. Die Vagabunden Stanilo und Olivero entschließen sich, eine Karriere als Straßenräuber zu machen, doch wählen sie als ihr erstes Opfer dummerweise Fra Diavolo. Er befiehlt ihnen zunächst, sich gegenseitig zu hängen, läßt sich dann aber besänftigen und nimmt sie in seine Dienste. Die beiden wollen ihm zur Hand gehen, das reiche Paar auszuplündern. Stanilo stellt sich dabei sehr einfältig an und verrät die wahre Identität seines Herrn. Dadurch geraten die drei in die Hände ihrer Feinde und werden vor ein Erschießungskommando gestellt. Stanilo macht nun seinen Fehler ebenso unfreiwillig gut, wie er ihn begangen hat: er wedelt zufällig mit seinem roten Taschentuch, was einen Stier dazu animiert, das Peloton davonzujagen.

 


Kritik
»Diese burleske Fassung der berühmten komischen Oper von Auber ist die erste und in mancher Hinsicht die beste von Laurels&Hardys Opern-Parodien. Das Drehbuch von Jeannie MacPherson, einer bewährten De-Mille-Mitarbeiterin, folgt ziemlich geradlinig der Vorlage, was das neu hinzukommende Laurel&Hardy-Element nur noch komischer erscheinen läßt. Die Geschichte der beiden bestimmt die ganze Handlung. Der musikalische Teil war bei Dennis King in den besten Händen und Thelma Todd als die kokette Ehefrau wurde den besten Operetten-Traditionen gerecht; als Folge sind auch die Szenen wirklich unterhaltsam, in denen Laurel&Hardy nicht auftreten und werden nicht etwa als Füller zwischen komischen Höhepunkten empfunden. Die zeitgenössischen Kritiken waren denn auch sehr euphorisch: ›Alles was Laurel&Hardy bislang geleistet haben, verblaßt bis zur Bedeutungslosigkeit angesichts der Komik, die sie in diese Opern-Extravaganz einbringen. Noch nie haben sie so viel Enthusiasmus in ihre Arbeit investiert, und nie zuvor strömten ihre Gags auf eine so rapide und alles wegschwemmende Weise. Bei seinen Narreteien zeigt Stan Laurel ein bislang nicht vermutetes Talent, und das, leise und nebenbei gesagt, in einem Maße, daß die Grenzen des Talents seines Partners sichtbar werden.‹

Fra Diavolo ist ein äußerst unterhaltsames Stück Verrücktheit voll angenehmer Musik, romantischem Flair und erstklassigen Laurel&Hardy-Nummern. Die ersten Höhepunkte sind Laurels Versuche, befehlsgemäß Hardy aufzuhängen, ihr lang hingezogener, herzzerreißender Abschied und schließlich das Zusammenbrechen des Baums unter Hardys Gewicht. Noch besser ist eine jener kleinen Vignetten der Frustration, die die beiden so gut beherrschten, in diesem Fall das ›Öhrchen-Kniechen-Näschen‹-Spiel, bei dem Laurel in einem perfekt rhythmisierten Ritual mit den Händen nach Ohren, Nase und Knien greift. Dieser Jux griff sofort auf das Publikum über, und nichts war für die amerikanischen Teenager von 1933 wichtiger, als nach Laurels Muster die schnelle und sichere Koordination der Öhrchen-Kniechen-Näschen-Bewegungen zu beherrschen. Laurels Talent, mit seinen Fingern simple Tricks anzustellen - Tricks, die Hardy verblüffen oder als Bumerang auf Laurel zurückfallen - führen in diesem und manchen der späteren Laurel&Hardy-Langfilme zu vielen ergötzlichen Running Gags.

Der gelungenste Einzelgag in Fra Diavolo aber ist zweifellos eine Wiederaufnahme einer ihrer besten alten Nummern. Völlig betrunken von den vielen Weinproben im Keller kollabieren die beiden in hilflosem Gelächter. Egal, was nun noch passiert, und selbst wenn es ihre Arretierung und drohende Hinrichtung ist, animiert sie zu immer neuen, gewaltigeren Lachsalven. Vom Kichern über das Gucksen bis zum dröhnenden Brüllen baut sich der Orkan des Lachens auf, genährt nicht von äußeren Anlässen, sondern allein von der infektiösen Wirkung des Lachens selbst.« (William K. Everson, Laurel&Hardy und ihre Filme).

Kein Wunder, daß auch die deutsche Presse aus Anlaß der Premiere im Berliner Marmorhaus am 5.9.1933 begeistert war: »Wir lachen, bis uns die Tränen rollen«, hieß es beispielsweise in der Berliner Morgenpost. »Worüber? Über nichts. Aber das ist die größte Kunst dieses köstlichen Komikerpaares wie jedes echten Humoristen: uns grundlos heiter zu stimmen.« Das Fachblatt Der Film registrierte dementsprechend »stürmischen Beifall bei offenen Szenen« und konstatierte mit geschäftsmäßigem Unterton, »daß die MGM wieder einmal das Richtige auf den Markt gebracht hat.« Dies bewies auch die Laufzeit des Films, der unter dem Titel Die Teufelsbrüder in der Originalversion mit deutschen Untertiteln gezeigt wurde: Mit 28 Tagen rangierte er in der Hitliste der erfolgreichsten Uraufführungsfilme des Jahres 1933 immerhin auf dem 6.Platz. Mit ein Grund für den Erfolg dürfte der gewaltige Werbeaufwand gewesen sein, den sich die deutschen MGM-Vertreter hatten einfallen lassen. Nicht ganz so erheiternd wie der Inhalt des Films war das, was diverse Bearbeiter anläßlich der unterschiedlichen (Wieder-)Aufführungen in Deutschland mit ihm anstellten. So wirken die Eingriffe, die die Zensoren der Filmprüfstelle in Berlin am 9.8.1933 vornahmen, aus heutiger Sicht geradezu grotesk. Für die Aufführung in Deutschland fielen zwei winzige Stellen der Schere zum Opfer. Die eine zeigt Ollie, wie er auf Befehl Frau Diavolos von Stanilo an einem Baum aufgeknüpft wird, die andere betrifft eine Unterhaltung, die der Ganovenhauptmann mit der Gräfin führt. Dabei zeigt die Gräfin dem Marquis de San Marco ihre Dessous bis ihre Beine sichtbar werden. Weitaus gravierender fielen die Eingriffe aus, die der Film anläßlich seiner deutschen Fernseh-Erstausstrahlung (nachdem er in den 50er und 60er Jahren im Kino unter den Titeln Dick und Doof - Hände hoch, oder nicht beziehungsweise Dick und Doof - Die Sittenstrolche zweimal wiederaufgeführt worden war): Um das neunzigminütige Werk auf das für die Vorabendserie vorgegebene Format von knapp 25 Minuten zurechtzustutzen, wurde der Film unter dem TV-Titel Brüder des Teufels dreigeteilt, wobei der Schere der ZDF-Verantwortlichen insgesamt eine Viertelstunde Filmmaterial zum Opfer fiel. Immerhin sorgte dann das ZDF dafür das Fra Diavolo am 27.1.1979 innerhalb der Reihe »Lachen Sie mit Stan und Ollie« doch noch ungekürzt über die deutschen Fernsehbildschirme flimmern konnte.



Auszeichnungen

-


Bewertung
 
*
*
*
 


Literatur

Dick, Rainer: Laurel &Hardy - Die größten Komiker aller Zeiten, München 1995

Everson, William K.: Laurel&Hardy und ihre Filme (Citadel Filmbuch), München 1980



Weblinks

IMDB