Lichter der Großstadt




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1925
Länge
 
78 min. (2720 m)
   
Originalfassung:
   
82 min.
   
Fassung von 1942:
   
72 min. (2607.6 m)
Farbe
 
s/w
Tonverfahren
 
stumm / Mono
   
(RCA Sound System)
Format
 
35 mm (1.33:1)
Drama
Abenteuer
Komödie


Credits
Regie   Charles Chaplin
Drehbuch   Charles Chaplin
Kamera   Jack Wilson, Roland Totheroh
Schnitt   Charles Chaplin, Harold McGhean
Musik   Charles Chaplin, Gerard Carbonara, Max Terr
Ton   Mac Dalgleish, Pete Decker, James L.
    Fields, Harold E. McGhan (Schnitt)
Ausstattung   Charles D. Hall
Produktion   Charles Chaplin für United Artists
Verleih   Atlas


Erstaufführung
Kinostart
USA
  26.05.1925
D"
Februar 1926 (Wiederaufführung: 1946)
       
TV-Premiere
D"
  06.04.1969, ZDF
       
DVD
USA
  03.10.2000 (Image Entertainment, Chaplin Box)
USA
  25.05.1999 (Digital Disc Entertainment)
USA
  01.07.2003 (Warner Home Video)
D
  21.10.1999 (Kinowelt)
D
06.11.2003 (Warner, The Chaplin Collection 2)
D
05.08.2005 (Warner)


Einspielergebnisse

?



Darsteller
Charles Chaplin   (Charlie)
Mack Swain   (Big Jim McKay)
Tom Murray   (Black Larsen)
Georgia Hale   (Georgia)
Betty Morissey   (Georgias Freundin)
Henry Bergman   (Hank Curtis)
Malcolm Waite   (Jack Cameron)


Inhalt
Mit vielen anderen Goldgräbern zieht auch Charlie 1889 über den verschneiten Chilkoot-Paß. Während eines Schneesturms sucht er Zuflucht in der Hütte von Black Larsen, wo bald auch Big Jim McKay auftaucht, der auf seinem Claim soeben Gold gefunden hat. Bald leiden die Eingeschlossenen unter Hunger; und auf Black Larsen fällt das Los, Verpflegung zu besorgen. Doch der macht sich aus dem Staub. Charlie kocht voller Verzweiflung schließlich einen seiner Schuhe, dessen Sohle er wie ein Feinschmecker verzehrt, während Big Jim unlustig das Oberleder kaut. Im Hungerwahn hält Big Jim Charlie für ein Huhn, das er vergeblich zu schlachten versucht. Als der Schneesturm nachläßt, trennen sich die beiden. Charlie gerät in eine Siedlung, wo er sich besinnungslos in eine Tänzerin verliebt. Er lädt sie zur Silvesterfeier in seine Hütte ein. Er träumt, sein Besuch sei gekommen, und führt mit zwei an Gabeln aufgespießten Brötchen den berühmten »Brötchentanz« vor. Als er erwacht, läuft er ins Dorf und beobachtet durch das Fenster die fröhliche Feier im Tanzsaal. So verpaßt er den Besuch der Tänzerin, die sich doch noch an seine Einladung erinnert hat. Schließlich trifft Charlie Big Jim wieder, dem er helfen kann, die Hütte und damit seinen Claim wiederzufinden. Gemeinsam durchleben sie noch ein gefährliches Abenteuer, als der Sturm die Hütte über den steilen Abhang weht. Dann können sie Jims Miene gemeinsam ausbeuten und werden Millionäre. Auf einem Schiff drängen sich Fotoreporter um die Glückspilze. Dabei verliert Charlie das Gleichgewicht und stürzt ins Zwischendeck - auf ein Bündel Taue direkt neben seine Geliebte, die nun seine Frau wird.

 


Kritik
»Der Film spielt in der Vergangenheit und in einem Milieu, das dem kleinen Tramp bisher fremd war. Aber hier kämpft er gegen die Elemente wie einstmals gegen die Gefahren der Großstadt. Und er besiegt sie mit der gleichen Naivität, wenn er z.B. in der eintönigen Eiswüste eine Karte hervorzieht und sich traumhaft sicher mit einem Pfeil in Richtung Norden orientiert. Trotzdem ist die Situation jetzt anders: Er leidet hier nicht unter Bedingungen, die man verändern könnte; er leidet mit vielen anderen in einer selbstgewählten abenteuerlichen Situation. Formal ist Chaplin hier auf der Höhe seiner Meisterschaft. Viele Sequenzen des Films sind in die Filmgeschichte eingegangen: das Verzehren des Schuhs, wobei Chaplin mit vornehm gespreiztem Finger die Nägel abschleckt, als seien es Froschschenkel, und den Schuhriemen wie Spaghetti um seine Gabel wickelt; der Brötchentanz; die Szenen in der Hütte, die über dem Abgrund nur durch ein dünnes Seil gehalten wird usw....« (Reclams Filmführer).

In Goldrausch wird die Goldsuche zur Metapher für die vergebliche Jagd nach dem Glück und für die nur an materiellen Werten orientierte Gesellschaft. Wirkliche menschliche Zuwendung erfährt der Tramp nur einmal von Hank Curtis, und dessen Mitleid hat er sich erschwindelt durch eine vorgetäuschte Ohnmacht. Freundschaft und Liebe bleiben ihm verwehrt, auch sein Verhältnis zu Big Jim ist eine Not - und Zweckgemeinschaft: Der Tramp wird von seinem Partner als Arbeitstier ausgenutzt. So ist das Happy End des Films im Wortsinn erkauft, denn der Tramp gelangt zu gesellschaftlichem Ansehen und zu seiner Geliebten Georgia erst als Millionär. Doch büßt er dafür seine Identität ein, er ist nur noch Big Jims Partner - und bleibt selber namenlos. Der plötzliche Reichtum, der einem unwahrscheinlichen Zufall zu verdanken ist und die hektische Vermarktung der märchenhaften Erfolgsstory, setzen außerdem deutlich ironische Akzente. Georgia, die sich stets über den kleinen Mann lustig gemacht hat, hätte ihn als armen Schlucker kaum genommen. Immerhin hat sie, die sich als Tanzgirl verkaufen muß - bei Chaplin ein Synonym für Prostitution - noch Reste echten Gefühls bewahrt.

»Goldrausch zweifellos das Meisterwerk Chaplins, und zwar sowohl im Tragischen als wie im Komischen, die hier, perfekt dosiert, sich gegenseitig bereichern. Chaplin bleibt seinen traditionellen Themen treu: der Verfolgungsjagd, der Mimik, der Choreographie und, auf der thematischen Seite, der Besessenheit vom Erfolg und der schwierigen Suche nach der schwesterlichen Seele, wobei hier allerdings ein neues Element hinzutritt: die Freundschaft unter Männern. Zugleich weichen Satire und Pamphlet zurück zugunsten einer sensibleren und reineren Weltsicht.« (Marcel Martin, Cinema).

Charles Chaplins Goldrausch gilt noch heute als einer der wenigen großen Kinoklassiker und wurde 1958 im Rahmen der Brüsseler Weltausstellung von über 100 internationalen Filmwissenschaftlern zu den zwölf besten Filmen aller Zeiten gerechnet. Goldrausch wurde wohl der geschäftlich erfolgreichste Chaplin-Film - und einer, dessen Erfolg nie nachließ. Chaplin selbst hat 1942 und 1956 jeweils neue mit Kommentar und Musik versehene Fassungen des Films herausgebracht. Auch in Deutschland wurde der Film begeistert gefeiert: »Der allerschönste Film der Welt, der aller-, allerschönste Film, der jemals gemacht worden ist«, schwärmte Willy Haas im Filmkurier (18.2.1926), und der Chefredakteur dieser Zeitung, Hans Feld, hat berichtet, daß bei der Berliner Premiere sich etwas Einmaliges ereignete: Das wild klatschende Publikum erzwang ein da capo des Brötchentanzes während der Vorstellung.



Auszeichnungen
Academy Awards, USA
Jahr
-
Kategorie/Preisträger
1943
Oscar
Beste Musik - Max Terr (Nominierung)
Bester Ton - James L. Fields (Nominierung)
-


Bewertung


Literatur

Nöell Carroll in: Wild Angle, 2/1979-80; Jennifer E. Michaels in: Literature/Film Quarterly, 3/1980; William Paul in: Film Comment, 8/1972

Cinema Nr.187 (12/1993), Plakatkarte

Heinzlmeier, Adolf: Kinoklassiker, Hamburg/Zürich 1986

Hembus, Joe: Charlie Chaplin (Heyne Filmbibliothek), München 1972ff

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995

Wiegand, Wolfgang (Hrsg.): Über Chaplin, Zürich 1978



Weblinks

IMDB