Der Clou




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1973
Länge
 
129 min. (3565 m)
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
Westrex
Format
 
35 mm (1.85:1)
Western


Regie   George Roy Hill
Drehbuch   David S. Ward
Kamera   Robert Surtees
Spezialeffekte   Albert Whitlock
Schnitt   William Reynolds
Musik   Marvin Hamlisch, Scott Joplin,
    John Philip Sousa
Ton   Robert Bertrand, Ronald Pierce
Prod.-Design   Henry Bumstead
Ausstattung   Henry Bumstead, James Payne
Kostüme   Edith Head
Produktion   Richard D. Zanuck, Tony Bill, Julia und
    Michael Phillips für Universal
Verleih   CIC (Video)


Kinostart
USA
  25.12.1973
D
  11.04.1974
       
Videostart
D
  Januar 1983
       
DVD
USA
  31.03.1998 (Universal)
USA
  06.09.2005 (Universal)
D
  02.06.2000 (Universal)
D
  10.07.2003 (Universal)
D
  08.02.2006 (Universal, Oscar-Edition)
  22.05.2000 (Universal)


 
USA
  159616327 $
 
D
 
> 3000000 Zuschauer


Paul Newman   (Henry Gondorff)
Robert Redford   (Johnny Hooker)
Robert Shaw   (Doyle Lonnegan)
Charles Durning   (Leutnant Snyder)
Ray Walston   (J.J. Singleton)
Eileen Brennan   (Billie)
Harold Gould   (Kid Twist)
John Heffernan   (Niles)
Dana Elcar   (FBI-Agent Polk)
Jack Kehoe   (Erie Kid)
Dimitra Arliss   (Loretta)
Robert Earl Jones   (Luther Coleman)
James Sloyan   (Mottola)
Charles Dierkop   (Floyd)
Sally Kirkland   (Crystal)
Avon Long   (Benny Garfield)
Arch Johnson   (Combs)
Ed Bakey   (Granger)
Brad Sullivan   (Cole)
John Quade   (Riley)
Paulene Myers   (Alva Coleman)
Jack Collins   (Duke Boudreau)
Tom Spratley   (Curly Jackson)
Kenneth O'Brien   (Greer)


Chicago 1936. Bei einer seiner vielen täglichen Gaunereien gelingt es Johnny Hooker und seinem Freund Luther Coleman, eine Brieftasche mit einer sehr großen Geldsumme zu stehlen. Sie ist so groß, daß Coleman sich entschließt, auszusteigen und sich mit seinem Anteil einen ruhigen Lebensabend zu gönnen. Johnny Hooker, der noch nicht daran denkt, aufzuhören, gibt er den Ratschlag, sich von Henry Gondorff in die Geheimnisse größerer Betrügereien einweisen zu lassen. Als Hooker erfährt, daß die gestohlene Brieftasche einem Geldboten des reichen New Yorker Spekulanten Doyle Lonnegan gehörte und daß dieser ihnen auf der Spur ist, ist es bereits zu spät: Coleman wird ermordet. Hooker, der inzwischen wegen einer Falschgeldaktion von der Polizei gesucht wird, trifft Gondorff, der auch auf der Flucht vor dem FBI ist. Nachdem ihm Hooker seine Story erzählt hat, beschließen beide, es mit Lonnegan aufzunehmen. Ihre Nachforschungen ergeben, daß Lonnegan eine Schwäche für Pferdewetten und Pokerspiele hat. Daraufhin richten Hooker und Gondorff zunächst einen Buchmacherladen ein. Gondorff trifft Lonnegan »zufällig« während einer Eisenbahnfahrt von New York nach Chicago. Obwohl Lonnegan ein bekannter Falschspieler ist, nimmt ihm Gondorff im Verlauf einer Pokerpartie eine beachtliche Geldsumme ab. Jetzt mischt sich - wie geplant - Hooker in das Geschehen ein und legt den Köder, indem er Lonnegan mitteilt, daß er im zentralen Telegrafenbüro einen Mann sitzen habe, der die neuesten Rennergebnisse etwas zurückhalten könne. Auf diese Art bestünde die Möglichkeit, Wetten abzuschließen, wenn die Rennen tatsächlich schon gelaufen sind. Lonnegan traut Hooker zunächst nicht und besteht auf einem Test. Als Hooker bewiesen hat, daß sein System funktioniert, beschließt Lonnegan, 500 000 Dollar zu setzen. Alles läuft planmäßig, bis kurz vor dem Ziel das FBI auf Gondorffs Spur kommt und das ganze Unternehmen zu scheitern droht. Aber Hooker und Gondorff haben Glück und warten zum Schluß mit einer Überraschung auf.

 


»Der Clou ist ein Phänomen, ein charmantes Leichtgewicht um Gangster und Betrüger im Chicago der 1930er, das zum Oscar-Abräumer wurde und zu einem der Kassenschlager des Jahrzehnts. Von einem unabhängigen Produzenten-Team realisiert, war der Film zwar ein Triumph New Hollywoods, zeigte aber auch, daß die Methoden des alten Hollywood nach wie vor funktionierten, wenn Altbekanntes nur richtig arrangiert wurde. Mit Paul Newman und Robert Redford als Stars und Regisseur George Roy Hill setzten die Produzenten auf das Erfolgstrio der Westernballade Butch Cassidy And The Sundance Kid und spekulierten auf ein Kinopublikum, das in den 1970ern für Nostalgie sehr empfänglich war. Vom Depressionselend der 1930er Jahre ist in Der Clou folglich auch wenig zu spüren. Schon zu Beginn, wenn die Figuren vorgestellt werden, ahnt man, daß pure Kinophantasie folgen wird, kein bemühte Rekonstruktion vergangener Zeiten.« (Jürgen Müller, Filme der 70er). »Der Film erzählt mit einem Minimum an Sentimentalität und einem Maximum an Präzision an Artistik eine märchenhafte Ganovengeschichte. Die physische und emotionale Dichte, die jeden Moment interessant machen, verdankt der Film vor allem seiner faszinierenden Dekor- und Kamerakunst, die das Milieu der 30er Jahre mit überquellenden Mülltonnen, extravaganten Seidenkrawatten, samtigem Licht, bunten Kontrasten und großzügigen Gesten als ferne, nie zum Realismus genötigte Phantasiewelt unaufdringlich schön neu erfindet.« (Siegfried Schober, Der Spiegel). Die authentisch wirkenden Straßenszenen der 30er Jahre bestehen übrigens zu einem Großteil aus Realfilmszenen, die geschickt in ein Matte-Painting-Bild einkopiert wurden.

»Und tatsächlich ist George Roy Hills Film eine reine, höchst unterhaltsame Fiktion, in der historische und historisierende Versatzstücke eine perfekt abgestimmte Mischung ergeben: Scott Joplins agiles Ragtime-Piano, eigentlich der zweiten Dekade des 20. Jahrhunderts verhaftet, bringt eine taschenspielerhafte Leichtigkeit in den Film, die wunderbar mit dem Agieren der Darsteller korrespondiert, Zwischentitel und Wischblenden verbreiten in ihrer manieristischen Antiquiertheit den augenzwinkernden Charme eines Schelmenstücks. Und der anziehende, an Farbfilme der späten 1940er Jahre erinnernde Retro-Look, mit dem Kamera-Veteran Robert Surtees die eindrucksvollen Studiokulissen veredelt hat, verströmt den matten Glanz der guten alten Zeit, von der in den rauhen Unterweltdramen der 1930er Jahre, den klassischen Gangsterfilmen der Warner Brothers, nichts zu sehen war.« (Jürgen Müller, Filme der 70er).

Verglichen mit dem 1969 gedrehten Western-Epos Butch Cassidy And The Sundance Kid ist Der Clou aber ein unerwartet komplizierter Film. Er jagt den Zuschauer von einer Gaunerei zur anderen und scheut sich nicht, das Publikum dann und wann hinters Licht zu führen. M. Kerbel vergleicht in seiner Paul-Newman-Biographie diesen Film mit der Fernsehserie Kobra, übernehmen sie!, denn die verschiedenen Schachzüge des großen Coups erfolgen wie generalstabsmäßig geplant und unter Ausschluß jeglichen Risikos. Macht sich der Zuschauer jedoch die Mühe, den Plot genauer zu analysieren, so gibt der ganze Schwindel wenig Sinn. Aber er erfüllt seinen Zweck als perfekte Unterhaltung.



Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1974
Oscar
Beste Ausstattung - Henry Bumstead, James Payne
Beste Kostüme - Edith Head
Beste Regie - George Roy Hill
Bester Schnitt - William Reynolds
Beste Musik - Marvin Hamlisch
Bester Film
Bestes Originaldrehbuch - David S. Ward
Bester Hauptdarsteller - Robert Redford (Nominierung)
Beste Kamera - Robert Surtees (Nominierung)
Bester Ton - Robert R. Bertrand, Ronald Pierce (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1974
Golden Globe
Bestes Drehbuch - David S. Ward (Nominierung)
 
Goldene Leinwand, Deutschland
Jahr Kategorie
1975

 

Goldene Leinwand

 



 
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Siegfried Schober in: Der Spiegel, 19/1974

Cinema Nr.50 (7/1982), S.95

Charlot, Alain: Die 100 besten Kriminalfilme (Heyne Filmbibliothek), München 1991

Koebner, Thomas (Hrsg.): Filmklassiker, Stuttgart/Leipzig 1995

Müller, Jürgen: Filme der 70er, Köln 2003