The Untouchables - Die Unbestechlichen




Technisches
Land
 
USA
Jahr
 
1987
Länge
 
119 min. (3271 m)
Farbe
 
color
Tonverfahren
 
70 mm 6-Track/Dolby
Format
 
70 mm
   
(2.35 :1, Panavision)


Regie   Brian De Palma
Drehbuch   David Mahmet, inspiriert durch die TV-Serie
    und die Veröffentlichungen von Oscar
    Fraley mit Eliot Ness und Paul Robskye
Kamera   Stephen H. Burum
Spezialeffekte   Albert Delgado
Schnitt   Jerry Greenberg, Bill Pankow
Musik   Ennio Morricone
Ton   Ken S. Polk, Dick Vorisek, Jim Tanenbaum
    (Mischung), Dan Stable (Schnitt)
Prod.-Design   Patrizia von Brandenstein
Bauten   William A. Elliot
Ausstattung   E.C. Chen, Steven P. Sardanis
Kostüme   Marilyn Vance-Straker
Maske   Michael Hancock (Make-up),
    Bette Iverson (Frisuren)
Stunts   Gary Hymes
Produktion   Art Linson für Paramount
Verleih   UIP, CIC (Video)


Kinostart
USA
  03.06.1987
D
  15.10.1987
       
Videostart
D
  13.05.1988
       
TV-Premiere
D
  04.01.1991, Pro7
       
DVD
USA
 

16.01.2001 (Paramount)

USA
  05.10.2004 (Paramount, Special Edition)
D
 

06.06.2001 (Paramount)

D
  01.07.2002 (Paramount, Sean Connery Collection)
D
  02.09.2004 (Paramount, Special Edition)


USA
  76270000 $
 
D
  1139955 Zuschauer


Kevin Costner   (Eliot Ness)
Sean Connery   (Jim Malone)
Robert De Niro   (Al Capone)
Charles Martin Smith   (Oscar Wallace)
Andy Garcia   (George Stone)
Billy Drago   (Frank Nitti)
Patricia Clarkson   (Catherine Ness)
Vittoria D'Ambrosio   (Bowtie)
Richard Bradford   (Mike)
Jack Kehoe   (Walter Payne)


Chicago zu Beginn der 30er Jahre: Der durch Alkoholschmuggel in der Prohibitionszeit reich und mächtig gewordene Gangsterboß Al Capone führt sich auf wie ein mittelalterlicher Despot. Sein weitverzweigtes Imperium umfaßt illegale Schattenfirmen und verästelt sich bis in die Behörden der Stadt. Auf seiner Lohn- und Schmiergeldliste stehen Politiker, Beamte, Richter und Polizisten. Die durch und durch korrupten städtischen Behörden stehen seinem gewalttätigen Treiben ohnmächtig gegenüber. Das FBI in Washington sieht nur noch eine Möglichkeit: Man setzt den Finanzagenten Eliot Ness auf Al Capone an, um ihn wenigstens der Steuerhinterziehung zu überführen. Doch Ness muß sehr schnell feststellen, daß Al Capone mit polizeilichen Mitteln nicht beizukommen ist. Razzien werden von korrupten Polizisten verpfiffen, Stadträte laufen mit dicken Geldbündeln in seinem Büro auf und raten von weiteren Maßnahmen ab. Seine erste Aktion gegen ein geheimes Schnapslager wird ein Schlag ins Wasser. Die Presse schlachtet seine Niederlage hämisch aus - auch die Reporter scharwenzeln und buckeln um den großen Al Capone. Der ergraute irische Streifenpolizist Malone zeigt Ness schließlich, wie man mit unkonventionellen Methoden weiterkommt. Aus der Polizeischule rekrutieren sie den hitzköpfigen Italiener Stone. Vierter im Bunde der Unbestechlichen wird der findige Finanzbuchhalter Wallace. Das Quartett räumt unter Mißachtung aller Spielregeln mit Al Capones Handlangern auf und muß sich auch gegen korrupte Kollegen zur Wehr setzen. Wallace und Malone werden im Laufe der Ermittlungen gegen Capone ermordet, aber am Ende wandert Al Capone - auch wenn nur wegen Steuerhinterziehung - hinter Gitter.

 


Mit der ihm eigenen formalen Brillanz hat Brian De Palma diesen authentischen Fall inszeniert. Seine Liebe zum Detail, ausgeklügelte Kamerafahrten und Einstellungen, Ennio Morricones emotionaler Soundtrack und die lakonisch-präzise Charakterisierung der Personen machen den Film zu einem opulenten Augen- und Ohrenschmaus. Selbst die Gewaltszenen, die De Palma in seinem weitaus oberflächlicheren Gangster-Epos Scarface noch aus der Hand geglitten waren, wirken hier trotz aller Härte dramaturgisch zwingend. Al Capone und seine Widersacher waren nun einmal keine Betschwestern. Manchmal versteigt er sich auch zu ironischen Überhöhungen des Genres, das dann plötzlich als Western daherkommt. Etwa dann, wenn die »Glorreichen Vier« von der berittenen kanadischen »Mountain Police« unterstützt werden. Sie formieren sich dann wie die Indianer in einem John-Ford-Western auf dem Hügel und attackieren die motorisierten Schmugglerbanden. Höhepunkt aber ist der der Treppenszene von Odessa in Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin nachgestellte Showdown im Chicagoer Bahnhof. Da steigert sich diese Gewaltorgie zu einer furios montierten Symphonie in Blei, die gerade durch ihre überdeutlichen Film-Zitate eine Distanz zum gewalttätigen Geschehen schafft.

»De Palma betreibt einen gigantischen Aufwand an akribisch rekonstruierten Kulissen, weniger, um wahre Begebenheiten zu dokumentieren, als um ein Ambiente zu schaffen, das den Hintergrund für den kinoimanenten Kampf des Guten gegen das Böse darstellt. So sind Al Capone und Eliot Ness nicht die Abbilder realer Gestalten, vielmehr archaische Typen, deren Vergangenheit sich aus der Geschichte des Kinos rekrutiert; und so sind die Ereignisse nicht Rekonstruktion von Realität, sondern Paraphrasen anderer Kinogeschichten: ein Bombenattentat, bei dem ein Mädchen ums Leben kommt, ist Hitchcocks Film Sabotage entnommen, die Konstellation der kleinen Polizeitruppe erinnert an die der (Film)-Musketiere, der Höhepunkt ist eine schamlose, freilich virtuos gemachte und von rabenschwarzem Humor durchtränkte Variation des Blutbades auf der Odessaer Hafentreppe aus Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin - das Kino als mystisch übersteigerter Ort, der aus sich selbst heraus lebt und keiner realen Vorbilder bedarf. Die Handlung ist daher sekundär, lediglich Mittel zur Verbindung einzelner Kabinettstückchen. Alles sind Situationen eines bis zur Plakativität effektvollen Großstadtwesterns, der sich in raffinierten Kreisbewegungen, Unter- oder Aufsichten der Kamera gefällt, der bombastisches Bauwerk einer urbanen Art-Deco-Architektur ins Bild rückt und sich an einem Übermaß an Gewalttätigkeiten fasziniert zeigt, die als Kinonaturalismus vorgestellt und allenfalls aus parodistischem Kalkül hinterfragt werden. Erschöpft fragt man sich am Ende nach dem Sinn dieser monströsen Show, die in ihrem Bestreben zu unterhalten viel Spektakuläres bietet, aber wenig tiefer Berührendes, das nachwirken würde.« (Horst Peter Koll, Filmdienst)

»Ein Al-Capone-Thriller nach Brian-De-Palma-Art - das ist monumentale Mord- und Totschlag-Oper, zusammengesetzt aus den Chicago-Ritualen vom Kreuzzug der guten Amerikaner gegen die bösen. Und ganz ohne Zweifel ist diese Imitation des Gangsterkino-Mythos der 20er Jahre, was die dramatischen Effekte und das kostbare Oldtimer- und Revolvermann-Styling betrifft, sensationell. Ein nachgebauter Misch-Klassiker sozusagen, alles feinste Spezialistenkunst der Mythos-Verarbeitung - das reinste Kino-Denkmal des Denkmal-Kinos. Und noch nie habe ich einen Al Capone gesehen wie Robert De Niro: Der fieseste Gangster-Brutalo unter der Sonne. De Niros Gestik ist die des Händlers, der ölig seine Kunden bedient - aber einen Versager unter seinen Handlangern eigenhändig zu Brei schlägt. Die Unbestechlichen, die ausziehen, das Monster zu erledigen. Sean Connery als der alte Cop und Kevin Costner als der junge Fahnder kämpfen gegen das Capone-Syndikat den Kampf gegen den vielköpfigen Drachen: Sie werden in Fallen gelockt, heben ein Whisky-Lager aus, sehen sich mit Familienmord bedroht, stellen ihrerseits Fallen, und um den letzten Zeugen gegen Capone, den Buchhalter, lebendig zu erwischen, ist der große Showdown fällig. Daß Brian De Palma für diesen Showdown Eisensteins berühmte Treppensequenz mit dem rollenden Kinderwagen benutzt, gehört zu der Art von Vermarktungsbrillanz aus zweiter Hand, die den ganzen Film kennzeichnet: Alles ein paar Nummern zu dick, zu pompös, zu genüßlich metzelblutig, immer an legendären Vorbildern orientiert - ein künstlicher Gangster-Western der amerikanischen Postmoderne, superb in unbestechlicher Heldenmoral und ritueller Unterwelt-Ästhetik.«(Ponkie, AZ).

The Untouchables entwickelte sich zu aller Überraschung zu einem Riesenhit, dem auch die meisten Kritiker wohlwollend gegenüberstanden. Zahlreiche Oscar-Nominierungen folgten und Sean Connery konnte die Statuette erstmalig in Empfang nehmen - als bester Nebendarsteller.



Academy Awards, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1988
Oscar
Bester Nebendarsteller - Sean Connery
Beste Ausstattung - William A. Elliott, Hal Gausman, Patrizia von Brandenstein (Nominierung)
Beste Kostüme - Marilyn Vance (Nominierung)
Beste Musik - Ennio Morricone (Nominierung)
 
British Academy Awards, UK
Jahr   Kategorie/Preisträger
1988
British Academy Award
Beste Musik - Ennio Morricone
Bester Nebendarsteller - Sean Connery (Nominierung)
Beste Kostüme - Marilyn Vance (Nominierung)
Bestes Produktionsdesign - William A. Elliott (Nominierung)
 
César, Frankreich
Jahr
  Kategorie/Preisträger
1988
Bester ausländischer Film - Brian De Palma (Nominierung)
 
Golden Globes, USA
Jahr   Kategorie/Preisträger
1988
Golden Globe
Bester Nebendarsteller - Sean Connery
Beste Originalmusik - Ennio Morricone (Nominierung)
 


 
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Michael Althen in: SZ, 19.10.1987; Frank Arnold in: Zitty, 21/1987; Heiko R. Blum in: epd Film, 10/1987; Hellmuth. Karasek in: Der Spiegel, 19.10.1987; Horst Peter Koll in: film-dienst, 21/1987; Peter Kremski in: medien+erziehung, 5/1987; Uwe Schmitt in: FAZ, 15.10.1987

Cinema Nr.113 (10/1987), S.12; Nr.114 (11/1987), Plakatkarte

Müller, Jürgen: Filme der 80er, Köln 2002